Grüne Woche: "Bunt" -aber kaum bio

Der Trend ist ungebrochen: Der Umsatz mit Öko-Lebensmitteln stieg auch im letzten Jahr um rund 15 Prozent. Auf der Grünen Woche merkt man davon jedoch nur wenig.

Die Centrale Marketinggesellschaft der Agrarwirtschaft (CMA) war noch nie ein Fan von Bio-Produkten. Bild: dpa

BERLIN taz Krokodileintopf und Känguruchili brutzeln in den Pfannen. "Natürlich öko!", sagt die Köchin auf dem australischen Stand. "Sind ja keine Zuchttiere." Ansonsten merkt man vom aktuellen Bioboom in den großen Ausstellungshallen der Grünen Woche wenig. Die internationale Lebensmittelmesse hat am Freitag in Berlin eröffnet.

Besucher schieben sich durch die Gänge, nehmen eine in Olivenöl geschwenkte Kartoffelnudel am italienischen Stand entgegen und eine in Schokolade getunkte Nuss bei den Schweizern. "Deutschland schmeckt bunt" ist auf den Transparenten zu lesen, die in der Gemeinschaftsschau der Centralen Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft hängen. "Bunt" - aber nicht bio. Zwei Frauen am Informationsschalter verteilen Broschüren und Kochrezepte. "Was zu Bio? Nein, haben wir nicht", sagt eine. Das gebe es anderswo. Man muss die Biostände unter den konventionellen suchen.

So steht im Eingangsbereich der Halle Brandenburg Michael Wimmer und ordnet Informationsunterlagen: Biohotel, Biobackhaus, Bioverbände. Hinter ihm: Eine handvoll Stände, die Biobrot, Biokartoffeln und Biokäse anbieten. Wimmer ist Geschäftsführer der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (Föl) und optimistisch. "Die konventionellen Kollegen gucken sehr wohl, was bei uns passiert", sagt er. Und was im Ökobereich passiere, sei schließlich viel.

Tatsächlich steigt der Umsatz mit Biolebensmitteln in Deutschland deutlich - seit rund vier Jahren jeweils um 15 Prozent. Im vergangenen Jahr lag der Absatz bei mehr als 5 Milliarden Euro. Doch die Nachfrage kann lang nicht allein aus dem Inland gedeckt werden. "Wir suchen händerringend nach Produzenten aus der Umgebung", sagt Wimmer. Denn viele Biokunden wollten gern regionale Ware. Und so erhofft sich der Föl-Chef, in den kommenden Tagen den einen oder anderen konventionellen Landwirt und Verarbeiter für den Ökolandbau zu gewinnen. "Hier auf der Grünen Woche geht es auch darum, Kontakte zu knüpfen. Und bei dem einen oder anderen schiebt man den Öko-Gedanken an - und manch einer pflückt ihn."

50 Öko-Aussteller haben ihre Stände in Halle aufgebaut, die für Bio reserviert ist: Bäcker, Imker, Käser, Winzer. Im vergangenen Jahr waren es erst 30, die Ausstellungsfläche hat in diesem Jahr zugelegt. Dennoch geht es hier deutlich ruhiger zu, als einige Meter weiter bei den nationalen und internationalen Ständen. "Das passt ganz gut", meint Saskia Dellwing vom Erzeugerverein Bioland. "So kommt man auch besser ins Gespräch."

Auch Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) hat die Bio-Anbieter Freitag besucht - und dabei auf Kritik Bezug genommen: Umweltverbände werfen dem CSU-Politiker vor, sozial- und umweltgerechte Landwirtschaft zu blockieren. Seehofer hingegen erklärte: Die Befürchtung einst zu seinem Amtsantritt - "Da kommt jemand aus dem tiefen Bayern, und Schluss ist mit Bio" - habe sich nicht bewahrheitet.

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