Krimineller Football-Star begnadigt: Tierquäler darf wieder rempeln

Erst hat der einst bestbezahlte amerikanische Football-Spieler Michael Vick jahrelang Kampfhunde gequält, dann saß er deshalb im Knast und jetzt darf er wieder auf den Platz.

Darf wieder spielen: US-Footballer Michael Vick, hier bei seiner Haftentlassung im Mai. Bild: ap

Michael Vick will Sportgeschichte schreiben. Dazu muss er keine Rekorde brechen, keine Titel gewinnen, ja nicht einmal überragende Leistungen abliefern. Dazu muss er nur eins tun: Ein halbwegs solides Leben führen. Denn dann darf Michael Vick wieder Football spielen. Und könnte der erste Schwerkriminelle werden, der nach einer langen Haftstrafe wieder auf altem Niveau Spitzensport treibt.

Die Voraussetzungen dafür hat Roger Goodell nun geschaffen. Der Chef der National Football League (NFL) begnadigte am Montag den Sünder Vick, hob dessen unbefristete Suspendierung vom August 2007 auf und erlaubte ihm, ab sofort von einem Team unter Vertrag genommen zu werden und mit diesem zu trainieren.

Spielen darf Vick wieder spätestens am sechsten Spieltag im Oktober, bei guter Führung womöglich sogar schon in der Vorbereitung. Dazu allerdings, ließ der NFL-Boss Vick in einem Brief wissen, dürfe er sich nicht den kleinsten Fehler erlauben.

Die Vorgeschichte: Im Jahr 2007 wurde Vick, damals Quarterback der Atlanta Falcons und zeitweise der bestbezahlte Football-Profi des Planeten, als zentrale Figur eines illegalen Hundekampfrings entlarvt. Er und seine Freunde hatten sechs Jahre lang Kampfhunde gezüchtet und gequält. Dann wurden die Tiere aufeinander gehetzt und auf den Kampfausgang gewettet. Schwächere Hunde wurden erdrosselt, ertränkt oder erschlagen.

Der Skandal stellte alles in den Schatten, was die von Affären nun beileibe nicht verschonte NFL bis dahin kannte: Die Liga, in der durchaus schon mal des Mordes Angeklagte auflaufen, erklärte den Tierquäler möglichst schnell zur Unperson.

Der allerdings ging in die Offensive: Nachdem alles Leugnen nichts half und auch die Strategie, seine Komplizen zu belasten, nicht griff, wandelte Vick sich zum reuigen Sünder. Er übernahm die Verantwortung für seine Taten, trat bereits seine Gefängnisstrafe an, bevor das Strafmaß verkündet worden war, und verkündete flugs die in den USA hilfreiche Information, er habe zu Gott gefunden. Dank guter Führung wurde er im Mai bereits nach 23 Monaten aus dem Knast entlassen. Die NFL stellte ihm den allseits respektierten Extrainer Tony Dungy als Fürsprecher und Aufpasser zur Seite.

Dessen Hilfe kann Vick nun gut gebrauchen auf seinem Weg zurück in die NFL. Denn Goodell hat nur die rechtlichen Probleme beiseitegeräumt. Sportlich bleiben noch viele Fragezeichen hinter dem Comeback, war Vick doch ein Spieler, der vor allem von seiner Athletik lebte. Seine Übersicht als Quarterback ließ ebenso zu wünschen übrig wie die Genauigkeit seiner Pässe. Aber wenn Vick sich das Lederei unter den Arm klemmte und die gegnerischen Abwehrreihen austanzte, elektrisierte er das Publikum.

Mittlerweile allerdings ist Vick schon 29 Jahre alt. Und er stand zwei Jahre nicht mehr auf einem Footballfeld. Aber Millionenschulden drücken ihn, er muss wieder spielen - und das auf höchstem Niveau. Dagegen spricht allerdings die Erfahrung: Bislang konnte noch kein Spitzensportler nach einem längeren Gefängnisaufenthalt, auch nicht Mike Tyson,wieder an alte Leistungen anknüpfen.

Die Frage ist nun, welches Team das Risiko eingehen und Vick verpflichten wird. Bisher hat sich noch keine NFL-Franchise in diese Richtung geäußert, aber unter der Hand werden bereits einige gehandelt. Aktuell scheinen vor allem die Oakland Raiders interessiert: Die haben nicht nur eine lange Tradition mit umstrittenen und schwierigen Spielern, sondern momentan auch ein Quarterbackproblem.

Der für diese Position eigentlich vorgesehene JaMarcus Russell konnte die Erwartungen bislang nicht erfüllen. Es wird gemunkelt, dem hoch talentierten Russell sei - ähnlich wie vor Jahren Vick - Ruhm und Geld zu Kopf gestiegen.

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