Kongo feiert seine Fußballer: Triumph der Leoparden

Im Kongo ist Feiertag, weil die Fußballnationalmannschaft endlich einmal wieder ein internationales Turnier gewinnt.

Hoffnungsschimmer Fußball: Ein obdachloser Junge kickt in einem kongolesischen Flüchtlingslager. Bild: dpa

KINSHASA taz Die Demokratische Republik Kongo hat endlich etwas zu feiern. Zum ersten Mal seit 35 Jahren hat die Fußball-Nationalmannschaft des kriegsgeschundenen Landes einen internationalen Titel gewonnen: die African Nations Championship (CHAN), nach einem in einem furiosen 2:0 im Finale gegen Ghana am Sonntag. Schon am Abend des Finaltags türmten sich in den Bars der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa gigantische Haufen leergetrunkener Bierflaschen, der Verkehr stand still und die kongolesische Regierung erklärte in weiser Voraussicht den Montag kurzfristig zum Feiertag.

Zwar ist die African Nations Championship kein vollwertiger Wettbewerb, in diesem Jahr nahmen nur acht Länder teil, außerdem ist sie auf Mannschaften beschränkt, deren Spieler nicht im Ausland beschäftigt sind, aber genau das macht den Sieg zu einem patriotischen Erfolg, der die Wettbewerbsnachteile kongolesischer Fußballer auf dem internationalen Markt wettmacht. Zuletzt hatte Kongo 1974 in Ägypten einen Titel, den Africa-Cup, gewonnen, als das Land noch nicht zum Inbegriff des Staatszerfalls und Chaos in Afrika war. "Das ganze Volk unterstützt die kongolesischen Leoparden", steht jetzt auf riesigen Transparenten in Kinshasa: Leoparden, so heißen die Fußballer des Kongo.

Präsident Joseph Kabila, der sich gerade mit seiner gesamten Regierung auf Tour im kriegsgeschüttelten Osten des Landes befindet, beorderte flugs seine Präsidentenmaschine in die Elfenbeinküste, wo das Endspiel stattgefunden hat. Am Dienstag sollten die kongolesischen Fußballer von Abidjan direkt in den Kongo fliegen - nicht in die Hauptstadt Kinshasa, sondern in die ostkongolesische Metropole Goma. Hauptstadt des Kongo ist dort, wo sich der Staatschef aufhält, so wie in vorkolonialen afrikanischen Staaten.

In der fernen eigentlichen Hauptstadt Kinshasa, in tiefer Depression wegen Wirtschaftskrise und politischem Stillstand gefangen, kommt das gerade recht. Die Nationalmannschaft hat einen Titel gewonnen, es gibt einen Feiertag und die Regierung ist weg. Es entgeht den Leuten auch nicht, dass das Fußballteam erst wieder Titel gewinnt, seit es "Leoparden" heißt und nicht mehr "Löwen".

Der Löwe war das Tier der Rebellen des kongolesischen Freiheitskämpfers Patrice Lumumba in den 60er-Jahren; der Leopard hingegen war das Tier des Diktators Mobutu Sese Seko, der die Lumumba-Anhänger bezwang und Kongo unter dem Namen Zaire 25 Jahre lang als straffe Diktatur regierte. Mobutus Bezwinger Laurent-Désiré Kabila hatte die Löwen wieder hoffähig gemacht, aber sie haben im internationalen Sport nie etwas erreicht. Nun hat sein Sohn die Leoparden wieder eingeführt - und prompt siegen sie.

Die Partei des Mobutu-Sohns Nzanga Mobutu, die Union Demokratischer Mobutisten (Udemo), die gemeinsam mit Joseph Kabila regiert, aber zunehmend mit ihm unzufrieden ist, hat denn auch Zeitungsanzeigen mit dem schlichten Wortlaut "Danke, ihr Leoparden!" geschaltet. Niemandem wird der Sinn entgangen sein.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.