Unesco-Weltbildungsbericht: "Verlorene Generation" von Kindern

Verheerendes Ergebnis des Weltbildungsberichts: 140 Millionen Kinder und Jugendliche gehen nicht zur Schule. Die Finanzkrise bedroht die Bildung in armen Ländern.

140 Millionen Kinder und Jugendliche dürfen nicht zur Schule gehen. Bild: ap

NEW YORK afp | Die Folgen der weltweiten Finanzkrise bedrohen den Zugang zu Bildung für Millionen Kinder in den ärmsten Ländern. Das ist das Ergebnis des Weltbildungsberichts, den die Weltbildungsorganisation Unesco am Dienstag in New York vorgestellt hat. Rund 140 Millionen Kinder und Jugendliche weltweit besuchen demnach noch immer keine Schule. Sinkendes Wirtschaftswachstum, steigende Armut und Sparzwänge gefährdeten zugleich die Fortschritte der vergangenen zehn Jahre, warnte die UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur.

Während die Industrieländer bereits wieder auf dem Weg der wirtschaftlichen Erholung sind, drohen vielen Entwicklungsländern nach Einschätzung der Unesco Rückschritte bei der Entwicklung ihrer Bildungssysteme. Die Welt könne es sich aber nicht leisten, eine "verlorene Generation" von Kindern ohne Zugang zu Bildung zu schaffen und ihnen damit die Chance auf einen Ausweg aus der Armut zu nehmen, erklärte Unesco-Generaldirektorin Irina Bokowa.

Seit dem Weltbildungsforum in Dakar im Jahr 2000 sind durchaus Erfolge in den Entwicklungsländern erzielt worden. Insgesamt gehe es aber zu langsam voran, um das Ziel einer Grundschulbildung für alle Kinder bis zum Jahr 2015 noch erreichen zu können. Der Bericht kritisiert insbesondere das Scheitern der Regierungen, extreme Ungleichheiten im Bildungssystem zu bekämpfen. Die Unesco beklagt aber auch, dass die reichen Länder nicht genug Geld zur Verfügung stellen.

Die Gebergemeinschaft ist nach Ansicht der Unesco bislang daran gescheitert, ihr im Jahr 2000 eingegangenes Versprechen zu erfüllen. Kein Land, das sich dem Ziel "Bildung für alle" verpflichtet hat, sollte wegen fehlender Finanzmittel scheitern. Der Bericht schätzt, dass einkommensschwache Länder zusätzliche 7 Milliarden Dollar pro Jahr oder 0,7 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Bildung aufbringen können. Selbst dann bleibe eine Finanzlücke von 16 Milliarden Dollar jährlich für 46 arme Länder. Um diese Lücke zu schließen, müsse UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in diesem Jahr eine hochrangige Geberkonferenz einzuberufen, forderte die Unesco.

Rund 72 Millionen Kinder im Grundschulalter und 71 Millionen Jugendliche besuchen dem Bericht zufolge weltweit keine Schule. Sollte sich der derzeitige Trend fortsetzen, werden nach Einschätzung der Unesco auch im Jahr 2015 noch 56 Millionen Kinder im Grundschulalter keine Schulbildung erhalten. Armut ist dem Bericht zufolge einer der schwerwiegendsten Gründe für Benachteiligung in der Bildung, da Kosten für Schulbildung häufig mit anderen Ausgaben für grundlegende Bedürfnisse wie Gesundheitsversorung und Lebensmittel konkurrieren.

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