Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen: Werbefläche für Olympia

Bei der Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen soll Werbung für die Winterspiele 2018 in München gemacht werden. Die Gegner planen indes ein Treffen mit dem IOC.

Sonne, Berge, blauer Himmel: Abziehbild für Olympia 2018. Bild: dpa

MÜNCHEN taz | Endlich ist Garmisch-Partenkirchen zur Abwechslung mal an der Reihe, für Positiv-Schlagzeilen zu sorgen: Am Montag steigt im Alpenort die Eröffnung der Ski-WM. Die ARD überträgt live, selbst Kanzlerin Angela Merkel hat sich angekündigt. Die Organisatoren rund um Medienchef Gerd Rubenbauer wollen mit einer "gigantischen Projektionsschau zwischen Moderne und Brauchtum" überzeugen. Überzeugen heißt im Fall der Ski-WM vor allem, Stimmung für die Münchner Olympiabewerbung zu machen.

Bisher ist das in Garmisch-Partenkirchen so gar nicht gelungen. Der Alpenort bremst nicht nur die Bewerbung, sondern wirkt tendenziell seit Monaten wie ein Rückwärtsgang. Die Grundstücksproblematik im Ort überlagerte zeitweise die gesamte Bewerbung und sorgte dafür, dass sich die Politik massiv eingeklinkt hat: Die Verhandlungen vor Ort führt nur noch Staatskanzleichef Siegfried Schneider.

Der sportbegeisterte CSU-Minister hat den Sommer über mit vielen Menschen im Ort gesprochen, nur nicht mit den Grundstücksbesitzern selbst. Damals wusste er nicht genau, wem welches Grundstück gehört, räumt er vor Kurzem im Gespräch mit der taz ein. Anscheinend hat sich das geändert: Aktuell verhandelt Schneider mit Max B., dem ein wichtiges Grundstück auf der Kandahar-Abfahrt gehört.

Auf ebenjener Piste möchte Skistar Maria Riesch am liebsten gleich am Dienstag im Super-G triumphieren. Die 26-jährige Einheimische hat vor wenigen Monaten die Initiative "PROlympia - Marias Freunde für 2018" gegründet und verteilt fleißig weiße Freundschaftsbänder für die Olympiabewerbung. Offiziell soll natürlich bei der Heim-WM das Skifahren im Vordergrund stehen. Trotzdem erhoffen sich die Olympiaplaner natürlich Erfolgserlebnisse - vornehmlich von den Lokalmatadoren Maria Riesch und Felix Neureuther.

Felix, Sohn der Ski-Helden Rosi Mittermaier und Christian Neureuther, muss bis zum letzten Tag der WM, den 20. Februar warten, bevor er aussichtsreich einsteigt. Im Slalom will Felix am liebsten zum WM-Titel wedeln. Allerdings denkt er auch schon weiter: Olympia 2018 wäre für ihn "ein Traum-Abschied". So ähnliche Gedanken könnte auch Bastian Schweinsteiger haben; schließlich steigt 2018 auch eine Fußball-WM.

Bastian und Felix sind gleich alt und kennen sich schon ewig, beinahe wäre Schweinsteiger selbst Skifahrer geworden. Angeblich hat Bastian sogar das letzte Ski-Rennen gegen Felix gewonnen. Da versteht es sich von selbst, dass Bastian Schweinsteiger als Botschafter für die Ski-WM einsteht. Doch nicht nur das: Seit Kurzem wirbt Schweinsteiger gemeinsam mit seinen bayerischen Kicker-Kollegen Thomas Müller und Philipp Lahm auch für die Münchner Olympiabewerbung.

Die drei bilden keinen exklusiven Kreis. Die gesamte Bundesliga unterstützt seit dem Beginn der Rückrunde die Olympiabewerbung – auf den Trikots der Spieler, mit Anzeigen in großen Sport-Magazinen, aber insbesondere mit Spots, die in allen Fußballstadien der Ersten und Zweiten Liga laufen. Die verabredete Zusammenarbeit ist ein wirklicher Coup, der vonseiten der Olympiaplaner auch standesgemäß präsentiert werden musste.

