Hamburger SV gegen Borussia Dortmund: Wiederauferstehung dank Taktgeber

Beim 4:1 gegen Dortmund begeistert ein runderneuerter HSV sein Publikum - und rehabilitiert auch noch nachträglich die Arbeit des geschassten Managers Dietmar Beiersdorfer.

Endlich mal wieder was zum Jubeln. Hamburgs Team nach dem Sieg vor heimischer Kulisse. Bild: dpa

HAMBURG taz | Mehreren hundert Dortmunder Fans schwante nichts Gutes, als sie um kurz vor vier Uhr die Tore zur Arena im Volkspark passierten. Erst war ihr Zug wegen einer Streckensperrung in Bremen mit mehr als zweistündiger Verspätung angekommen, nun hörten sie aus dem Stadioninneren einen Lärm, als habe der HSV gerade die deutsche Meisterschaft gewonnen.

Da war das Spiel beim Stand von 3:1 für den HSV fast schon entschieden, und aus dem Gästeanhang konnte sich glücklicherweise kaum noch jemand an das letzte Mal erinnerten, als der BVB nach 12 Minuten mit drei Toren hinten lag: 1991 gab es anschließend eine 0:7-Klatsche beim VFB Stuttgart.

Mit dem 1:4-Endstand kam es ganz so schlimm nicht, aber Trainer Jürgen Klopp wusste anschließend trotzdem, dass er seinen ganzen Vorrat an Galgenhumor in die Waagschale werfen musste, um den Rückweg nicht völlig deprimiert antreten zu müssen: "Ich hoffe, das war die unterste Kante unserer Messlatte, da springen wir normalerweise nachts um drei drüber", sagte er und packte dann noch ein besonderes Bonmot aus: "Das Ergebnis fühlt sich genauso beschissen an, wie es sich anhört."

Hamburger SV: Rost - Demel, Boateng, Mathijsen, Aogo - Trochowski (69. Jansen), Jarolim, Zé Roberto, Elia (79. Pitroipa) - Petric (69. Berg), Guerrero

Borussia Dortmund: Weidenfeller - Owomoyela, Subotic, Felipe Santana, Schmelzer - Tinga - Blaszczykowski, Sahin - Hajnal (46. Hummels) - Valdez (69. Zidan), Barrios (79. Rangelow

Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)

Tore: 1:0 Demel (3.), 1:1 Valdez (4.), 2:1 Zé Roberto (10.), 3:1 Guerrero (12.), 4:1 Berg (72.)

Noch beeindruckender als die Defensivschwäche seiner Mannschaft war allerdings die neue Spielkultur des HSV. Die feierte diesen Nachmittag wie eine Wiederauferstehung. Siege gab es auch in den letzten Jahren unter Huub Stevens und Martin Jol, aber diesmal konnten sie tatsächlich stolz sein auf die Art und Weise, wie er zustande kam. Die Hamburger zeigten sich als Mannschaft aus einem Guss, deren Einzelteile perfekt ineinandergriffen. Bruno Labbadia, der im letzten Jahr auch mit Bayer Leverkusen einen vielversprechenden Start in die Saison hingelegt hat, strich zwar zu Recht die Teamleistung heraus. Dennoch hatten die Anhänger schnell heraus, wer hauptsächlich für den qualitativen Sprung ihrer Mannschaft verantwortlich ist, und feierten bereits nach einer Viertelstunde ihren neuen Liebling Ze Roberto. Wer den 35-jährigen Brasilianer gegen Dortmund die Fäden ziehen sah, konnte den Ärger von Louis van Gaal nachvollziehen, dass die Bayern diesen Mann nicht gehalten hatten. In Hamburg hagelt es bereits nach zwei Spieltagen Ehrbezeugungen: Zauberbrasilianer, Taktgeber oder gar der "soziologische Star der Mannschaft" (Bela Rethy) wird er genannt.

Der Namen des heimlichen Stars hinter der neuen Mannschaft taucht allerdings in keinem Spielbericht mehr auf und wird dafür umso lauter an den Theken der Fankneipen gepriesen: Dietmar Beiersdorfer war es, der die Transfers von Ze Roberto, des gleichfalls überragend Holländers Eljero Elia eingefädelt hatte, bevor er im Streit mit Vorstandschef Hoffmann seinen Posten räumen musste. Sein Nachfolger wird immer noch gesucht.

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