Hertha verliert auch mit Funkel: Neuer Trainer, gleiches Ergebnis

Hertha BSC Berlin beginnt gut gegen den Hamburger SV – und bricht dann heftig ein. Am Ende steht ein 1:3 und der sichere 18. Platz.

Sieht nicht so aus, als würde der neue Job Spaß machen: Herthas Trainer Friedhelm Funkel am Sonntag im Olympiastadion Bild: dpa

Es hatte doch alles so gut angefangen. Genau so, wie es sich wahrscheinlich Hertha-Kapitän Arne Friedrich erträumt hatte. Er, der von Teilen der Medien als Königsmörder des geschassten Trainers Lucien Favre ausgemacht wurde, und sich deshalb mächtig gekränkt geäußert hatte, köpfte gegen den Hamburger SV schon in der 8. Minute zur 1:0-Führung ins Tor. Demonstrativ nahm er den langen Marsch in die über 100 Meter entfernte Fankurve auf sich. Vermutlich um zu zeigen, dass er die in tyischer Hertha-Lyrik verfasste Botschaft verstanden hatte, die die erbosten Fans per Transparent hochgehalten hatten: "Unsere Fahne auf eurer Brust prägt euch das ein: Das heißt Blut, Rotz, Kampf für unseren Verein."

Doch dann begann Hertha völlig unvermittelt, sich wieder selbst zu demontieren und besiegelte frühzeitig seine siebte Bundesliga-Niederlage in Folge. Am Ende siegte der HSV mit 3:1.

Friedhelm Funkel, der erst knapp 28 Stunden vor dem Anpfiff als neuer Trainer vorgestellt wurde, musste hilflos mit ansehen, wie sein neues Team den bis dahin relativ harmlosen HSV auf die Siegerstraße brachte. Zuerst köpfte Kaka (24.) zur Überraschung aller, ohne sonderlich bedrängt zu werden, eine HSV-Flanke ins eigene Tor. Kurz darauf wurde der erst 19-jährige Keeper Sascha Burchert zum Protagonisten der Partie. Burchert, der schon früh (32.) für den verletzten Timo Ochs ins Tor kam, erwies sich als völlig kopflos. Kurz vor der Halbzeit stürmte er innerhalb von 120 Sekunden zweimal aus seinem eigenen Strafraum heraus und musste dann mit ansehen wie er jeweils von David Jarolim und Zé Roberto zweimal überlupft wurde.

In der Halbzeitpause war Funkel vor allem als Gesprächstherapeut gefragt. Er gilt in der Branche als ausgewiesener Fachmann für irrlichternde Bundesligaklubs, wenn auch mit dem Stigma behaftet, blutleer und visionslos zu sein.

Gegen dieses Bild kämpfte Funkel bereits am Wochenende mit Verve an, indem er "in Neudeutsch" versicherte, es sei ein "geiles Gefühl" wieder Bundesligatrainer zu sein. Zudem adelte er den Tabellenletzten trotz seiner Misere als "Topclub".

Nach dem Spiel gegen den Hamburger SV hören sich diese Worte erst recht wie Hohn an. Gewiss ist jedenfalls, dass Funkel in Berlin die Chance hat, sein Meisterstück als Abstiegsexperte abzuliefern. Ein so haltloses Team wieder auf die rechte Bahn zu bringen, das ist eine echte Herausforderung. Auch in der zweiten Hälfte, als Hertha sich um seine Ehrenrettung bemühte, gelang nicht viel. Die größten Chancen entstehen bei Hertha nach wie vor nur aus Standardsituationen. Kacar verfehlte nach einem Eckball in der 62. Minute das Tor nur knapp. Ansonsten hatten die Hamburger wenig Mühe, die Berliner in Schach zu halten. Auch für Arne Friedrich, der auf der von ihm ungeliebten Außenverteidigerposition spielte, wurde die anfänglich so verheißungsvolle Partie zum Albtraum.

Nun hat Funkel durch die Länderspielpause immerhin 14 Tage Zeit, mehr Einfluss auf das Spiel der desolaten Hertha zu nehmen. Dann steht dem Tabellenletzten Hertha ein schicksalsträchtiges Spiel beim Vorletzten, dem 1. FC Nürnberg, an. Davor kann man schon einmal in der Europa-League gegen den holländischen Klub Heerenveen üben. Einen anderen Zweck dürfte der internationale Wettbewerb für Hertha nicht mehr erfüllen.

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