Kati Witt, das Gesicht der Olympiabewerbung, empfing Liga-Präsident Reinhard Rauball auf weinrotem Teppich in 181 Meter Höhe – auf dem Olympiaturm in München. Dort schwärmte das ungleiche Paar gemeinsam vom Sommermärchen bei der Fußball-WM 2006. Das Gleiche, eine Art Wintertraum, sei auch 2018 möglich. Zum Abschluss gab es ein riesiges Lebkuchenherz – natürlich ein schönes Motiv für die Fotografen.

Weniger dürfte den Olympiaplanern der aktuelle Ärger mit den Umweltverbänden schmecken. Anfang der Woche rechneten BUND, der Deutsche Naturschutzring (DNR) und die Gesellschaft für ökologische Forschung mit der Bewerbung ab. Eingriffe in die Natur würden verharmlost, außerdem kämen die Spiele viel teurer als geplant: Die Kritiker schätzen die Kosten auf die stattliche Summe von knapp 7 Milliarden Euro.

Doch damit nicht genug: Die besagten Grundstücke in Garmisch-Partenkirchen stünden weiterhin nicht zur Verfügung und der DNR sei - entgegen der Bewerbungsunterlagen – schon lange nicht mehr Teil der Bewerbung. Die Bewerbungsgesellschaft konterte sofort und sprach von einem starken Stück. Das Konzept im Bid Book sei zusammen mit dem DNR erarbeitet worden. "Und die Vorwürfe der Finanzierung sind abstrus", sagt Pressesprecher Jochen Färber der taz. Bei der Sicherheit zum Beispiel werde 2018 realistisch mit rund 100 Millionen Euro kalkuliert - die Fußball-WM 2006 habe als Orientierung gegolten.

Geringer fallen die Kosten für die Olympiabewerbung selbst aus - nach einer Erhöhung im vergangenen Frühjahr liegt das Budget bei 33 Millionen Euro. "Von den ursprünglichen 30 Millionen Euro sind wir nicht mehr so weit weg", sagt Färber. "Wir haben weit über zwei Drittel des geplanten Etats zusammen und haben schon zehn nationale Sponsoren gewonnen." Außerdem fließe nicht immer nur Cash, sondern auch "value in kind".

Konkret heißt das, dass die Lufthansa ein paar Flüge sponsert, die Deutsche Post ein paar Päckchen übernimmt oder BMW mal ein paar Autos bereitstellt. "Diese Sachleistungen kann niemand genau beziffern", moniert Ludwig Hartmann vom Netzwerk Nolympia gegenüber der taz. Der grüne Landtagsabgeordnete glaubt, dass viele Sachleistungen gar nicht im Wirtschaftsplan eingeplant waren und auch nicht benötigt werden.

Außerdem seien prinzipiell Sponsoren wie Bahn, Sparkasse oder der Flughafen München eine Mogelpackung: "Letztlich fließt viel, viel Steuergeld in die Bewerbung", sagt Hartmann.

Das will er jedem Bürger sagen; nicht aber der IOC-Evaluierungskommission, die Anfang März nach Bayern kommt. "Die Evaluierungskommission interessiert sich nicht dafür, woher das Geld für die Bewerbung genommen wird", sagt Hartmann. Er und das Netzwerk Nolympia wollen trotzdem ein Treffen mit der Kommission und werden dies wahrscheinlich auch bekommen.

Das sonst so strikte Internationale Olympische Komitee forciert sogar solche Treffen. "Da werden wir dann nur Fakten präsentieren, die beweisen, dass die Bewerbungsunterlagen nicht richtig ausgearbeitet sind", sagt Hartmann selbstbewusst. Die Olympiaplaner fürchten eine solche Zusammenkunft nicht. "Wir sind nicht nervös", sagt Pressesprecher Färber. Keine Überraschung: Nervosität ziert sich ja auf der Überholspur auch nicht.

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