Nach Rauswurf des Ex-DDR-Dopingtrainers: "Nicht in der Opferrolle"

Der Präsident des Deutschen Leichtathletikverbandes, äußert Verständnis für die Sportler, die sich hinter Werfercoach Goldmann gestellt haben. Kritik fehlt aber nicht.

Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletikverbandes, stellt einiges klar in der Diskussion um den Werfercoach Goldmann. Bild: dpa

Werner Goldmann muss weiter draußen bleiben. Die 20 ehemaligen und aktiven Athleten, die sich am Montag in einem offenen Brief an den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), den Deutschen Leichtathletikverband (DLV) und das Bundesinnenministerium hinter den Trainer mit Dopingvergangenheit gestellt haben, dürfen nicht darauf hoffen, dass Goldmann seinen Job als Bundestrainer zurückerhält. Das hat Clemens Prokop, der Präsident des DLV, der taz gegenüber deutlich gemacht. In den Förderrichtlinien des Bundesinnenministeriums ist festgeschrieben, dass ein Trainer, dem Dopingpraktiken nachgewiesen wurden, keine mit öffentlichen Geldern geförderte Trainerstelle besetzen darf.

Ein Berufsverbot, das machte Prokop auch deutlich, sei dies allerdings nicht. "Es steht Goldmann frei, weiterhin als Trainer zu arbeiten." Sollte es dem Vizeweltmeister im Diskuswerfen, Robert Harting, also gelingen, Sponsorengelder für Goldmann aufzutreiben, der Werfercoach könnte wieder ins Geschäft kommen. Der Ton des Briefes, in dem im Zusammenhang mit Goldmanns Entlassung von Amputation die Rede ist, scheint vor diesem Hintergrund unangebracht.

Dennoch, Prokop hat durchaus auch Verständnis für die Athleten. Das teilweise sehr enge, vertrauensvolle Verhältnis von Sportlern und Betreuern sei Motivation der Unterzeichner gewesen: "Sie wollten zum Ausdruck bringen, dass sie es als ungerecht empfinden, wie mit Goldmann umgegangen wird." Eines aber macht Prokop deutlich: "Ich sehe Goldmann nicht in der Opferrolle." Die Ehrenerklärung, die der frühere Trainer der DDR-Kaderschmiede TSC Berlin vor den Olympischen Spielen in Peking unterzeichnen musste, sei eindeutig formuliert gewesen. "Goldmann wusste ganz genau, mit welchen Konsequenzen er zu rechnen hat, wenn er unterschreibt."

Und noch etwas schmeckt dem DLV-Präsidenten gar nicht. Für die Art und Weise, wie im Schreiben Zweifel an der Glaubwürdigkeit anerkannter Opfer des DDR-Dopingsystems geäußert werden, hat er "überhaupt kein Verständnis" und findet es "nicht akzeptabel". Darüber wird noch zu reden sein. Das soll intern geschehen. "Ich halte es nicht für sinnvoll, auf einen offenen Brief mit einem offenen Brief zu antworten", so Prokop.

Der öffentlichen Diskussion darüber, wie der deutsche Sport mit der Dopingvergangenheit etlicher Trainer umgeht, das weiß Prokop sehr wohl, muss sich der Verband indes stellen. Nicht nachvollziehen kann er allerdings die Kritik, man vernachlässige die Aufarbeitung der Vergangenheit, um mit den Erfahrungen der DDR-Trainer erfolgreich ins internationale Medaillenrennen gehen zu können. Gerade der Fall Goldmann zeige doch, dass konsequent gehandelt wird. Die sportlichen Erfolge, die auch dank Goldmann errungen wurden, hätten eben keine Rolle gespielt, als es um die Trennung von dem Trainer ging. Er sagt aber auch: "Sicherlich war es ein Fehler, dass nicht frühzeitig genaue Regularien aufgestellt worden sind, wie mit derartigen Fällen umzugehen ist." Erst über den Umweg der vom DOSB eingeforderten Ehrenerklärung wurde es möglich, einen Mann zu entlassen, dem vorgeworfen wird, Minderjährigen Dopingmittel verabreicht zu haben.

Vielleicht muss sich der DLV ja schon bald wieder mit der DDR-Vergangenheit seiner Trainer befassen. Die DOSB-Kommission, die für Goldmann eine "negative Empfehlung" ausgesprochen hat, untersucht gerade, wie viel die Ehrenerklärungen wert sind, die die Leichtathetiktrainer Klaus Baarck und Klaus Schneider vor Peking abgegeben haben.

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