Fußball-Bundesliga: Hertha darf die Liga von hinten aufrollen

Es war die vierte Niederlage in Folge: Nach dem 1:2 gegen Mainz stehen die Berliner auf einem Abstiegsrang. Kann's noch schlimmer kommen?

Hertha und der Ball - das läuft derzeit nicht Bild: dpa

Florian Kringe humpelte auf gelben Krücken aus den Katakomben des Mainzer Bruchwegstadions Richtung Mannschaftsbus. Der Abgang des gerade erst von Borussia Dortmund gekommen Mittefeldspielers geriet symbolhaft für einen völlig vermaledeiten Nachmittag der Berliner Hertha bei Mainz 05. Schon nach elf Minuten bekam Kringe im Zweikampf mit dem Mainzer Elkin Soto einen Schlag auf den rechten Fuß - und man darf gespannt sein, wie lange Kringe (Mittelfußbruch) und die Hertha brauchen werden, um sich von diesem bitteren Ligaauftakt nach der zweiwöchigen Länderspielpause zu erholen.

Nach dem 1:2 bei Mainz 05 stand für die Berliner der Absturz auf einen Abstiegsrang fest, drei Punkte aus fünf Spielen lautet die bescheidene Ausbeute aus dem misslungenen Saisonstart. "Am kommenden Wochenende gegen den SC Freiburg stehen wir unter Druck", musste auch Manager Michael Preetz zugeben. Die Pleite beim Aufsteiger ließ Trainer Lucien Favre ratlos zurück. "So ein Spiel darf man nicht verlieren", haderte der Schweizer.

Ein einziger Sprint eines bis zu seiner Einwechslung völlig unbekannten Mainzer Nachwuchs stürmers namens Adriano Grimaldi hatte genügt, um die Hertha zu verunsichern. Bis zur 70. Minute hatte sie das Spiel kontrolliert und durch ein Tor des für Kringe eingewechselten Nicu mit 1:0 geführt (50.). Doch dann kam die 70. Minute, ein Rückpass zum Berliner Torwart Drobny, Grimaldi sprintete hinterher, als glaubte er tatsächlich, den Ball erlaufen zu können, und Drobny drosch die Kugel ins Aus. "Grimaldi hat damit das Stadion geweckt und gezeigt, dass wir noch ein paar Tropfen Benzin im Tank haben", erklärte der Mainzer Trainer Thomas Tuchel das Erweckungserlebnis. Grimaldis "Lust, dahin zu gehen, wo es weh tut" (Tuchel), zwang Pejcinovic zu einem Foul im Strafraum, Ivanschitz verwandelte den Elfmeter zum 1:1 (80.), Bancés tolle Einzelleistung brachte in der 86. Minute den verdienten Mainzer Siegtreffer - und den Berlinern Ratlosigkeit und Verzweiflung.

"Wenn du 1:0 führst, dann musst du spielen wie spanische Mannschaften", meinte Herthas Kapitän Pal Dardai kopfschüttelnd: "Kurze Pässe und fummeln." Doch die Hertha präsentierte sich nach der Führung nicht wie eine spanische Spitzenmannschaft: Sie war unfähig, Konter zu Ende zu spielen, dazu kamen viele Fehlpässe. Mit ihrer Bolzplatzeuphorie nach Grimaldis Einwechslung zwangen die Mainzer die Berliner im Schlussspurt immer wieder zu Fehlern und letztlich in die Knie.

Mit dem Personal der letzten Saison hätten die Berliner ein solches Spiel vermutlich nicht mehr aus den Händen gegeben. Aber es fehlten ja nicht nur die abgewanderten Pantelic, Voronin und Simunic. Mit Friedrich, Kacar und Raffael waren in Mainz drei Stützen verletzungsbedingt zum Zuschauen verdammt, Kringe vom Platz gehumpelt und der kolumbianische Zugang Gustavo Ramos saß 80 Minuten auf der Bank. Der Mittelstürmer, der Berlins Stürmchen verstärken soll, kam erst am Freitag von der Länderspielreise aus Südamerika zurück. Einzig das Debüt des von Rasmus Bengtsson war okay.

"Es fehlen im bisherigen Saisonverlauf immer zwei, drei Prozent zum Erfolg", meinte Manager Preetz, der die Spieler nun aufbauen will. Aber der Zeitdruck das fehlende "Quäntchen" (Preetz) aus der Mannschaft herauszukitzeln, ist groß. Schon am Donnerstag beginnt ja die Europa-League-Saison für die Berliner gegen den lettischen Vertreter FK Ventspils.

Von Abstiegskampf wollte Kapitän Pal Dardai nicht reden. Aber er sagte: "Es wird eng."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.