Annapolis-Konferenz ohne Iran: Teheran wettert gegen Nahost-Treffen

Aus Sicht des Iran war die Frontbildung gegen die Islamische Republik eines der Hauptziele der Konferenz in Annapolis. Teheran rief zu einer Gegenkonferenz auf.

Warnung vor "neuen Verschwörungen": Irans Präsident Ahmadinedschad Bild: dpa

BERLIN taz Im Vorfeld der Nahost-Konferenz in Annapolis hat Irans Revolutionsführer Ali Chamenei die USA und Israel scharf verurteilt. Der einzige Sinn dieser Konferenz sei der vergebliche Versuch Washingtons, die "permanenten Fehler des zionistischen Besatzerregimes zu vertuschen" sagte Chamenei. Die Konferenz sei von vornherein zum Scheitern verurteilt, denn "der Widerstand der islamischen Welt" werde die "unlauteren Absichten der USA" vereiteln. Der Iran rief zu einer Gegenkonferenz zu Annapolis auf.

Teheran hatte in den letzten Tagen keinen Versuch unterlassen, die Teilnahme der arabischen Staaten an dem Treffen in der amerikanischen Hafenstadt zu verhindern. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna hatte Präsident Mahmud Ahmadinedschad in einem Telefongespräch mit dem saudischen König Abdullah versucht, den Beschluss Saudi-Arabiens rückgängig zu machen. Man könne nicht mit Israel, das "seit sechzig Jahren das palästinensische Volk knechtet", über Frieden verhandeln, sagte Ahmadinedschad laut Irna. Er warnte vor "neuen Verschwörungen", die Washington und Tel Aviv gegen das Volk Palästinas schmiedeten. "Es wäre höchst bedauerlich, wenn der Name Saudi-Arabiens in der Liste der Teilnehmer auftauchte", sagte Ahmadinedschad. "Wir erkennen Israel nicht an, wir werden die Interessen Palästinas verteidigen", soll der König erwidert haben.

Selbst das Bemühen Teherans, die Teilnahme Syriens, des engsten Verbündeten Irans unter den arabischen Staaten, zu verhindern, blieb erfolglos. Noch am Sonntag hatte Irna berichtet, Ahmadinedschad und sein syrischer Kollege Baschir Assad seien sich einig, dass die Konferenz zum Scheitern verurteilt sei. Doch offenbar hat die Zustimmung Washingtons, auch über die Golan-Höhen zu reden, Assad zur Teilnahme bewogen.

Damit war der Iran unter den zahlreichen Akteuren im Nahost-Konflikt das einzige Land, das der Konferenz fernblieb. Genau das gehörte nach Meinung von Kommentatoren zu den Hauptzielen der Konferenz. In der Tat scheint es gelungen zu sein, die Islamische Republik unter den Staaten der gesamten Region zu isolieren. Einige Kommentatoren sehen in der Konferenz sogar eine Frontbildung gegen den Iran, die dank der diplomatischen Aktivitäten der letzten Monate, insbesondere der zahlreichen Reisen der US-Außenministerin Condoleezza Rice in den Nahen Osten, zustande gekommen ist.

Doch der Schuss könnte auch nach hinten losgehen. Denn allen Teilnehmern der Konferenz war von vornherein klar, dass sich die chronischen Konflikte zwischen Israel und Palästina nicht an einem Tag lösen lassen. Genau darauf pocht Teheran. Bereits am Dienstag behaupteten nahezu sämtliche iranischen Zeitungen, der Iran sei das einzige Land, das die Interessen Palästinas und die Rechte der Unterdrückten der islamischen Welt vertrete. Sie werfen den arabischen Staaten Verrat und Kollaboration mit Israel und den USA vor. So gesehen hat die Konferenz eine willkommene Steilvorlage für Populisten wie Ahmadinedschad und seine radikalislamischen Verbündeten geliefert.

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