Dirk Nowitzki und die NBA: Im Altenheim zu Dallas

Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks wollen endlich einmal NBA-Champion werden - und starten mit einer Niederlage in die neue Saison.

"An Weihnachten tot": Dirk Nowitzki. Bild: dpa

Es war dann doch wieder alles beim Alten - sogar die Frisur von Dirk Nowitzki. Hatte der deutsche Basketballprofi in der Vorbereitung auf die neue NBA-Spielzeit noch geglänzt mit bunten Stirnbändern und einer zotteligen Matte, die eines Deadhead würdig gewesen wäre, war die Haarpracht zum offiziellen Saisonauftakt wieder auf die seit Jahren übliche Länge zurückgestuft. Ganz ähnlich war es auch mit dem Spiel von Nowitzkis Mannschaft: Die Dallas Mavericks, obwohl eigentlich runderneuert, erinnerten gefährlich an die schlussendlich zumeist enttäuschenden Ausgaben der vergangenen Jahre.

Wieder einmal ging der Heimauftakt verloren, diesmal 91:102 gegen die Washington Wizards. Wieder einmal hatten die Mavericks vor allem in der Defensive Probleme, obwohl man mit Shawn Marion und Drew Gooden zwei ausgewiesene Verteidigungsspezialisten eingekauft hatte. Und wieder einmal verließ sich das Team in der Offensive vor allem darauf, dass Nowitzki traf. Der hatte am Ende zwar 34 Punkte erzielt, aber das mit einer nicht eben überragenden Trefferquote von 40 Prozent aus dem Feld. Der Rest der Mannschaft steuerte kaum etwas bei. Was nicht zuletzt Jason Kidd Sorgen bereitet: "Wenn wir ihn weiter so allein lassen im Angriff, dann ist Dirk an Weihnachten tot", grummelte der Aufbauspieler der Mavericks nach der Niederlage gegen ein Team aus Washington, das einige Experten zum Geheimfavoriten auserkoren haben, weil deren Aufbauspieler Gilbert Arenas zum ersten Mal seit zwei Jahren gesund in eine Saison geht. Der war dann auch mit 29 Punkten und neun Vorlagen hauptverantwortlich für die misslungene Saisonpremiere der Mavericks.

Die wiederum hoffen auf einen ähnlichen Effekt bei Nowitzki. Der hat zum ersten Mal seit Jahren den Sommer nicht mit der deutschen Nationalmannschaft verbracht, sondern sich zuerst auf Kreta und in Südafrika erholt und sich dann ungestört vorbereiten können. Auch die privaten Probleme, die ihn und die Klatschpresse zuletzt beschäftigten, scheinen vorerst gelöst: Seine ehemalige Verlobte, die Hochstaplerin Cristal Taylor, ist zu fünf Jahren Haft verurteilt worden und sitzt nun ein in einem Gefängnis in Missouri, nahezu 900 Kilometer von Dallas entfernt. Zudem hat sich ihre angebliche Schwangerschaft als Lügengespinst entlarvt.

Dass Nowitzki, der bereits das Sorgerecht für das angebliche Kind beantragt hatte, nun nicht von einem schreienden Baby um den Schlaf gebracht wird, dürfte vor allem Mark Cuban gefallen. Der Besitzer der Mavericks hatte dem Deutschen verboten, für die Nationalmannschaft aufzulaufen, ihn dafür aber mit neuen Mitstreitern versorgt, die nun endlich den ersehnten Titel nach Dallas holen sollen. Mit Drew Gooden und dem vorerst noch verletzten Tim Thomas, beides unauffällige, aber fleißige Arbeiter unter den Körben, und dem Multitalent Shawn Marion hofft man in Dallas, endlich das loyale Publikum belohnen zu können: Bei der Niederlage gegen Washington war das American Airlines Center zum 318. Mal in Folge ausverkauft, einmalig in der NBA.

Die treuen Texaner werden allerdings, glaubt man den Experten, weiter warten müssen. Denn auch die Titelfavoriten haben sich systematisch verstärkt. Die Cleveland Cavaliers haben ihrem Superstar LeBron James den gealteren Shaquille O'Neal zur Seite gestellt, die San Antonio Spurs das Allroundtalent Antonio McDyess verpflichtet und Titelverteidiger Los Angeles Lakers haben sogar den größten Transfercoup gelandet: Ron Artest war zwar schon mal ein ganzes Jahre gesperrt, weil er sich mit Zuschauern geprügelt hatte, und gilt als potentieller Störfaktor, aber auch als einer der besten Verteidiger der Welt.

Im Gegensatz dazu kämpfen die Mavericks mit dem Alter. Ob Nowitzki (31 Jahre), Kidd (36), Marion (31), Thomas (32), Jason Terry (32) oder Center Erick Dampier (34): Alle Schlüsselspieler befinden sich bereits in der zweiten Hälfte ihrer Karriere oder sogar an deren Ende. Selbst der immer noch als ewiges Talent gehandelte und bisweilen arg lustlos agierende Josh Howard ist bereits 29 Jahre alt. So gilt für diese neue Version der Mavericks, was schon seit Jahren gilt: Jetzt oder nie. Es ist eben alles beim Alten in Dallas.

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