Stuttgart im Abstiegskampf: Alles versucht, nichts erreicht

Auch in Hannover kann der VfB Stuttgart seine Talfahrt nicht stoppen. Dennoch spendet Trainer Markus Babbel seinem Team viel Lob und diagnostiziert einen positiven Trend.

Tasci am Boden, der VfB auch. Bild: dpa

HANNOVER taz | Nach der 1:3-Niederlage in der Champions League gegen den FC Sevilla sagte Horst Heldt, der im Vorstand des VfB Stuttgart für Sport zuständig ist: "Wir haben keine Trainerdiskussion. Auch in Hannover ist Markus Babbel unser Trainer." Nun, nach der 0:1-Niederlage vor 34.423 Zuschauern im Niedersachsenstadion gegen Hannover 96, sagte Heldt: "Wir haben keine Trainerdiskussion.

Auch am Dienstag im Pokal gegen Greuther Fürth ist Markus Babbel unser Trainer." Wenn man dann noch dazunimmt, dass Andreas Bergmann, der freundliche Trainer von Hannover 96, "dem Kollegen viel Glück" wünschte, ist klar: Es steht schlecht um den Trainer des VfB.

Mit dem Sieg zog Hannover in den Tabelle an den Stuttgartern vorbei, die nun 14. sind, punktgleich mit dem Vorletzten. "Bitter", nannte VfB-Trainer Markus Babbel diese Niederlage. "Bitter" bezog sich darauf, dass das entscheidende Tor von Didier Ya Konan in der 31. Minute womöglich aus Abseitsposition erzielt worden war. Und darauf, dass Hannover davor und danach keine weitere Torchance hatte. "Ich hab gehört, dass es Abseits war", sagte Babbel, "das passt zu unserer Situation.

Das war schon richtig. Wahr ist aber auch, dass diesem Tor so viele Fehler vorausgingen, dass der Fehler des Schiedsrichterassistenten, wenn es denn einer gewesen sein sollte, nur der letzte einer langen Kette war.

Auf der anderen Seite war der Schiedsrichterassistent sicher, dass das Tor von VfB-Einwechselspieler Ciprian Marica abseits war (73.). Außerdem ging ein Ball von Elson an die Latte (59.), ein Schuss von Thomas Hitzlsperger an den Pfosten (72.). Das Glück, dieses windische Kind, trägt in diesen Tagen kein VfB-Kleid.

Ergebnis: 1:0 (1:0)

Hannover 96: Fromlowitz - Cherundolo, Haggui, Schulz, Rausch - Balitsch - Sofian Chahed, Rosenthal - Bruggink (90.+3 Krzynowek) - Stajner (86. Pinto), Konan Ya (90. Eggimann)

VfB Stuttgart: Lehmann - Osorio, Delpierre, Tasci, Boka - Träsch - Kuzmanovic (61. Marica), Hleb (61. Rudy), Hitzlsperger - Elson (75. Gebhart) - Schieber

Schiedsrichter: Winkmann (Kerken)

Zuschauer: 34 423

Tor: 1:0 Konan Ya (30.)

Gelbe Karten: Konan Ya (3), Sofian Chahed (1), Stajner (1) / Elson (3), Hleb (1), Lehmann (2), Marica (1), Osorio (1), Tasci (3)

"Bitter" trifft es. Und "enttäuschend" trifft es auch. "Wir haben von Anfang bis Ende gekämpft, sind aber nicht belohnt worden. Ich kann niemand einen Vorwurf machen, niemand lässt sich hängen. Hannover hatte nur eine Chance und macht daraus ein Tor", sagte Kapitän Thomas Hitzlsperger verzweifelt.

Die Mannschaft spielte nicht gegen den Trainer. Sie spielte gar nicht. Babbel stellte drei Fußballer ins offensive Mittelfeld, die schon bewiesen haben, dass sie es können: Alexandr Hleb in der Mitte, Elson links und Zdravko Kuzmanovic rechts. Eigentlich viel Kreativität in diesen Köpfen und Beinen, aber nichts davon auf dem Platz. Alle drei hörten den Schlusspfiff auf der Bank. "Wir sind in der ersten Halbzeit zu tief gestanden, wir waren nicht offensiv genug, wir haben uns die Bälle zu weit hinten geholt", analysierte Babbel.

Hleb hatte ein paar gute Momente zu Beginn jeder Halbzeit und war dann zwischen den Grashalmen verschwunden. Er zog die Schultern hoch und breitete die Hände aus: "Ich bin nicht schuld", sollte das wohl heißen. Im Mittelfeld: Fehlpässe und technische Fehler en masse. "Die Mannschaft hat nicht den Eindruck gemacht, als sei sie verunsichert", behauptete Babbel, der seine Jungs für eine "starke Partie" lobte. Da gehörte Mut dazu. Denn wenn das, was der VfB in Hannover zeigte, nicht Verunsicherung ist, dann gibt es keine.

Das wurde in der zweiten Halbzeit etwas besser. Als die drei vermeintlich Kreativen draußen waren, begann der VfB zu kämpfen. Aber nur Arthur Boka als linker Außenverteidiger, Christian Träsch im defensiven Mittelfeld und Julian Schieber im Sturm brachten Kampf und Spiel zusammen. Babbel vermochte dennoch einen "positiven Trend" zu erkennen, auch wenn sich das, wie er selbst zugab, "komisch anhört". Er hofft aufs Pokalspiel gegen Fürth am Dienstag, um "den Knoten platzen zu lassen" und sich "Selbstvertrauen zurückzuholen".

Am Ende der Partie gegen Hannover 96 stand er, die Hände tief in den Taschen, am Spielfeldrand. Er klatschte, ballte die Faust und schrie aufs Feld. Als vier Minuten nachgespielt wurde, stand er schon fast auf dem Spielfeld.

Die letzten beiden Minuten saß er. Er hatte gemerkt, dass seine Mannschaft kein Tor schießen würde. Heute nicht. Die Zuschauer hatten das auch gemerkt. Und die Hannoveraner Spieler. Und Babbels Jungs wussten es auch.

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