Schalke schwächelt in Champions League: Katalanische Ballmonopolisierung

Schalke verliert mit 0:1 gegen Barcelona. Trainer und Spieler sind dennoch begeistert von der Leistung des Teams.

Ist doch nicht so schlimm: Halil Altintop tröstet Fabian Ernst nach der Niederlage gegen Barcelona. Bild: ap

GELSENKIRCHEN taz Je später der Abend wurde, je länger der Abpfiff zurücklag, desto besser wurde es, das Schalker Spiel - aus Schalker Optik. Mirko Slomka, der Coach, gab sich alle Mühe, den Auftritt seiner Mannschaft gegen den favorisierten FC Barcelona über den grünen Klee zu loben. Als es gegen Mitternacht ging, hatten beinahe alle Akteure ihrer tiefen Zufriedenheit Ausdruck verliehen. Am eindrücklichsten hatte dies Allrounder Heiko Westermann getan, der ohne einen Anflug von Ironie erklärte: "Wir haben ein Riesenspiel gemacht. Wenn man die ersten 45 Minuten abzieht."

Das war eine ziemlich einseitige Wahrnehmung des Spielgeschehens. Doch solche Logik war notwendig, um der Begegnung aus der Perspektive des Heimteams eine großformatige Note zu verleihen. Wer den Reden, der darin transportierten Genügsamkeit lauschte und sich dazu die Mühe machte, diese Einschätzungen mit der tatsächlichen Leistung abzugleichen, konnte sich nur wundern. Zum einen hatte Schalke 0:1 verloren. Zum anderen machten die Schalker eine sonderbare Erfahrung: Sie trafen auf eine Mannschaft, die offenbar keinen Gedanken daran verschwendete, Zweikämpfe anzunehmen - und die es sich über weite Strecken leisten konnte. Barcelona präsentierte sich gedankenschneller.

Die Katalanen monopolisierten den Ball, ließen ihn lange in den eigenen Reihen kreiseln. Ging der Ball einmal verloren, eroberten sie ihn schnell wieder zurück. So entstand der Eindruck, als renne Schalke ohne Unterlass gegen eine Gummiwand an. Der Einsatz des Heimteams, so beherzt er auch sein mochte, kam oftmals zu spät. Eine Halbzeit lang führten die Katalanen dieses für den Gegner grausame Spiel in Perfektion vor. Drei echte Spitzen - Thierry Henry, Samuel Etoo und Bojan Krkic - beschäftigten die Schalker Defensive. Die Führung entsprach der Überlegenheit, obschon sie glücklich zustande gekommen war: Keeper Manuel Neuer hatte in der zwölften Minute einen Schuss von Henry nicht festhalten können, der Franzose kam unverhofft wieder an den Ball und passte ihn exakt auf Krkic, der mühelos verwandelte.

Die Schalker Ernüchterung nahm allmählich zu, und dass die Mannschaft kein Mittel fand, lag nicht am mangelnden Willen, sondern einfach daran, dass Barcelona über die besseren Fußballer verfügt. Mochten Lionel Messi, Ronaldinho und Deco aus unterschiedlichsten Gründen auch fehlen - die Ideen des brillanten Andrés Iniesta führten zur ersten Chance, die Neuer noch vereiteln konnte. Und sie ermöglichten auch das 1:0.

Der Auftritt des Champions-League-Siegers von 2006 offenbarte erst in der zweiten Hälfte Schwachstellen. Coach Rijkaard sprach nach dem Match ohne Umschweife vom Kräfteverschleiß. Dass dieser bereits nach 45 Minuten einsetzte und Barcelona immer mehr abbaute, dürfte die einzige Chance für Schalke im Rückspiel bedeuten, denn körperlich sind sie ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. Tatsächlich eröffneten sich Chancen, wie sie im ersten Durchgang undenkbar gewesen wären, und der unermüdliche Westermann fand einmal mehr prägnante Worte: Die Katalanen könnten froh sein, "nicht drei Stück gekriegt" zu haben. Deren Coach Frank Rijkaard vermittelte allerdings nicht den Eindruck grenzenloser Dankbarkeit gegenüber den Schalker Fehlschützen. Er rühmte das Engagement seines Teams: "Ich muss meiner Mannschaft einen Glückwunsch aussprechen." STEFAN OSTERHAUS

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