Fußballer Zidan über den Afrika-Cup: "Nicht zum Beten gezwungen"

Der Kontinentalchampion Mohamed Zidan spricht vor seiner Rückkehr nach Dortmund über den Jubel in Kairo, seinen Coach und den Erzrivalen Algerien.

Farbenfrohe Freude nach Ägyptens Sieg im Afrika Cup. Bild: ap

taz: Herr Zidan, es ist ziemlich laut um Sie herum. Wo befinden Sie sich gerade?

Mohamed Zidan: Mitten in Kairo. Hier ist immer noch ziemlich viel los. Warten Sie, ich suche mir gerade mal ein ruhiges Plätzchen. Hier haben sich in den letzten Tagen auf den Straßen unglaubliche Szenen abgespielt. Es ist Wahnsinn, wie uns die Leute gefeiert haben. Als ich in meiner Heimatstadt Port Said war, um meine Familie zu besuchen, haben sich spontan 6.000 Menschen vor dem Balkon unserer Wohnung versammelt.

Also sind die Fußballer in Ägypten Helden?

Ja klar, wir waren bei unserem Staatspräsidenten Mubarak eingeladen und haben von ihm eine Ehrenmedaille bekommen. Er hat mit der Mannschaft gegessen und den Tag mit uns verbracht.

Sie haben im Finale mit einem Doppelpass das einzige Tor vorbereitet.

Das macht mich sehr, sehr stolz. Vor allem, weil mir das Gleiche beim Afrika-Cup 2008 schon einmal gelungen ist.

Der Stürmer, 28, hat mit Ägypten zwei Mal den Afrika-Cup gewonnen. Von seinem Heimatverein El Masry Port Said kam er über Dänemark 2004 in die Bundesliga, wo er in Bremen, Mainz und Hamburg spielte, bevor er 2008 zu Borussia Dortmund wechselte.

Dabei, so hieß es, wären Sie in der Vorrunde fast aus der Mannschaft geflogen.

Das wurde von den Medien hochgespielt. Weil ich nach meiner Auswechselung gegen Mosambik unzufrieden mit meiner Leistung war, habe ich gegen die Bank getreten. Das war keine Kritik am Trainer, nur Frust. Der Trainer war sauer auf meine Reaktion, doch ich habe ihm erklärt, dass ich seine Entscheidung zu hundert Prozent respektiere.

Die Beobachter aus Europa haben das schwache Niveau beim Afrika-Cup kritisiert.

Das ist übertrieben. Viele Spieler verdienen ihr Geld bei europäischen Top-Klubs, sie garantieren eine hohe Qualität. Vielleicht nicht ganz so hoch wie bei einer Europameisterschaft, aber wir haben auch unsere Weltstars.

Was war wichtiger - der Sieg im Finale oder der im Halbfinale gegen Algerien?

Ganz klar der im Halbfinale. Da war noch eine Rechnung offen, weil wir gegen Algerien die WM-Qualifikation verspielt haben. Nur zwei Monate später haben wir unsere Revanche bekommen und konnten unsere Ehre wieder herstellen.

Sie meinten, es gehe um Leben und Tod. Tatsächlich sind nach der WM-Ausscheidung 18 Menschen gestorben.

Diese Auseinandersetzung hat keinen guten Weg genommen. Fußball ist ein Spiel, davon dürfen wir uns nicht entfernen. Doch nach allem, was passiert ist, glaube ich nicht, dass Spiele zwischen Algerien und uns jemals normal ablaufen werden. Ehrlich gesagt, brauche ich so etwas nicht regelmäßig. So macht Fußball keinen Spaß.

Ihr Trainer Hassan Shehata hat während des Turniers für Aufsehen gesorgt, weil er von seinen Spielern verlangt, gläubige Moslems zu sein.

Wir haben alle einen tiefen Glauben. Und er ist unser Leader. Wir haben beim Afrika-Cup regelmäßig zusammen gebetet. Allerdings zwingt der Trainer uns nicht dazu.

Hätte der frühere Bremer Hany Ramzy als bekennender Christ heute noch einen Platz in der Mannschaft?

Hany Ramzy hat bei uns immer gespielt. Wir haben in Ägypten Respekt vor allen Religionen.

Am Sonntag spielt Dortmund gegen Frankfurt. Was kann der BVB von Ihnen erwarten?

Ich bin fit, voller Motivation, voller Energie und voller Stolz. Ich habe drei Tage gefeiert, jetzt freue ich mich darauf, auf dem Platz Vollgas zu geben.

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