Syriens Armee in der Protesthochburg Daraa: Hunderte Oppositionelle festgenommen

Die Armee stürmt die Altstadt der Protesthochburg Daraa im Süden des Landes. Auch eine bekannte Menschenrechtsaktivistin wird inhaftiert. Die Protestdemonstrationen gehen aber weiter

Sie werden eingesperrt: Demonstranten in der syrischen Stadt Daraa. Bild: AP

AMMAN/BEIRUT rtr/dapd | In Syrien haben Sicherheitskräfte Hunderte Regierungskritiker festgenommen. In der Protesthochburg Daraa stürmten Soldaten die Häuser in der vom Militär eroberten Altstadt und nahmen zahlreiche Männer unter 40 Jahren fest, wie Augenzeugen und Menschenrechtsgruppen am Montag berichteten. Auch in anderen syrischen Städten seien Demonstranten und Menschenrechtsaktivisten festgenommen worden, darunter die renommierte Regierungskritikerin Diana Dschawabra und der Schriftsteller Omar Chusch.

Die amtliche Nachrichtenagentur Sana meldete, die Armee habe in Daraa Mitglieder einer Extremistengruppe festgenommen, die die Zivilbevölkerung terrorisiert hätte. Bei dem Einsatz seien zehn Extremisten getötet und 499 Verdächtige festgenommen worden. Bei Zusammenstößen seien zudem zwei Mitglieder der Sicherheitskräfte ums Leben gekommen. Die meisten Informationen aus Syrien können von unabhängiger Seite nicht bestätigt werden.

Die Armee hatte zuvor die Altstadt von Daraa mit Panzern beschossen und anschließend gestürmt, wie Augenzeugen berichteten. Damit stieß das Militär ins Herz der Protestbewegung vor. Seit Beginn der Demonstrationen gegen Präsident Baschar al-Assad sind nach Angaben von Menschenrechtsgruppen mindestens 560 Zivilisten von Sicherheitskräften getötet worden. Ungeachtet der massiven Staatsgewalt setzten Tausende Syrer ihre Proteste gegen den autoritär regierenden Assad fort. In der zentral gelegenen Stadt Homs riefen die Demonstranten: "Nieder mit dem Regime!"

Die Menschenrechtsaktivistin Dschawabra gehört zu den stärksten Kritikern der Belagerung von Daraa, das auch ihre Heimatstadt ist. Die 39-jährige Aktivistin wurde ihren Kollegen zufolge am Montag in einem westlichen Stadtteil von Damaskus vom syrischen Geheimdienst festgenommen. "Sie setzen ihre Festnahmen in allen Städten Syriens fort", sagte der Menschenrechtler Ammar Kurabi. "Sie gehen von Tür zu Tür und nehmen wahllos Leute fest. Wir wissen nicht, wie die Vorwürfe lauten. Niemand weiß es." Kurabi sprach am Dienstag von mehr als 1.000 Festgenommenen.

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