Überragende Neuner verzichtet auf Staffel: "Ziemlich fertig"

Sie ist die große Überraschung im deutschen Olympia-Team. Sie ist in überragender Form, sie hat drei Medaillen, Aussicht auf mindestens eine weitere – und hat genug.

Hat genug Gold: Magdalena Neuner. Bild: dpa

WHISTLER dpa | Mit der letzten Antwort sorgte Doppel- Olympiasiegerin Magdalena Neuner Sonntagnacht für eine faustdicke Überraschung. "Für mich sind die Olympischen Spiele heute beendet. Ich werde die Staffel nicht laufen", sagte Neuner bei der Pressekonferenz im Deutschen Haus in Whistler. Ungläubiges Staunen bei allen Beobachtern – mit diesem Verzicht hatte niemand gerechnet.

"Es war meine Entscheidung, Bundestrainer Uwe Müssiggang hat es mir überlassen. Ich habe gemerkt, dass ich vom Kopf her doch ziemlich fertig bin. Jetzt hoffe ich, dass die anderen Vier ein gutes Rennen machen und ihre Medaille holen", erklärte die 23-Jährige.

Wenige Stunden zuvor hatte das deutsche Glamour-Girl im Massenstart ihre zweite Goldmedaille gewonnen und sich damit endgültig zur bisherigen Königin der Winterspiele aufgeschwungen. Doch in den stressigen Stunden nach dem zweiten Olympiasieg reifte in der bayerischen Frohnatur anscheinend der Entschluss, die Spiele ab sofort aus der Zuschauerrolle genießen und sich etwas aus dem Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit zurückzuziehen zu wollen.

"Wir haben hier fünf Topathletinnen, die alle eine Medaille holen können. Ich habe jetzt zweimal Gold und einmal Silber gewonnen. Das ist mehr, als ich mir erträumt hatte", sagte die Wallgauerin. "Für mich geht es nicht mehr toller." Damit ist auch ein Start Neuners in der Langlaufstaffel zum Ende der Spiele ausgeschlossen, über den immer mal wieder spekuliert worden war. "Natürlich möchte ich in jedem Wettkampf mein Bestes geben. Und ich weiß einfach nicht, ob ich das noch kann. Ich habe unheimlich stressige Tage hinter mir. Ich bin glücklich und zufrieden. Von daher ist Olympia für mich perfekt", begründete die sechsfache Weltmeisterin ihre Entscheidung.

"Es war Lenas Entschluss. Sie hat mir damit natürlich eine schwere Entscheidung abgenommen", sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang. Im letzten Biathlon-Rennen der deutschen Frauen werden nun am Dienstag Kati Wilhelm, Andrea Henkel, Simone Hauswald und Martina Beck die deutschen Farben vertreten. Neuner wird das deutsche Quartett als Zuschauerin nach vorne treiben. "Ich bleibe bis zum Schluss, bis zum bitteren Ende. Ich werde sicherlich auf der Strecke sein und die Mädels mit anfeuern und unterstützen", sagte sie.

"Ich kann ihre Entscheidung verstehen", meinte Hauswald, am Sonntag Bronzemedaillen-Gewinnerin über die 12,5 Kilometer. "Ich persönlich freue mich jetzt natürlich, dass ich einen Staffeleinsatz bekomme und hoffe natürlich, dass wir mit den Mädels eine Medaille holen", sagte die 30-Jährige.

Noch bei der Siegerehrung auf der Medals Plaza in Whistler hatte Neuner zusammen mit Hauswald gescherzt, am Dienstag wieder zusammen bei der Zeremonie zu sein. Ihre Entscheidung, auf die Staffel zu verzichten und damit die Chance auf eine dritte Goldmedaille verstreichen zu lassen, kam deshalb völlig überraschend. "Ich denke, wir werden am Dienstag dennoch alle zusammen feiern", sagte Neuner.

Bereits nach ihrem ersten Gold in der Verfolgung hatte sie gesagt, der Rummel um ihre Person setze ihr ganz schön zu. Im Einzel über 15 Kilometer am Donnerstag hatte Neuner nur Rang zehn belegt und anschließend erklärt, sie habe sich vom Kopf her nicht so fit gefühlt.

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