die wahrheit: Nadeltest der Liebe

Das geheime Tagebuch der Carla Bruni. Heute: Singen für die armen Afrikaner.

In Burkina Faso tragen alle Frauen etwas Kleines auf dem Arm, nur die Première Dame nicht. Bild: reuters

Mon cher journal intime …

Nicis Einzug raubt mir den letzten Nerv. Ich hab keine Ahnung, wo wir den ganzen Kram lassen sollen. Mein Haus ist jetzt schon komplett voll. 417 Quadratmeter. Ich wusste gar nicht, dass der so viele Sachen sammelt. Stuhlminiaturen, Kronkorken, Gummibänder. Wäre es nur das, wäre es ja nicht so schlimm. Aber dann auch noch Tiffany-Leuchten (51 Stück. Eine hässlicher als die andere!), englische Aufziehwecker vor 1947, Pranger aus der napoleonischen Zeit und eben diese schrecklichen Ohrensessel. Außerdem ist er so ein spießiger Verpackungsaufheber-falls-man-während-der-Garantiezeit-was-reklamieren-muss-Typ. Schrecklich! Das sind dieselben Typen, die beim Sex ihre Tennissocken anlassen. Oh. Da fällt mir was auf: Vielleicht ist es das, was manchmal so an meinem Knie schubbert … Ich muss das im Auge behalten. Das wäre ja noch schöner.

Apropos "Sex" - ich nehme seit heute Hormone. Die schmecken nicht doll, sollen aber helfen. I hope so. Aber nicht, dass ich dann gleich Drillinge oder mehr bekomme. Das machen meine Nerven nicht mit.

Liebes Tagebuch, ich glaub es nicht! Eric (Clapton, Anm. d. Red.), dieser Mann, der mal mein Liebhaber war. Ein Freund. Dem ich mal alles versprochen habe, was man als junges überschwängliches Ding, das heute nicht mehr weiß, welchem Kerl es gestern eine Nacht versprochen hat, einem gefühlsduseligen Sack so zusagt. Eric, dieser Bartträger, diese Slowhand der Liebeskunst, dieser … Besessenste aller Besessenen hat es doch tatsächlich wieder geschafft! Oder zumindest fast. Hat doch tatsächlich wieder versucht, bei mir unterzuschlüpfen. Und fast wäre es ihm gelungen. Der dreiste Kerl hat sich bei Nicis Umzug in einem der Möbelwagen versteckt. Zwischen den Ohrensesseln. Hat so getan, als sei er eine Statue. Zum Glück sah er aber so verloddert aus, dass selbst die Sicherheitsleute stutzig geworden sind und den Nadeltest gemacht haben. Voll in die Backe. So einen Schmerz kann auch der lahmste Gitarrist nicht wegmeditieren.

Natürlich haben sie gefragt, was sie mit ihm machen sollen. Ich bin dafür, ihn sofort ausweisen zu lassen. Der liebt doch Nordkorea so. Nici hat heute Vertragsabschluss für 17 neue Atomreaktoren. Eigentlich bin ich ja seit neuestem gegen Atomkraft, aber wenn man Ekel-Eric da gleich mitschicken kann, soll es mir recht sein. Ich habe Nici schon aufs Band gesprochen. Mit den Koreanis kommt nur ein Knebelvertrag zustande, das ist schon mal klar. Die AKWs gibts nur, wenn sie den Engländer mit abnehmen. Als Vorabsendung.

Ich bin noch in Burkina Faso. Ganz schrecklich. So viel Elend! Ich bin ganz betroffen. Hab gar keinen Hunger mehr. Den Menschen in Afrika geht es so, so schlecht. Würde ich nur auf irgendetwas von meinem Besitz verzichten, würde ich einen Ring hergeben, von dem ich eh nicht mehr weiß, dass ich ihn habe, was könnte man den Menschen hier helfen!

Aber das sind auch wieder nur so fromme Gedanken. Als ich vorhin mein Hab und Gut durchgeschaut hab, was ich weggeben könnte, um dafür Medikamente zu kaufen, zum Beispiel, oder Kinder impfen zu lassen, konnte ich mich wieder von nichts trennen. Irgendwie hört mein Gebenwollen im Moment des Konkretwerdens auf. Schade. Immerhin aber habe ich den Kranken etwas gesungen. Ich hatte zum Glück meine Gitarre eingepackt, falls mir zwischendurch langweilig werden würde. Das war auch ganz schön.

Ich muss mal ganz schnell nach Kambodscha grüßen. Das ist jetzt zwar etwas schwachsinnig in einem Tagebuch, das keiner liest. Aber ich brauch das gerade mal. Da ist jemand, der mein Herz berührt hat, und deswegen muss ich da mal ganz schnell hingrüßen. Wer weiß, vielleicht kommts ja an …

Samstag, 14. 2. 2009

Ich habe heute von Nici etwas ganz Unerhörtes erfahren. Also, der Papst, sagt Nici, sei in Wahrheit eine Frau. Das sagt natürlich nicht Nici, aber seine Berater behaupten das. Also auch nicht die. Aber die Diplomaten. Also die, die den Vatikan kennen. Jedenfalls soll der Papst eine Sie sein beziehungsweise gewesen sein. Früher mal. Eine Kioskbesitzerin mit Lottoannahme. Irgendwo im Süden Deutschlands. Erika Landdorf. Der Laden lief wohl recht schlecht und weil sie immer Stimmen hörte, die ihr befahlen, Kirchenkleider zu tragen, hat Madame Landdorf irgendwann in der katholischen Gemeinde Karriere gemacht. In ihrem Ort wussten alle, wer unter der Kutte steckt, aber als sie sich dann immer weiter hochgedient hatte - das waren Nicis Worte, ich habe leider vergessen zu fragen, was er damit meint, "hochgedient", so als Frau unter lauter Männern, meine ich … - da ist das in Vergessenheit geraten, dass sie, also er in Wahrheit eine Sie ist.

Ich finde das klingt viel zu unerhört, um wahr zu sein. Ich hab das auch gleich zu Nici gesagt: Wir waren doch ganz nah dran. Wir haben das doch gesehen, dieses aschfahle Hutzelmännlein. Außerdem würde eine Frau niemals so riechen. So muffig und modrig. Und die Haut! Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Frau sich so gehen lassen würde und so ungepflegt rumlaufen. Ich meine, wie will man denn da den Sekretär rumkriegen?! Also ich glaube das nicht. Vatikan-Informanten hin oder her.

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kari

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