daily dope: Neues aus der bunten Drogenwelt

Hingis Urin lügt, DNA- und RNA-Moleküle ermöglichen Genmanipulationen und der gefallene Ullrich, hat vielleicht was fließen lassen.

Was verbirgt Hingis hinter dieser Hand? Bild: dpa

Dope I: Bonds gegen Sternchen

Der unter Dopingverdacht stehende Baseballprofi Barry Bonds will seine mögliche Aufnahme in die Ruhmeshalle der Major League Baseball (MLB) boykottieren. Grund dafür sind Pläne, den Rekordball des Homerun-Königs mit einem Stern zu bedrucken, bevor er in der Halle ausgestellt wird, um darauf hinzuweisen, dass diese Bestmarke nicht mit rechten Dingen zustande gekommen ist. "Ich werde nie in der Ruhmeshalle sein. Niemals. Man kann diesem Spiel nicht einfach einen Stern aufdrucken", schimpfte Bonds. Der Stern soll für den Glauben vieler Fans stehen, die Aussage von Bonds, er habe nie Steroide benutzt, sei eine glatte Lüge.

Der Ball, mit dem der Star der San Francisco Giants seinen 756. Homerun schlug und damit die alte Bestmarke von Hank Aaron übertraf, wurde kürzlich vom Modedesigner Mark Ecko für 750.000 Dollar erworben. Ecko startete eine Fanbefragung, was er mit dem Ball tun solle, bevor er ihn der Ruhmeshalle übergebe. Die Mehrzahl der Baseball-Anhänger hatte sich für den Stern entschieden.

Dope II: Wada gegen Gendoping

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) entwickelt derzeit Testmethoden zum Nachweis für Gendoping. Das sagte Wada-Chef Richard Pound der britischen Ausgabe der Financial Times. "Wir arbeiten daran, um bereit zu sein, wenn diese Techniken genutzt werden", sagte der Kanadier. Pound glaubt, dass Gendoping in fünf bis sechs Jahren möglich sein wird und auf lange Sicht Medikamente ablösen wird. Pound zufolge haben Wissenschaftler bereits erste Erhebungen durchgeführt, wie Gendoping sich auf die Leistungsfähigkeit von Sportlern auswirkt.

Allerdings befindet sich die Entwicklung von Nachweismethoden in einer so frühen Phase, dass die Forscher derzeit noch mit Ratten experimentieren. Streng genommen versteht man unter Gendoping das Einschleusen von DNA- oder RNA-Molekülen (Vektoren) in den menschlichen Organismus, sodass die körpereigene Produktion von Hormonen oder Peptiden angeregt bzw. gehemmt wird. Heikel ist vor allem, die veränderte DNA an- und auszuknipsen, um richtig zu dosieren.

Dope III: Franke gegen Ullrich

Im Rechtsstreit zwischen Jan Gaga-Ulle Ullrich und dem Heidelberger Molekular-Biologen Werner Franke wird das Hamburger Landgericht am 30. November sein Urteil fällen. Dopingexperte Werner Franke hatte behauptet, Ullrich habe mindestens 35.000 Euro an den spanischen Blutdopingspezialisten Eufemiano Fuentes für Dopingmittel gezahlt. Dagegen hatte der gefallene Toursieger von 1997 eine einstweilige Verfügung erwirkt. Nun muss das Hamburger Landgericht in der Sache entscheiden. Es muss festgestellt werden, ob das Geld geflossen ist oder nicht. Nach dem ersten Verhandlungstag erweiterte Franke nun seine Vorwürfe. Ullrich habe insgesamt 120.000 Euro an Fuentes gezahlt. Franke erklärte am Freitag, der Leiter der spanischen Ermittlungsbehörde Guardia civil habe ihm gesagt, dass die von der Staatsanwaltschaft Bonn mittlerweile ermittelten 25.000 Euro nur die "Anzahlung in diesem Jahr waren, die Gesamtsumme war 120.000 Euro". Ullrich hat bislang stets bestritten, Kunde von Fuentes gewesen zu sein.

Die Schweizerin Martina Hingis, Nummer 19 der Weltrangliste, gab am Donnerstagabend im Rahmen einer Pressekonferenz in einem Züricher Hotel ihren Rücktritt bekannt. Gleichzeitig räumte sie ein, unter Dopingverdacht zu stehen: "Ich werde beschuldigt, während Wimbledon Kokain eingenommen zu haben." Demnach gibt es von der früheren Weltranglistenersten einen positiven Kokain-Befund, der während der All England Championships im Juli in Wimbledon bei einer routinemäßigen Urin-Kontrolle nach ihrer Drittrunden-Niederlage gegen die Amerikanerin Laura Granville festgestellt wurde. Hingis bestreitet die gegen sie erhobenen Vorwürfe: "Ich bin frustriert und wütend. Ich bin der Meinung, dass ich absolut und zu 100 Prozent unschuldig bin." Ein Haartest, den sie in den USA machen ließ und der keinen Befund erbrachte, ist allerdings nicht geeignet, die Unschuld von Martina Hingis zu beweisen. "Damit kann sie nur beweisen, dass sie nicht chronisch gekokst hat", sagte Dr. Beat Villiger, Chefarzt des Schweizer NOK.

Hauptgrund für den Rücktritt der einst weltbesten Tennisspielerin und jüngsten Nummer eins aller Zeiten ist die Kokain-Affäre aber angeblich nicht. "Tatsache ist: ich werde des Dopings verdächtigt", sagte Hingis in Zürich: "Daneben haben die anderen Faktoren wie mein Alter und die Probleme, die ich diese Saison mit der Hüfte hatte, dazu beigetragen, dass ich mich entschieden habe, nicht mehr auf der Tour Tennis zu spielen." Außerdem habe sie keine Lust, "mich mit den Anti-Doping-Behörden zu streiten". Hingis hat bereits ihre Anwälte eingeschaltet, ihr droht bei einer Bestätigung der Dopingprobe eine Sperre. Die gebürtige Slowakin, die bereits ihre Sponsoren informiert hatte, begründete die Verpflichtung von Juristen damit, "alleine gegen die Doping-Maschinerie keine Chance zu haben".

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.