Abchasiens Angst vor dem Nachbarn: Symbolische Aufwertung

Südossetien und Abchasien verlangen Unabhängigkeit, meinen aber etwas Grundverschiedenes.

Polizistin in Abchasien zeigt sich demonstrativ mit der russischen Fahne. Bild: dpa

MOSKAU taz Noch ist offen, ob der Kreml der Souveränität der beiden abtrünnigen Republiken Georgiens tatsächlich zustimmt. Die Abstimmung und Empfehlung der Duma haben nur symbolischen Wert. Fände sich Georgien mit der Annektion ab und würde in der Region langsam wieder etwas Ruhe einkehren, hätte Russland außer einem Stück nutzlosen Bodens mit dem Feldzug nichts gewonnen. Frieden hieße Rückzug hinter die neue Grenze. Weder könnte Moskau den Unruheherd nutzen, um Georgien innenpolitisch zu destabilisieren, noch dessen Eintritt in die Nato aufhalten. Georgien als Ganzes wäre auf Dauer für den Kreml verloren. Trotzdem lastete dann der Ruf des Neoimperialisten auf Moskau.

Südossetien möchte Unabhängigkeit erlangen, um sich dann sofort der Russischen Föderation anzuschließen. Zumindest meint dies der herrschende Klan um Präsident Eduard Kokoity. Ohne Russland ist dieser ärmliche Bergflecken nicht lebensfähig. Südossetien sei ein "Joint Venture von KGB-Generälen und einem ossetischen Gangster, die mit dem Geld arbeiten, das Moskau für den Kampf gegen Georgien überweist", meint die russische Kaukasusexpertin und Journalistin Julia Latynina.

Die Situation in der anderen abtrünnigen Republik, Abchasien, stellt sich aus russischer Sicht erheblich komplizierter dar. Abchasien will den Weg des Kosovo einschlagen und sich keineswegs freiwillig Nachbar Russland anschließen. Zwar sind die Abchasen den Russen dankbar, dass sie ihnen Staatsbürgerschaft und Pässe verschafften und damit die Möglichkeit gaben, internationaler Isolation zu entkommen. Doch gibt sich in Abchasien niemand der Illusion hin, Russland täte dies aus reiner Nächstenliebe. Die Angst vor russischer Überfremdung und der Wirtschaftsmacht des Nachbarn ist weit verbreitet.

Im Küstenstreifen am Schwarzen Meer schaut man über das Wasser nach Bulgarien und Rumänien, Richtung EU. Moskau hat daher keine andere Wahl, als den Status quo vor dem Krieg aufrechtzuerhalten oder sich die Republik einzuverleiben, wenn es aus dem Konflikt als Gewinner hervorgehen und sich gleichwertiger Gegenspieler des Westens ins Gespräch bringen will.

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