Generalstreik in Spanien: Protest gegen Arbeitsmarkt-Reform

Die Gewerkschaften wollten ganz Spanien lahmlegen. Doch längst nicht alle Arbeitnehmer folgten dem Aufruf zum ersten Generalstreik seit acht Jahren.

Beim Eingang ein großen Supermarkts in Madrid schreien spanische Arbeiter im Streik der Polizei Slogans entgegen. Bild: dpa

MADRID dpa | Mit einem Generalstreik haben die Spanier gegen eine Arbeitsmarktreform ihrer Regierung protestiert. Allerdings gelang es den Streikenden am Mittwoch nur zum Teil, die Wirtschaft des Urlaubslandes lahmzulegen.

Nach Gewerkschaftsangaben folgten landesweit 70 Prozent der Beschäftigten dem Aufruf zur Arbeitsniederlegung. Vielerorts war jedoch von dem Streik kaum etwas zu spüren. Die meisten Geschäfte, Kaufhäuser, Gaststätten und Banken waren normal geöffnet. Der Streik traf vor allem Großbetriebe, aber auch Urlauber.

Der Generalstreik war der erste seit acht Jahren und der erste in der Amtszeit des sozialistischen Ministerpräsidenten José Luis Rodríguez Zapatero. Die Regierung betonte, der Ausstand verlaufe "normal", machte aber keine Angaben zur Beteiligung.

Bei Auseinandersetzungen zwischen Streikposten und der Polizei wurden in den Morgenstunden laut staatlichem Rundfunk RNE 16 Menschen verletzt. Landesweit wurden etwa 40 Streikposten festgenommen. Bei den öffentlichen Verkehrsmittel lief ein Minimaldienst, auf den die Gewerkschaften sich mit der Regierung verständigt hatten.

Der Streik traf auch Tausende von Urlaubern. Allerdings waren die Auswirkungen nicht so gravierend wie erwartet. In ganz Spanien wurden nach Angaben der Flughafenbehörde AENA bis zum Vormittag mehr als 500 von 800 geplanten Flügen abgewickelt.

Auf der Ferieninsel Mallorca wurde mehr als die Hälfte der planmäßigen Flüge aufrechterhalten. Die spanische Regierung hatte mit den Gewerkschaften vereinbart, dass auf den europäischen Routen mindestens 20 Prozent der Flüge aufrechterhalten werden sollten.

Der Generalstreik traf vor allem die Großbetriebe und Fabriken. Die Großmärkte in Madrid und Barcelona wurden von Streikposten blockiert, so dass in den Supermärkten weniger Frischwaren angeboten wurden. Die Zeitungen erschienen mit Notausgaben und waren mancherorts gar nicht zu haben, weil der Vertrieb bestreikt wurde. Die regionalen Fernsehsender Telemadrid und mussten Canal Sur mussten ihre Programme unterbrechen. Der staatliche Sender TVE strahlte zum Teil Programmkonserven aus.

Die großen Gewerkschaftsverbände UGT (Allgemeine Union der Arbeiter) und CCOO (Arbeiterkommissionen) hatten aus Protest gegen die umstrittene Reform des Arbeitsmarkts in ganz Spanien zu einer 24- stündigen Arbeitsniederlegung aufgerufen. Die Reform ermöglicht unter anderem leichtere Entlassungen. Die Gewerkschaften sehen darin einen Einschnitt in die Arbeitnehmerrechte.

Die Gewerkschaftschefs Ignacio Fernández Toxo (CCOO) und Cándido Méndez (UGT) bezeichneten den Generalstreik als einen Erfolg. Sie forderten die Regierung zu einem Kurswechsel in der Sozial- und Wirtschaftspolitik auf.

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