Bundesliga: Ivan Klasnic kehrt zurück

Nach seiner Nierentransplantation hat der Profi im Dienst der Regionalligamannschaft von Werder ein geglücktes Comeback im Pokalspiel gegen FC St. Pauli hingelegt.

"Es geht mir gut. Ist doch alles ganz normal, oder?" Bild: dpa

BREMEN taz Am Tag danach ist Ivan Klasnic die Aufregung nicht ganz geheuer. Die Nachfragen, die Glückwünsche, die Anrufe auf seinem Handy. "Natürlich habe ich auf diesen Tag X gewartet", sagte der 27-Jährige nach dem gestrigen Auslaufen. Und wiegelte dann ab: "Es geht mir gut. Ist doch alles ganz normal, oder?" Das war geschwindelt. Es ist nicht normal, wenn einer sieben Monate nach einer Nierentransplantation wieder Fußball spielt. Und so drehte sich vor, während und nach dem 6:4 (2:2)-Pokalsieg im Elfmeterschießen der Regionalligamannschaft von Werder Bremen gegen den FC St. Pauli alles um ihn: den ersten Fußballer, der nach einer so schweren und erst im zweiten Versuch geglückten Operation wieder seinem Beruf nachgeht.

Und dann gleich so: Beide Bremer Tore in der regulären Spielzeit leitete Klasnic ein; und als Trainer Thomas Wolter nach 67 Minuten das Signal zur Auswechslung gab, applaudierten die 15.000 Zuschauer im Weserstadion. Klasnic spornte sein Team von der Bank aus an und wies schließlich Torwart Nico Pellatz vorm Elfmeterschießen an, "bitte zwei Dinger zu halten". Der tat er wie befohlen - fertig war das schöne Comeback.

"Er hat Raffinesse ins Spiel gebracht", erklärte Wolter, der nach der ersten missglückten Transplantation nie an eine Rückkehr Klasnic geglaubt hatte. "Ich habe nur gedacht, hoffentlich wird der je wieder gesund." Der in Hamburg geborene und acht Jahre lang bei St. Pauli spielende Kroate wurde auch von den Gästefans mit "Ivan, Ivan"-Sprechchören gefeiert. "Als die Fans meinen Namen gerufen haben", gab er gerührt zu, "hätte ich weinen können. Es hat schon beim Einlaufen überall gekribbelt."

Im Hochleistungssport ist ein solches Comback praktisch ohne Beispiel. Krasnic, nicht gerade als Trainingsweltmeister bekannt, weiß, dass er nun ein Leben lang auf einem schmalen Grat wandelt. Tag für Tag muss er morgens und abends Tabletten nehmen, die eine Abstoßung der Mitte März eingepflanzten, vom Vater gespendeten Niere verhindern. "Diese starken Medikamente haben erhebliche Nebenwirkungen", sagt Professor Jürgen Klempnauer von der Medizinischen Hochschule Hannover, der Klasnic operierte und ihn weiterhin betreut. Von medizinischer Seite bestehen gegen dessen Rückkehr auf den Platz auch deshalb keine Einwände, weil Klasnic einen Glasfiberschutz trägt, der das Spenderorgan vor Schlägen oder Tritten schützt. "Ein Restrisiko bleibt", sagt Klempnauer, "aber das ganze Leben ist eine Folge von Risiken."

Wie geht es nun weiter bei Werders Nummer 17, die von den Fans nur der "Killer" genannt wird? Sportchef Klaus Allofs und Trainer Thomas Schaaf mahnten Geduld an, die Klasnic aber offensichtlich nicht hat: am 27. September das erste Training bei den Profis, am 25. Oktober die ersten zwei Tore in einem Testspiel der Amateure, nun das Pokalspiel. Auf die Bundesliga-Bühne zurückzukehren, auf der er seinen letzten Auftritt im Dezember 2006 hatte, ist sein erklärtes Ziel. Gestern sagte er: "Ich habe mich gezeigt, ich bin bereit."

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