Münchens Olympiabewerbung: Planer ohne Land

Noch immer fehlen den Bewerbern für die Spiele in Garmisch-Partenkirchen etliche Grundstücke. Ihre Eigentümer wollen die Macht nutzen und die Bewerbung stoppen.

Da haben die Planer Glück: Die Skisprungschanze in Garmisch-Partenkirchen steht schon. Bild: dpa

MÜNCHEN taz | Die bayerische Staatsregierung wiegelte immer ab, wenn es um die Grundstücksproblematik in Garmisch-Partenkirchen ging. Die Gespräche laufen, wir sind sehr zuversichtlich. So klangen Ministerpräsident Horst Seehofer und Staatskanzleichef Siegfried Schneider, der federführend die Verhandlungen vor Ort geführt hat. Auch Bernhard Schwank, Chef der Bewerbungsgesellschaft, klang vor wenigen Tagen noch zuversichtlich: "Wir sind weiterhin in Gesprächen", sagte Schwank der taz.

Doch es gab da bereits handfeste Gerüchte, dass die allermeisten Grundstückseigentümer sich weiterhin weigern, ihr Land für die Olympiabewerbung zur Verfügung zu stellen. Nun herrscht wieder offener Krieg in Garmisch-Partenkirchen: Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, haben 59 Grundstückseigentümer die Staatsregierung aufgefordert, bis zum 22. Dezember aus der Bewerbung auszusteigen. Ansonsten wollen sie das Internationale Olympische Komitee informieren, dass ihre Grundstücke für die Spiele nicht zur Verfügung stehen.

Nach taz-Informationen sind rund ein Dutzend der betreffenden Grundstücke für die Bewerbung unverzichtbar. Eines davon liegt im Zielhang der Kandahar-Abfahrt, auf dem anderen sollen die Halfpipe-Wettbewerbe stattfinden. Andere Flächen werden für Zuschauertribünen und Sicherheitsbereiche benötigt. Seehofer-Vasall Schneider beschwichtigte gestern: Die Bewerbung sei nicht gefährdet.

Doch den Olympiaplanern läuft die Zeit davon. Am 11. Januar müssen sie beim IOC die Bewerbungsunterlagen, das Bid Book, einreichen. Um gegen den Hauptkonkurrenten Pyeongchang (Südkorea) punkten zu können, sollten die betreffenden Flächen darin ausgewiesen sein. Ansonsten müsste noch einmal umgeplant werden. Das IOC sieht Umplanungen indes äußerst kritisch - vor allem, wenn sie sich häufen.

Und die Münchner Olympiabewerbung ist ein Musterbeispiel für Umplanungen: das Herzstück des Umweltkonzepts, ein Biosphärenreservat wurde aufgrund geringer Resonanz vor Ort ersatzlos gestrichen. Die Langlauf- und Biathlonwettbewerbe wurden nach Bürgerprotesten in Oberammergau auf ein staatliches Gut verlegt. Und das geplante Mediendorf in Garmisch-Partenkirchen wurde nach Bürgerbeschwerden in eine Kaserne verlegt.

Gibt es nun wieder Umplanungen? "Nein", sagt Bernhard Schwank, "Es wird keine Veränderungen am Sportstättenkonzept geben." Olympiagegner Ludwig Hartmann ist da anderer Meinung: "Ich vermute weiterhin, dass zum Beispiel die Halfpipe-Wettbewerbe nach München verlegt werden." Der grüne Landtagsabgeordnete befürchtet allerdings auch, dass die Bewerbungsgesellschaft gemeinsam mit der Staatsregierung über Enteignungen nachdenkt.

Dabei geht es nicht nur um Olympia 2018, sondern auch um die Ski-WM, die im Februar im Garmisch-Partenkirchen stattfindet. Den Planern fehlt auch hierfür das schon erwähnte Grundstück im Zielhang der Abfahrt. Dem Eigentümer wurde nach taz-Informationen Ende November mit der Enteignung nach Artikel 35 des Bayerischen Naturgesetzes gedroht. Diese Drohung hat die Atmosphäre im Ort erneut vergiftet und ist Hauptauslöser für das Ultimatum der Grundstückseigner, aus der Bewerbung auszusteigen

Ein Ausstieg aus der Bewerbung erscheint undenkbar. Damit hätte sich die bayerische Staatsregierung, die im Frühjahr die Bewerbung zur Chefsache erklärt hat, bis auf die Knochen blamiert. Einen dürfte das weniger stören: Siegfried Schneider. Der Staatskanzleichef verlässt demnächst die politische Bühne.

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