US-Baseball : Die Profispielerin

Eri Yoshida füllt den Chico Outlaws das Stadion, denn sie ist die erste Japanerin im amerikanischen Profibaseball.

Eri Yoshida von den Chico Outlaws. Bild: reuters

Chico ist ein beschauliches Städtchen. Die Sommer sind warm und die Winter mild. Die knapp 90.000 Einwohner gehören nicht zu den reichsten in Kalifornien, aber auch nicht zu den ärmsten.

Die Stadt gilt als eine der fahrradfreundlichsten in den USA, der größte Arbeitgeber ist die California State University und das National Yo-Yo Museum hat die umfangreichste Sammlung von Jo-Jos in den Vereinigten Staaten zusammengetragen. Chicos aktuell größte Attraktion allerdings ist kein Spielzeug, sondern eine Spielerin: Eri Yoshida von den Chico Outlaws ist die erste Japanerin, die in einer US-Baseball-Profiliga gegen Männer antritt.

Dabei allerdings ist die 18-jährige Pitcherin bislang nicht allzu erfolgreich. Meist musste Yoshida schon nach wenigen Innings wieder aus dem Spiel genommen werden, weil die Gegner ihr ihre Würfe recht respektlos um die Ohren hauen.

"Sie muss härter werfen", sagt ihr Teamkollege Robby Alcombrack. Der sollte es wissen, denn er ist der Catcher der Oulaws und deshalb dafür zuständig, die Pitches von Yoshida zu fangen - auch am kommenden Freitag wieder, wenn Yoshida gegen Maui Na Koa Ikaika antreten muss.

Härter zu werfen, das könnte aber ein Problem werden, fehlen Yoshida doch die körperlichen Voraussetzungen. Der nur 1,55 Meter große Teenager wiegt kaum die Hälfte dessen, was die anderen Pitcher der Outlaws auf die Waage bringen. Ihr bevorzugter Pitch ist denn auch der sogenannte "Knuckleball".

Der wird möglichst ohne jede Rotation geworfen. Der fehlende Spin sorgt für unvorhersehbare Wendungen in der Flugbahn, die den gegnerischen Schlagmann foppen sollen. Damit dieser Effekt eintreten kann, wird der Knuckleball aber nicht besonders schnell geworfen, ist deshalb sehr riskant und im heutigen Spitzen-Baseball nahezu ausgestorben.

Yoshidas Knuckleballs waren denn auch nicht dazu geeignet, die Profis in der Golden Baseball League zu verwirren. Deren Niveau ist ungefähr mit dem einer dritten Liga zu vergleichen, also wohl zu stark für Yoshida. Zum Vergleich: Der 17-jährige Max Kepler-Rozycki, Deutschlands größtes Baseball-Talent, spielt momentan in einer sechstklassigen Rookie-Liga in Florida.

Trotz aller Probleme auf dem Platz ist die "Knuckle Princess", nun seit Ende Juli, als sie im kanadischen Victoria auflief, die einzige Frau, die in drei Ländern professionell Baseball gespielt hat - und sie ist längst zu einem Star geworden. Der Stadtrat von Chico ehrte sie mit einer Feierstunde und das Trikot, das sie bei ihrem ersten Spiel trug, ist bereits in der "Hall of Fame", dem Baseball-Museum in Cooperstown, ausgestellt.

Die Medienaufmerksamkeit ist riesig und reicht bis nach Japan, wo Yoshida von Kobe 9 Cruise schon als 16-Jährige unter Vertrag genommen wurde. In einer Liga, deren Spiele selten mehr als 2.000 Zuschauer anlocken, sorgt die Rechtshänderin für volle Häuser.

"Das ist schon ziemlich erstaunlich", zeigt sich selbst Kris Honel beeindruckt. Der ist zwar der beste Pitcher der Outlaws, steht aber meist im Schatten von Yoshida: "Ich kann mir nicht mal vorstellen, wie ich das verkraften würde, als 18-Jähriger in einem fremden Land vor all diesen Menschen zu spielen.

Wie Yoshida das verkraftet, ist nicht klar. Ihr Englisch ist nach den wenigen Monaten in den USA immer noch kaum vorhanden, sie kommuniziert eher schlecht als recht über eine Übersetzerin mit Teamkameraden, ihrem Manager und der Presse. So viel immerhin gab sie zu Protokoll: "Ich weiß nicht, ob ich andere begeistern kann, aber ich mag die Idee, dass mehr Frauen Baseball spielen."

Ob solch ein Effekt tatsächlich nachhaltig eintreten wird, muss sich allerdings noch herausstellen. Yoshida ist schließlich nicht die erste weibliche Spielerin, die von einer Profimannschaft verpflichtet wurde. Die letzte war Ila Boders, die 2000 mit 25 Jahren ihre Karriere schon wieder beendete.

Auch sie war kaum über den Status eines Werbegimmicks hinausgekommen. Um dieses Schicksal zu vermeiden, wird Eri Yoshida wohl doch eines lernen müssen: Härter zu werfen, am besten schon am Freitag gegen Maui.

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