Markus Babbel Interims-Teamchef in Stuttgart: VfB sagt Ade, Armin Veh

Das erste Opfer der Angst vor dem Absturz: Warum der Bundesligist VfB Stuttgart nach dem 1:4 in Wolfsburg umgehend Trainer Veh entläßt.

Gegen neues Geld und alte Herausforderer blieb Armin Veh glücklos. Bild: ap

Hinterher ist man immer schlauer. Weshalb man von heute aus betrachtet und aus der Logik der Branche heraus, die Entlassung von Armin Veh durch den VfB Stuttgart wohl als folgerichtig bezeichnen wird. Die Entscheidung fiel in der Nacht zum Sonntag nach dem 1:4 beim VfL Wolfsburg. Markus Babbel, 38, langjähriger Nationalspieler und zuletzt einer der Assistenten Vehs, wird Interims-Teamchef und leitete am Sonntag das Training. Wie lange? "Mal sehen, wie sich das entwickelt", sagte Manager Horst Heldt am Sonntag.

Veh, 47, war nicht nur in einer sportlich schwierigen Situation, sondern in einer Abwärtsspirale des Macht- und Prestigeverlusts. Zeitweise sah es noch so aus, als bestimme er selbst, ob er überhaupt Trainer in Stuttgart bleiben wolle. Irgendwann wurde wahrscheinlich, dass die Ankündigung von Klubchef Erwin Staudt, in der Winterpause "in aller Ruhe" über eine Verlängerung des Vertrages sprechen zu wollen im Negativfall wohl bereits dessen sofortige Auflösung bedeuten würde. So gesehen, hat man den Zeitpunkt nur etwas vorverlegt.

Der VfB Stuttgart gehört mit Ausnahme eines Jahres seit Anfang des Jahrzehnts zu den deutschen Topklubs. Der homo novus Veh hatte ihn nach einem Personalfehler der Klubführung (namens Trapattoni) völlig überraschend sogar zur Meisterschaft 2007 geführt. Er selbst stieg dadurch in die erste Reihe der Toptrainer auf. Zurecht: Den VfB zur Meisterschaft führen, gehört sicher zu den größten Kunststücken, die es im Weltfußball gibt.

Doch in diesem Jahr wird durch neues Geld und neue (Hoffenheim, Wolfsburg) und alte Herausforderer (Leverkusen, Dortmund, Hertha) die Spitzenhierarchie neu ausgespielt - und Stuttgart könnte das erste von mehreren Teams sein, das abstürzt. Tabellarisch gesehen ist der VfB Tabellenelfter, hat fünfmal gewonnen, sechsmal verloren. Gibt Schlimmeres. Aber es war nicht nur das fünfte sieglose Spiel in Folge: Während die Herausforderer erkennbar neue Teams aufbauen, machte der VfB tendenziell den Eindruck, als werde er immer weniger.

Die Balance stimmt nicht, und vor allem fehlt der Punch: In Wolfsburg sah es selbst bei 1:0-Führung so aus, als müsse man die Lanigs und Hitzlspergers nur anstoßen, und sie würden umfallen. Und so kam es dann auch. Ein Fehler von Lanig führte zum 1:1. Danach sei sein Team "mental eingebrochen", sagte Veh. Felix Magaths Mix aus Kraftmeiertum und Tempofußball blies den VfB in der zweiten Halbzeit einfach weg. Ob die "mentale Krise" (Veh) durch die Entlassung des Trainers gelöst wird? Am Donnerstag spielt man im Uefacup bei Sampdoria Genua, am Sonntag zuhause gegen Schalke. Danach weiß man mehr. Oder auch nicht.

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