Internationaler Sportgerichtshof entscheidet: Schüttler darf nach Olympia

Nach zähem Ringen um Teilnahme wird der Halbfinalist von Wimbledon doch nach Peking fahren. Der Tennis-Weltverband protestiert: Er wollte zwei deutsche Spieler nominieren, die weiter vorn auf der Rangliste stehen.

Sieg ist Sieg, wenn auch nicht am grünen Rasen errungen: Rainer Schüttler. Bild: dpa

PEKING dpa Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat ein Machtwort gesprochen und Rainer Schüttler den Weg zu den Olympischen Spielen geebnet. Das Ad-hoc-Tribunal des CAS entschied am Montag, dass der 32 Jahre alte Tennisprofi aus Korbach bei den am Freitag beginnenden Spielen teilnehmen kann und rief damit ungewöhnlich scharfe Kritik des Weltverbandes ITF hervor.

"Ich habe darauf vertraut, dass der CAS eine gerechte Lösung findet", sagte Schüttler. "Ich freue mich riesig und bin glücklich, dass ich in Peking nun spielen darf." Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) reagierte zufrieden und erleichtert auf die CAS-Entscheidung.

"Wir haben schwer dafür gekämpft", sagte DOSB-Generalsekretär Michael Vesper. In Richtung ITF sagte Vesper: "Wer nicht hören will, muss fühlen." DOSB-Präsident Thomas Bach gratulierte per Mail und hieß Schüttler in der deutschen Equipe willkommen. Ob es bei dem vom DOSB nominierten Doppel Nicolas Kiefer/Philipp Kohlschreiber (Hannover/Augsburg) bleibt, wird Teamchef Patrik Kühnen gemeinsam mit den Spielern in Peking entscheiden.

Möglicherweise platzt das etatmäßige Duo auch deswegen, weil Kohlschreiber vom Turnier in Cincinnati mit körperlichen Problemen nach München heimgekehrt war. Nach einem Arztbesuch am Montag wollte sich der 24-Jährige im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa nicht festlegen, ob er überhaupt am olympischen Turnier teilnehmen kann. "Dazu kann und will ich im Moment nichts sagen."

Schüttler hatte 2004 in Athen mit Kiefer Silber gewonnen. Von dem Hannoveraner bekam er direkt nach dem Urteilsspruch eine SMS, in der der 31-Jährige mit den Worten "Jetzt lass uns Doppel spielen" an Athen von vor vier Jahren erinnerte. Als einziger trainiert bislang nur Kiefer in der chinesischen Hauptstadt.

Die ITF reagierte mit Unverständnis auf das CAS-Urteil. "Die ITF ist sehr enttäuscht über die Entscheidung", teilte der Dachverband am Montag mit. Während man anerkenne, dass das Nationale Olympische Komitee "vielleicht nicht verstehe, wie professionelles Tennis funktioniert", gebe es "keine Entschuldigung für Herrn Schüttler". Der Korbacher nehme einen Platz ein, der Denis Gremelmayr oder Michael Berrer zustehe.

Am 23. Juli war der Wimbledon-Halbfinalist vom DOSB für die Spiele nominiert worden, obwohl er erst nachträglich die strenge nationale Norm erfüllt hatte. In der Startliste der ITF fehlte Schüttler, weil er zum Stichtag am 9. Juni nicht zu den besten 56 der bereinigten Weltrangliste gehört hatte. Am vergangenen Samstag schaffte Schüttler dank einiger Absagen nominierter Spieler den Sprung ins Feld für das Einzel-Turnier. Auch, weil vor ihm postierte Spieler wegen der Begrenzung auf vier Profis pro Nation nicht berücksichtigt werden konnten.

Doch die ITF pochte darauf, dass der Platz Gremelmayr oder Berrer zustünde und schrieb in ihrer Pressemitteilung: "Die ITF wünscht ihm viel Glück, obwohl er nicht für Peking qualifiziert war."

"Das ist Nachtreten, das tut man nicht im Sport", erklärte Vesper zu den Ausführungen der ITF. "Wir nominieren in 32 Sportarten. Es gibt mit keinem internationalen Verband Ärger - außer mit der ITF." Auch Schüttler und sein Trainer Dirk Hordorff zeigten sich überrascht. "Dass die ITF auf die Entscheidung in einer vom Stil und Inhalt nicht akzeptablen Weise reagiert, bestürzt mich schon sehr", meinte Schüttler. "Das von der ITF herausgegebene Statement ist an Respektlosigkeit gegenüber dem höchsten olympischen Gericht, dem DOSB und Rainer Schüttler gegenüber kaum zu überbieten", erklärte Hordorff. "Der CAS hat den Ränkespielen der ITF ein Ende gesetzt."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.