Deutsche Turner bei WM: Elegant, aber stinksauer

Die deutschen Turner beenden eine erfolgreiche WM mit einer Reck-Medaille für Florian Hambüchen. Doch das Gesicht des Teams bleibt der überragende Philipp Boy.

Laut Jury kombiniert Philipp Boy den künstlerischen Aspekt des Turnens mit einer persönlichen Note. Bild: dpa

KOPENHAGEN taz | Am Ende war Philipp Boy erst einmal "stinksauer". So sah es jedenfalls Bundestrainer Andreas Hirsch. In der letzten Entscheidung der Titelkämpfe der Turner in Rotterdam hatte Boy eine nahezu perfekte Übung hingelegt. Und wurde doch nur als Vierter am Reck eingestuft - hinter Fabian Hambüchen, der Bronze gewann. Doch Boy blieb die Bronzemedaille mit dem Team, das sensationelle Silber im Mehrkampf und schließlich sogar der Titel als "Elegantester Turner".

Kein Wunder, dass Boy dann doch noch "superglücklich mit der ganzen Woche" war. Als einziger Turner der gesamten Konkurrenz hatte der 23-Jährige drei komplette Sechskämpfe - in der Qualifikation, im Teamfinale und im Mehrkampffinale - absolviert: 18 Übungen ohne einen einzigen groben Fehler. Das fiel auch jener Jury auf, die den mit 5.000 Dollar dotierten Preis für Eleganz vergibt. Philipp Boy und die Japanerin Rie Tanaka galten den Juroren unter über 550 WM-Teilnehmern als diejenigen, welche den künstlerischen Aspekt der Sportart ideal mit einer persönlichen Note kombinieren.

"Die wissen jetzt, es gibt noch einen anderen Deutschen, der ein bisschen Mehrkampf und Reck turnen kann", sagte Boy. Auch Bundestrainer Hirsch stellte zufrieden fest, dass sich "die Gesichter gewandelt haben seit der Europameisterschaft", und spricht von einer "Verdichtung der Konkurrenzsituation in Deutschland". Nachdem es jahrelang Hambüchen allein gewesen ist, der das deutsche Turnen international erfolgreich vertrat, war im Frühjahr Matthias Fahrig, erfolgreichster Teilnehmer der kontinentalen Titelkämpfe, das Gesicht des deutschen Teams. Im Herbst nun ist es Philipp Boy, dessen Mehrkampfleistung auch der alte und neue Weltmeister Kohei Uchimura aus Japan mehr als nur höflich lobte. Hirsch verweist außerdem auf den verletzungsbedingt abwesenden deutschen Meister Marcel Nguyen, ein weiterer Kandidat für das Gesicht 2011. "Sicherlich sehr positiv", fällt Hirschs Fazit nach den Tagen in Rotterdam aus.

Für Boy, der früher oft Nerven gezeigt hat, freute sich Hirsch "ganz dolle". Doch schon ist der Bundestrainer wieder um Bodenhaftung bemüht: "Eine wichtige Frage beim Erfolg ist: Ist er wiederholbar? Schön mit den Füßen auf dem Boden bleiben, damit man weitergehen kann."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.