Eklat beim Davis-Cup in Schweden: Israel nicht willkommen

Leere Ränge, Demos und jede Menge Polizei. Das Davis-Cup-Spiel Schwedens gegen Israel wird zum Politikum. Sogar über eine Absage dachten Politiker nach.

Wenn Israel kommt, geht es nicht mehr um Tennis. Bild: dpa

STOCKHOLM taz Für den Davis-Cup gibt es am Freitag an einigen Schulen in Malmö sogar schulfrei. Nicht damit die Schülerinnen und Schüler die schwedischen Tennisspieler beim Match gegen Israel auf den Tribünen unterstützen können, sondern weil die Stadt Malmö die Schulen in der Nähe des Veranstaltungsorts schließt. Für das Treffen gilt die höchste Sicherheitsstufe. Was nun reale Gefahr, was absichtliche Übertreibung ist - darüber streiten in Schweden nun Sportverbände, Polizei und Politiker.

Der schwedische Tennisverband reagierte. Der Beginn des für Ende Januar geplanten Ticketverkaufs wurde auf unbestimmte Zeit "verschoben". Man befürchtete, dass nicht nur Freunde des weißen Sports, sondern auch Zuschauerinnen und Zuschauer mit blutroten Fahnen Interesse an Plätzen auf den Rängen haben würden. Eine Zeit lang wurde überlegt, die Eintrittskarten über die Tennisklubs im Lande an "vertrauenswürdige" Fans verbreiten zu lassen.

Die Stadtpolitikerinnen und Politiker Malmös machten solchen Planspielen ein Ende und beschlossen Mitte Februar kurzerhand, dass die Begegnung in der "Baltischen Halle" vor 4.000 leeren Tribünenplätzen stattfinden sollte. Offizielle Begründung: Man könne weder die Sicherheit der israelischen Sportler noch die der Allgemeinheit garantieren. Es gebe Drohungen von gewaltbereiten Gruppen, die angekündigt hätten, sie würden "alles" tun, um das Match zu verhindern.

Dass dieses angebliche Drohszenario nicht die ganze Wahrheit war, daraus machte man keinen Hehl. Für Carlos Gonzales-Ramos, Vertreter der Linkspartei im federführenden Sport- und Freizeitausschuss der Stadt, war der Beschluss, vor leeren Tribünen spielen zu lassen, die "zweitbeste" Entscheidung: "Weil die beste, das Match ganz zu stoppen, nicht durchgesetzt werden konnte." Gonzales-Ramos lebte noch in seiner chilenischen Heimat, als Schweden 1975 wegen des Militärputschs seine heimische Davis-Cup-Begegnung gegen Chile demonstrativ vor leeren Tribünen spielen ließ. "Das erregte damals unheimliches Aufsehen in Chile", erinnert er sich: "Und es hat dazu beigetragen, dass das Volk die Kraft fand, die Diktatur zu bekämpfen."

Nicht nur auf den damaligen Chile-Boykott verwiesen sozialdemokratische, linke und grüne PolitikerInnen in Malmö bei ihrer Forderung nach demonstrativ leeren Rängen, sondern auch auf den Sportboykott gegen Südafrika in den Achtzigerjahren. Schon 1968 hatten im schwedischen Båstad gewaltsame Proteste eine Davis-Cup-Begegnung mit Rhodesien verhindert - das Spiel musste damals nach Frankreich verlegt werden.

Der Tennisverband und Politikerinnen und Politiker der konservativen und liberalen Parteien verurteilten, das Vorhaben, vor leeren Tribünen zu spielen, und solche Vergleiche in Bezug auf Israel als völlig überzogen. Karin Mattsson Weijber, Vorsitzende des schwedischen Sportverbands, sprach von einem "inakzeptablem Beschluss". Die - von einer rechten Mehrheit regierte - Stadt Stockholm erklärte sich bereit, das Spiel zu übernehmen, sagte aber nach kurzer Bedenkzeit wieder ab: Die Vorbereitungszeit bis zum kommenden Wochenende sei zu knapp.

Doch die ganze Wahrheit scheint auch dies nicht zu sein. Gab es schon vorher Demonstrationsbereitschaft, so wuchs diese infolge der öffentlichen Debatte über die Partie deutlich. Mittlerweile änderte offenbar auch die Polizei, die den Beschluss Malmös zunächst als unverständlich bezeichnet hatte - man werde keine Probleme haben, die Sicherheit zu gewährleisten -, ihre Einschätzung. Sie rechnet fürs Wochenende nicht nur mit über zehntausend friedlichen Anti-Israel-Demonstrantinnen und Demonstranten, sondern auch mit 1.000 schwedischen und dänischen Autonomen. Polizeichef Håkan Jarborg Eriksson spricht von einem "deutlichen Gefahrenszenario" und hat mehr als 1.000 Polizeibeamte nach Malmö beordert - das größte Polizeiaufgebot, das die Stadt bisher erlebt hat. Auch die israelischen Sportler werden auf Schritt und Tritt von persönlichen Leibwächtern begleitet.

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