Bei Werder Bermen geht's wieder aufwärts: Mit Mut und Mumm

Werders Mittelfeld-Jungspund Mesut Özil zeigt wieder einmal, was er kann. Deshalb dürfen die Bremer nach dem 2:1-Erfolg gegen Inter Mailand im Uefa-Pokal mitspielen.

Torschütze Claudio Pizarro (r) und Mesut Özil (l) beim Spiel gegen Inter Mailand. Bild: ap

BREMEN taz Es gibt so Nächte, da möchte man keine freie Minute im Freien verbringen. Ein Grad über null, 90 Prozent Luftfeuchtigkeit, und die feuchte Kälte kriecht durch alle Fasern. Warum in aller Welt fror Mesut Özil zu dieser Bremer Mitternachtsstunde nicht? Der 20-Jährige trat nach dem von ihm maßgeblich beeinflussten 2:1 gegen Inter Mailand tatsächlich im schlabberigen T-Shirt und Sommerjacke aus dem Weserstadion nach draußen, um sich zum Überwintern von Werder Bremen im Uefa-Cup zu äußern. "Das macht uns glücklich. Es war wichtig, dass es wieder aufwärtsgeht."

Während hinter dem schmächtigen Deutschtürken dick vermummte Mailänder Gestalten - Zlatan Ibrahimovic, Luis Figo, Adriano - griesgrämig in den aufgeheizten Bus mit dem laufenden Motor flüchteten, palaverte Özil gut gelaunt über diesen schönen Werder-Tag. "Wenn wir Gas geben, sind wir kaum zu schlagen. Aber wir sind ja keine Roboter."

Der U-21-Nationalspieler, dessen Name längst im Notizbuch von Joachim Löw steht, darf durchaus als Symbolfigur für Werders Wankelmütigkeit durchgehen. An guten Tagen - wie gegen Inter, als Özil beide Tore durch Claudio Pizarro (63.) und Markus Rosenberg (81.) einleitete - verkörpert der Junge schon internationale Klasse; an schlechten Tagen erinnern Zweikampf- oder Defensivverhalten an die Kreisklasse.

"Mesut ist schon jetzt ein unverzichtbarer Baustein", erklärte Sportchef Klaus Allofs, "doch man sollte solche Leistungen nicht dauerhaft erwarten." Gleichwohl wäre es für Werders Fortkommen recht dienlich: Auch die nächsten vier Bundesligaspiele wird Diego wegen seines Würgegriffs in Karlsruhe fehlen und Özil ihn ersetzen. "Er soll wie Mesut Özil und nicht wie Diego spielen", beteuert Trainer Thomas Schaaf, wohl wissend, dass Özil schon häufiger erklärt hat, die Zehner-Rolle sei ihm auf den Leib geschneidert: "Da habe ich in Gelsenkirchen schon in der Jugend gespielt."

Diegos Absenz diente übrigens nicht nur dem Aufblühen Özils. "Die Mannschaft ist als Gruppe enger zusammengerückt", glaubte Allofs beobachtet zu haben: Zumindest für ein - auf längere Sicht wohl - letztes Champions-League-Spiel demonstrierten die Grün-Weißen ihre Paradeseite; mit Mut und Mumm, mit Lust und Leidenschaft bezwangen sie einen italienischen Titelträger, der dieses Pflichtspiel als recht überflüssig empfand. Dass das lethargische Internazionale von Impresario José Mourinho nun gar auf Gruppenplatz zwei abgerutscht ist, kommentierte der portugiesische Trainer in dem ihm eigenen Selbstverständnis. "Dass wir jetzt nur Zweiter sind, ist Pech für den Gruppenersten, der uns im Achtelfinale bekommt. Wir nehmen es mit Manchester oder Barcelona auf."

Werder also nimmt wieder mal den Hinterausgang von der internationalen Bühne, ohne sich ganz zu verabschieden. Allofs: "Champions League ist toll, Uefa-Cup ist auch gut: Als Motivation für die Mannschaft und das Umfeld gestaltet das die Saison viel interessanter." Das ist dank der Möglichkeit, Zwischenrunde und Achtelfinale selbst vermarkten zu dürfen, wohl rund 3 Millionen Euro wert.

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