Ungeschützte Personalakten: Offene Datenbanken bei Lidl

Jeder Mitarbeiter hatte Zugang zu den Abmahnungen und Krankmeldungen der Kollegen. Die Daten gingen auch nach Außen.

Probleme mit dem Datenschutz bei Lidl. Bild: dpa

DUBLIN taz | "Datenschutz ist wichtig für uns", heißt es auf der irischen Webseite der deutschen Supermarktkette Lidl. In der Praxis scheint das nicht zu funktionieren. Wie der Spiegel gestern berichtete, waren hochsensible Daten auf dem zentralen Server des Unternehmens für jedermann innerhalb des Konzerns vorübergehend zugänglich.

Nicht nur die Umsatzzahlen und Einkaufsplanungen waren einsehbar, sondern auch Abmahnungen, Krankmeldungen sowie die Korrespondenz zwischen dem Unternehmen und den behandelnden Ärzten. Insgesamt handelt es sich um mehr als 200.000 Dokumente.

Irgendjemand hat die auch kopiert und einem ehemaligen deutschen Angestellten, der für den irischen Markt zuständig war, zugespielt. Der wollte Lidl die Diskette zurückgeben, doch dort war man zunächst nicht interessiert, da die Daten angeblich nicht brisant seien. Inzwischen ist der Ex-Mitarbeiter jedoch aufgefordert worden, die Daten der Staatsanwaltschaft zu übergeben.

Eine Unternehmenssprecherin bestätigte den Fall indirekt: "Da wir in dieser Sache Strafanzeige erstattet haben, wollen wir aufgrund des laufenden Verfahrens keine weiteren Angaben zu diesem Sachverhalt machen", sagte sie am Sonntag.

Ärger mit dem Datenschutz ist Lidl gewöhnt. Vor einem Jahr ist der Discounter in Deutschland wegen der Bespitzelung von Angestellten zur Zahlung eines Bußgeldes in Höhe von 1,5 Millionen Euro verurteilt worden. Und im April fand man die Krankheitsdaten der Lidl-Belegschaft in dem Mülleimer einer Autowaschanlage in Bochum.

Die Lidl-Geschichte in Irland begann im Jahr 2000, als der erste Supermarkt öffnete. Inzwischen gibt es 110 Filialen, weitere sind in Planung. Lidl gehört wie Aldi zu den Rezessionsgewinnern. Bis vor gut einem Jahr haben vor allem Immigranten bei den beiden deutschen Ketten eingekauft. Dann setzte die Rezession ein, und plötzlich begannen auch die Iren, Preise zu vergleichen.

Seitdem hat ein Preiskrieg zwischen den etablierten Supermärkten wie dem einheimischen Dunnes und den britischen Tesco und Superquinn sowie den deutschen Discountern eingesetzt. Tesco senkte die Preise bei Tausenden Produkten um bis zu 20 Prozent. Dennoch sank der Umsatz: Viele Iren finden, die Reduzierung zeige, wie sehr man jahrelang über den Tisch gezogen worden sei. Lidl und Aldi hingegen erhöhen ihren Marktanteil zurzeit jedes Vierteljahr um rund ein halbes Prozent.

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