Eisbären Berlin holen DEL-Meistertitel: Nonplusultra auf Kufen

Schon wieder Deutscher Eishockey-Meister: Die Eisbären Berlin dominieren die Liga. Sie verstehen es, Moderne und Tradition vortrefflich zu verbinden.

Stolz wie ein Eisbär: Captain und Coach vor versammelten Fans. Bild: rts

Wie man Meisterschaften feiert, wissen die Profis der Eisbären Berlin inzwischen sehr gut, denn sie gewannen am Mittwochabend schon den vierten Titel im fünften Jahr. Und so nahmen die Dinge in Düsseldorf ihren geordneten Lauf: Nach der Schlusssirene stürzte sich als Erster Berlins Haudegen Stefan Ustorf (35) auf Torwart Rob Zepp, drum herum bildete sich eine satte Traube jubelnder Berliner Eishockey-Spieler.

Es war ein eher leichter Triumph. Die Berliner hatten zwar ein wenig kämpfen müssen, um die Düsseldorfer EG im vierten Final-Spiel mit 4:2 zu bezwingen und die Serie mit 3:1 zu gewinnen - die DEG hatte im zweiten Drittel 2:0 geführt. Doch die Eisbären gönnten ihr nur ein kleines Aufbäumen und machten dann durch Tore der nordamerikanischen Kräfte Tyson Mulock, Steve Walker, Andy Roach und Nathan Robinson kurzen Prozess mit dem achtmaligen Meister aus dem Rheinland.

Dessen Manager Lance Nethery wirkte gar nicht allzu frustriert, als er den Eisbären zur vierten Meisterschaft nach 2005, 2006 und 2008 gratulierte: "Wir haben heute gegen das beste Team der Liga verloren", sagte der Kanadier - immerhin hatten die Eisbären der DEG eine mit 13.000 Besuchern ausverkaufte Halle beschert. Eine Seltenheit in Düsseldorf.

Überhaupt ernteten die Eisbären in der abgelaufenen Saison vor allem Lob. Der Umzug in ihre neues Domizil ist ihnen geglückt - und auch auf dem Eis waren sie das Nonplusultra. Schon die Hauptrunde schloss das Team von Coach Don Jackson auf Platz eins ab und benötigte in den Playoffs nur zwölf Partien bis zum Titelgewinn. Das sportliche Konzept der Eisbären, etabliert von Trainer Pierre Pagé, der von 2002 bis 2007 in Berlin arbeitete, geht von Jahr zu Jahr besser auf. Die Eisbären kombinieren Spieler aus dem eigenen Nachwuchs mit Spitzenpersonal aus Nordamerika, Hauptauswahlkriterien sind Schnelligkeit und technische Stärke.

Zudem setzen die Berliner auf Kontinuität. Elf der Profis, die 2005 Meister wurden, stehen im aktuellen Team. Die meisten Konkurrenten bauen ihre Mannschaften dagegen jährlich komplett um. Natürlich spielt auch Geld eine Rolle, dank US-Milliardär Philipp Anschutz können die Eisbären pro Saison etwa fünf Millionen Euro für Spieler ausgeben. Nur Adler Mannheim steht in der DEL mehr Geld zur Verfügung. Die Hamburg Freezers, ebenfalls im Anschutz-Besitz, dürfen seit Jahren genauso viel wie die Eisbären investieren - ohne erkennbaren Erfolg. Im Viertelfinale brauchten die Berliner vier Spiele, um den Bruderklub auszuschalten.

So stehen die Eisbären mittlerweile fast schon ohne Konkurrenz da in einer Liga, in der viele Vereine einen Überlebenskampf hart am Abgrund führen. Sogar die einst unantastbaren Kölner Haie wären im Dezember 2008 nach sportlichem Absturz und Rückzug ihres Alleingesellschafters fast Pleite gegangen. Apropos Kölner Haie: Die Eisbären sind durch den Umzug in die neue Arena am Ostbahnhof zum deutschen Zuschauer-Primus aufgestiegen. Einen Schnitt von fast 14.000 Besuchern pro Spiel erzielten sie und verdrängten damit die jahrelang führenden Haie vom Spitzenplatz.

Dass dem einstigen EHC Dynamo - mit seinen ostromantisch veranlagten Fans - der Start in der modernen Mitte Berlins derart gut gelingen würde, hätte wohl kaum einer für möglich gehalten. Das liegt vor allem daran, dass die Eisbären zwar ein "Event" veranstalten, dabei aber nicht mit zu viel Kirmes nerven. Geschickt haben die Planer dem Klub so viel Ost-Folklore gelassen, dass sich die Traditionalisten noch zu Hause fühlen, und so wenig, dass die neuen Besucher nicht abgeschreckt werden. So blieben die alten Zuschauer dem Klub treu, dazu konnten sich große Teile der Fans, die früher zu den 2002 aus der DEL verschwundenen Westberliner Capitals gingen, für die neuen Eisbären erwärmen. Die Eisbären sind ein Klub für die ganze Stadt geworden, der seine Erfolgsgeschichte weiterschreiben wird. In einer Liga, die fast erdrückt wird von so viel Erfolg und Glanz.

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