Israelischer Oberstleutnant verteidigt Krieg: "Die Bodenoffensive ist nötig"

Die israelische Offensive im Gazastreifen fordert immer mehr Opfer. Der Hamas-Experte und Oberstleutnant (d. Res.), Moshe Marzuk, verteidigt Israels Strategie dennoch.

"Die Entwicklungen sind höchst bedauerlich": Israelische Panzer an der Gaza-Grenze. Bild: dpa

taz: Herr Marzuk, ist die Bodenoffensive sinnvoll?

Moshe Marzuk: Natürlich. Die Armee kann ihr Ziel nicht ohne Bodenoffensive erreichen. Sie ist Teil eines stufenweisen Vorgehens, das mit den Angriffen aus der Luft angefangen hat.

Was wird die Armee künftig unternehmen?

Das Nächste wird sein, dass noch mehr Truppen nach Gaza geschickt werden. Möglicherweise wird die Armee Kampfstrategien und -mittel variieren. Die Entwicklungen sind höchst bedauerlich, denn die palästinensische Zivilbevölkerung leidet. Sie ist die Geisel des Terrorregimes, das von Teheran und Syrien unterstützt wird.

Die Hamas ist nach wie vor zu einem Waffenstillstand bereit. Warum tut sich Israel so schwer damit?

Die Bedingungen sind vollkommen unakzeptabel. Die Hamas verlangt offene Grenzen. Gibt es vielleicht zwischen Irak und Syrien offene Grenzen? Sogar die Ägypter lehnen offene Grenzen ab.

Bislang hat sich die Hamas als keine sehr rationale Bewegung bewiesen. Warum sollte der Krieg dies ändern?

Wenn sie sieht, dass ein großer Teil der Kommandanten getötet wurde und die Bewegung Gefahr läuft, weiter geschwächt zu werden, dann wird sie ihre Haltung ändern. Es gibt schon jetzt Signale dafür. Die Führung in Damaskus hat sich an Kairo gewandt mit der Bitte um Vermittlung zur Fatah. Sie strebt Einheit an. Die größte Angst der Hamas ist, dass sie die Kontrolle über den Gazastreifen verlieren könnte, wo zum ersten Mal Muslimbrüder ihren politischen Traum verwirklichen und beweisen, dass es möglich ist, die politische Kontrolle zu übernehmen. Das zu verlieren, wird sie nicht riskieren, sondern versuchen, über die Autonomiebehörde ein Ende der Militäroperation zu erreichen.

Und was würde Ihrer Meinung nach daraufhin folgen?

Die Hoffnung ist, dass man eine Situation schafft, in der ein diplomatischer Prozess in Gang gesetzt werden kann. Möglich ist die Stationierung internationaler oder arabischer Truppen für eine Übergangsphase, die versuchen werden, im Gazastreifen eine Verwaltung zu schaffen, die nach rationaleren Richtlinien agiert, als das heute dort der Fall ist. Das kann die Fatah sein oder die Palästinensische Autonomiebehörde.

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