Schwere türkisch-israelische Krise: Türkei ruft Botschafter zurück

Die Türkei ruft ihren Botschafter aus Israel zurück. Dieser war zuvor einbestellt und vom stellvertretenden Außenminister Ayalon ganz undiplomatisch gedemütigt worden.

Türkische Demonstranten mit Palästina-Fahnen rufen antiisraelische Parolen. Gesehen am 26.Oktober 2009 vor dem israelischen Konsulat in Istanbul. Bild: dpa

Es ist die schwerste Krise in den türkisch-israelischen Beziehungen seit Jahrzehnten. Gestern rief die türkische Regierung ihren Botschafter aus Jerusalem zurück, nachdem dieser am Montagabend vom stellvertretenden israelischen Außenminister Danny Ayalon in "demütigender Weise" vorgeführt worden war. Der Anlass dafür war die letzte Folge einer schon seit Jahren in einem türkischen Privatsender laufenden, sehr erfolgreichen, nationalistischen, aber grob antisemitischen Serie "Tal der Wölfe".

Tatsächlich spiegelt der Vorfall aber vor allem die sich seit Monaten verschlechternden Beziehungen zwischen beiden Ländern wider. Die Zäsur war der letzte Gazakrieg, den die islamisch grundierte Regierung in Ankara nach wie vor scharf kritisiert.

Der türkische Botschafter Oguz Celikkol war nach der Pressekonferenz Erdogans in Ankara zum stellvertretenden Außenminister Ayalon zitiert worden, der ihn erst eine Stunde vor der Tür stehen ließ, dann bewusst auf einem niedrigen Sofa platzierte, demonstrativ die türkische Fahne entfernte und ihn dann im Beisein israelischer Journalisten wegen der Fernsehserie abkanzelte. Botschafter Celikkol sagte anschließend im türkischen Fernsehsehen, er sei in 30 Jahren als Botschafter noch nie "so gedemütigt" worden.

Das löste in der türkischen Öffentlichkeit einen kollektiven Aufschrei aus, wobei völlig unterging, das die Fernsehserie mehr als kritikwürdig ist. Israelische Agenten verschleppen da ein palästinensisches Kleinkind und töten unschuldige alte Menschen, während der türkische Held sich seinen Weg zur Befreiung des Kinds freischießt.

Der türkische Präsident Abdullah Gül ließ gestern erklären, die Türkei erwarte von Israel eine förmliche Entschuldigung, sonst bleibe es bei der Entscheidung, den Botschafter abzuziehen.

Zuvor hatte Ayalon erklärt, er habe zwar in der Sache nichts zurückzunehmen, aber der Umgang mit dem Botschafter sei nicht ganz korrekt gewesen. Auch das Büro von Ministerpräsident Netanyahu teilte nur mit, man bedauere die Form der Auseinandersetzung. Für das israelische Außenministerium war die Fernsehsendung offenbar nur ein Vorwand, um gezielt einen Eklat herbeizuführen.

Innerhalb der israelischen Koalitionsregierung ist der Umgang mit der Türkei stark umstritten. Während Außenminister Lieberman für Härte bis zum Abbruch der Beziehungen plädiert, will Verteidigungsminister Ehud Barak den Konflikt bereinigen. Er hatte für Sonntag eine Reise nach Ankara geplant, um die Spannungen zu abzubauen. Erdogan hat bereits angekündigt, dass er Barak nicht empfangen wird. Ob die Reise noch stattfindet, ist unklar.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.