Fußball-WM in Südafrika: Adler bleibt zu Hause

René Adler, der erst im März zur deutschen Nummer eins ernannt worden ist, muss an der Rippe operiert werden und sagt seine Teilnahme an der WM ab.

Medizinisch betrachtet wäre es möglich, so Adler. Aber die Schmerzen seien zu stark. Bild: ap

BERLIN taz | Fußballdeutschland braucht eine neue Nummer eins. René Adler, Torhüter von Bayer Leverkusen, kann nicht mitmachen bei der WM. Er lässt sich nun doch operieren. Seine Rippenverletzung, mit der er unter großen Schmerzen ins Bundesligaspiel am 17. April gegen den VfB Stuttgart geschickt wurde, ist schwerer als zunächst angenommen. Adler meinte gestern: "Es wäre mir selbst, meinem Verein und der Nationalmannschaft gegenüber letztlich unverantwortlich gewesen, an der WM teilzunehmen". Die WM abzusagen, sei die schwerste Entscheidung seines Lebens gewesen.

Anfang März erst hatte Bundestrainer Joachim Löw Adler zum deutschen WM-Torhüter gekürt. Es war ein merkwürdig emotionsloser Auftritt, den der 25-Jährige zwei Tage vor dem Testspiel gegen Argentinien (0:1) in München hingelegt hat. Nur eine Handvoll Journalisten verfolgten die Vorstellung von Deutschlands WM-Torhüter. Die Torwartfrage, die vier Jahre zuvor noch die Fußballnation in Oliver-Kahn-Anbeter und Jens-Lehmann-Jünger gespalten hatte, ließ die Öffentlichkeit und selbst die beteiligten Keeper kalt.

Adler oder der Schalker Manuel Neuer? Diese Frage wurde zwar gestellt, die Antwort lautete jedoch meist: egal. Einen großen Torwart hat das einstige Lande der Keeper derzeit nicht. "Ich will daran arbeiten, einmal ein Großer zu werden", sagte Adler bei seiner Präsentation als WM-Eins im März. Das kann er nun erst einmal nicht mehr. Ein Schock ist das für ihn.

Joachim Löw, den Bundestrainer, wird es sicherlich auch ärgern, dass der Torhüter, der mit zwei herausragenden Spielen gegen Russland die WM-Qualifikation sicherzustellen half, nun absagen musste. Aber er hat ja Manuel Neuer. Hätte er den im März zum WM-Keeper ernannt, niemand hätte sich gewundert. Er hat ähnliche Stärken wie Adler, und die paar Schwächen, die er hat, die hat der Leverkusener in seinem Spiel auch. Manchmal stimmt das Timing beim Herauslaufen nicht. Was Neuer besonders gut beherrscht, ist die Spieleröffnung. Sein Abwürfe, die nicht selten erst jenseits der Mittellinie aufkommen, sind beinahe einzigartig in der Liga. Zudem ist er ein guter Fußballer.

Tim Wiese, auch als WM-Fahrer vorgesehen, hält sich für gut genug, um bei der WM im Kasten zu stehen: "Ich weiß nicht, ob ich jetzt die Nummer eins bin. Das muss der Trainer entscheiden." Doch was das Kicken betrifft, kann er mit Neuer nicht mithalten. Risiko heißt es immer dann, wenn ein Mitspieler den Ball zu ihm zurückspielt. Neuer sollte als Nummer eins unumstritten sein. Bis Donnerstag, wenn der erweiterte WM-Kader benannt wird, muss sich Joachim Löw nun noch überlegen, wen er als dritten Torhüter nach Südafrika mitnimmt.

René Adler wird das schon nur noch aus der Beobachterposition verfolgen. Ein Spiel hat er bloß ausgesetzt, nachdem der Rippenbruch festgestellt worden war. Am Samstag spielte er mit einem Brust-Schulter-Polster gegen Hertha BSC. Geholfen hat das nicht. Leverkusens Sportmanager Rudi Völler sagte dem Kölner Express, Adler habe nach dem Spiel "extreme Schmerzen" gehabt.

Erinnerungen dürften aufgestiegen sein in dem jungen Mann. 2006 hat er schon einmal eine schwere Rippenverletzung erlitten. Um ein Haar hätte er damals seine Karriere beenden müssen, weil viel zu spät bemerkt wurde, dass die sechste Rippe links angebrochen war. Wochenlang klagte er über schier unerträgliche Schmerzen. Adler wurde endlich operiert. Eine Titanplatte wurde auf die Rippe gesetzt. Noch einmal will er ein derartiges Schmerzmarathon nicht durchstehen, obwohl ihm die Ärzte gesagt haben, dass es medizinisch möglich wäre, eine WM zu spielen. René Adler aber will wegkommen von den Schmerzmitteln, er will gesund werden. Gute Besserung!

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