Der Neue vom VfB Stuttgart: Höhenflug ohne Führerschein

Mit seinem neuen Übungsleiter Markus Babbel und einem 3:0-Sieg gegen Cottbus scheint sich der VfB Stuttgart aus der Krise zu ziehen.

VfB-Kapitän Thomas Hitzlsberger (l) im Zweikampf mit dem Cottbuser Stürmer Emil Jula (r). Bild: dpa

COTTBUS taz Roberto Hilbert hatte es fast geschafft, die Kabinentür war wenige Meter entfernt, doch an der Treppe lauerte ihm noch ein Reporter auf. Was macht der Neue anders, was macht er besser, so die Fragen. Details über die Arbeit des Neuen? "Wenn es die gibt, würde ich sie Ihnen nicht sagen." Er lächelte, das Rätsel blieb ungelöst.

Die Sportwissenschaft ist sich nicht einig darüber, ob Trainerwechsel im Profifußball einen positiven Effekt haben. Die neueste Fallstudie findet derzeit in Stuttgart statt. Seitdem der VfB Trainer Armin Veh entließ und Markus Babbel beförderte, spielt die Mannschaft wie ausgewechselt. Dem 1:1 im Uefa-Pokal bei Sampdoria Genua folgten in der Bundesliga ein 2:0 gegen den FC Schalke 04 und an diesem Samstag ein 3:0 beim FC Energie Cottbus. Neuer Trainer, neue Leidenschaft, neuer Erfolg? "Markus Babbel ist ein guter Typ", sagte Thomas Hitzlsperger. "Er geht sehr positiv an die Sache heran." Prompt wird spekuliert, ob Babbel jene kriselnden Spieler mit freundschaftlicher Nähe wieder aufgerichtet hat, die Veh zuvor mit seiner kauzigen Art vergrämt haben könnte. Oder ist es Zufall, dass der tschechische Zugang Jan Simak wochenlang als Fehleinkauf bezeichnet wird, aber unter Babbel zweimal hintereinander trifft? Nachdem Hilbert Stuttgart in Cottbus früh in Führung geschossen hatte (4.), erhöhte Simak in der 63. Minute auf 2:0, den Endstand markierte Sami Khedira (68.). Dass der Sieg gegen mutig anrennende Cottbuser zu hoch ausgefallen ist, werten die Stuttgarter ebenfalls als gemeisterte Reifeprüfung. "Die Mannschaft hat sich gegen das 1:1 gestemmt", lobte Babbel. Der FC Energie ist zurückgefallen auf einen Relegationsplatz und kämpft gegen den Abstieg.

Im ansetzenden Höhenflug fürchtet die Stuttgarter Klubführung bereits das abrupte Ende des Aufschwungs. Berufsanfänger Babbel darf nur mit Sondergenehmigung trainieren, sein offizieller Titel: Teammanager. Matthias Sammer, Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), fordert, dass Babbel ab Mai 2009 den zehnmonatigen Trainerlehrgang in Köln belegt, ein Engagement in Stuttgart wäre somit unmöglich. Die Begründung Sammers, wonach Personen ohne Führerschein auch nicht hinters Steuer dürften, wies Horst Heldt zurück. "Ein Trainer ohne Trainerschein gefährdet ja niemanden", sagte der Manager des VfB. In Cottbus legte er nach: "Wir möchten nichts geschenkt bekommen, doch warum kann so ein Lehrgang nicht länger dauern und dann per Abendschule absolviert werden?"

Es scheint nicht das letzte Wort gesprochen zu sein in dieser Debatte. Der VfB möchte Markus Babbel länger beschäftigen. Am Samstag empfängt Stuttgart zum Abschluss der Hinrunde den FC Bayern, in der Woche darauf trifft der VfB im Uefa-Cup auf Standard Lüttich. Sollte Sammer bei seiner Forderung bleiben, könnte die Stuttgarter Fallstudie um ein interessantes Kapitel bereichert werden. Kann ein neuer Trainer das Niveau halten, wenn er bald schon wieder ein ehemaliger Trainer sein wird?

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