Regeländerungen für das Fernsehen: Schöne neue Kombi-Welt

Die Nordischen Kombinierer hoffen auf eine güldene Zukunft: Durch diverse Regeländerungen will die Sportart attraktiver werden und sich endlich angemessen repräsentiert sehen.

Der mehrfache Weltmeister Ronny Ackermann beim World Cup in Seefeld, Österreich. Bild: dpa

Die deutsche Mannschaft im Weltcup der Nordischen Kombinierer hat nichts zu jammern - möchte man meinen. Ronny Ackermann hat das Gesamtklassement des Vorwinters für sich entschieden, 2007 wurde er zum wiederholten Male Weltmeister, außerdem glänzte die Nachwuchskraft Eric Frenzel, und arrivierte Athleten wie Björn Kircheisen lieferten brav Punkte.

Und doch war es stets zu hören, das immer gleiche Klagelied, dass man sich unter Wert verkaufe, dass man im Fernsehen präsenter sein müsse, dass man attraktiver werden wolle für Zuschauer, Sponsoren und TV-Sender. Deshalb sind die Verantwortlichen in der Kombinationssparte im Frühsommer mit wehenden Fahnen übergelaufen zur Skisprung-Abteilung. Walter Hofer, umtriebiger Renndirektor der Skispringer im Weltverband FIS, sollte die Kombinierer aufhübschen fürs Rampenlicht. Erste Maßnahme war gleich eine umfangreiche Straffungs-Operation: Die bisherigen Wettkampfformen Einzel (zwei Sprünge, 15 km Langlauf) und Sprint (ein Sprung, 7,5 km Langlauf) werden fortan ersetzt durch eine neue Wettkampfform: Gesprungen wird einmal, gelaufen werden zehn Kilometer. Nach einer Testphase im Sommer geht es für die Kombinierer am Wochenende in Kuusamo erstmals auf diese Art um Weltcuppunkte. "Unsere Disziplin wird attraktiver und einfacher für die Zuschauer - und sicher besser angenommen." Ronny Ackermann glaubt an eine güldene Zukunft.

Daran glaubt auch Cheftrainer Hermann Weinbuch. Der ehemalige Aktive trauert aber dem Einzelwettkampf doch noch ein wenig nach: "Bei zwei Sprüngen hätte man gerade bei widrigen Windbedingungen noch die Chance, etwas auszugleichen. Das fällt jetzt weg. Der sogenannte Gundersen-Wettkampf mit den zwei Sprüngen war die traditionsreichste Disziplin in der Kombination. "Eigentlich schon schade darum", findet irgendwie auch Ackermann. Aber die Zeiten fordern Veränderungen, sagen die FIS-Strategen.

Deshalb hat man sich arrangiert - in der Hoffnung auf mehr Fernseh-Übertragungen und auf mehr Zuschauer an Schanze und Loipe. "Für mich ist die neue Aufteilung okay", sagt Ackermann. "Man wird sehen, wie man mit dem einen Sprung und der neuen Streckenlänge klarkommt." Sein Sport präsentiert sich jetzt in fernsehgerechtere Happen, ein Springen mit nur einem Versuch pro Athlet geht schnell über die Bühne und ein 10-km-Lauf ist in rund 30 Minuten absolviert. "Weniger ist oft mehr", sagt Hofer dazu und verspricht "Kombination zur besten Sendezeit".

Eine weitere Regeländerung ist zumindest für die deutsche Mannschaft etwas schwerer zu verdauen als die neue Wettkampfform: Nur sieben DSV-Athleten dürfen künftig bei einm Weltcupwettbewerb antreten. Im Gegenzug sollen mehr Nationen als bisher Startrecht im Weltcup erhalten. "Das ist nicht gut für das Niveau der Wettkämpfe", argwöhnt Weinbuch.

Am 9. November ist er mit seinen Schützlingen nach Skandinavien aufgebrochen. "Den Feinschliff" wollten sie sich dort holen: Skispringen in Lillehammer, Langlaufen im nahe gelegenen Sjujoen. Es ist die Gratwanderungen zwischen den unterschiedlichen Teildisziplinen, die im Training kurz vor Saisonstart noch einmal besonders deutlich wird - und nicht ungefährlich ist: "Man darf es weder auf der Schanze noch auf der Strecke übertreiben", sagt Weinbuch.

In den vergangenen Jahren ist der Spagat meist gelungen. Die deutschen Kombinierer waren verlässliche Medaillensammler bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. Und Ackermanns Weltcupgesamtsieg im Vorwinter war eine souveräne Angelegenheit. Der eigenwillige und ehrgeizige Thüringer steckt seine Saisonziele in der Öffentlichkeit möglichst unkonkret ab, er sei ja keiner, der "einfach mal so" ein paar Medaillen verspricht: "Es wird spannender werden, wir werden viele verschiedene Sieger im Weltcup sehen", sagt er. Auch das muss ja nichts Schlechtes sein für die neue, hoffentlich fernsehgerechte Attraktivität der Nordischen Kombination.

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