Bundesregierung unterstützt McDonalds: Fettiges Fastfood für die Bildung

Über 73.000 Euro gab die Regierung aus, um Schulklassen bei Ausflügen ins Ministerium ein McDonalds-Mittagessen zu spendieren. Sie könnten ja Salat wählen.

Cola, Pommes, Burger – oder eben Salat. Zu Besuch bei McDonalds. Bild: ap

Trotz aller Warnungen vor falscher Ernährung: Wenn Schulklassen einen Ausflug zum Berliner Dienstsitz des Bundesverteidigungsministeriums machen, können sie sich auf einen kostenlosen Besuch bei der Hamburgerkette McDonalds freuen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der grünen Bundestagsabgeordneten Ulrike Höfken hervor. Demnach hat das Haus von Minister Franz Josef Jung (CDU) in den vergangenen vier Jahren 30.833 Verzehrgutscheine für das Fastfoodrestaurant an Schülergruppen verteilt.

"Die Einnahme von Speisen und Getränken der Restaurantkette entspricht den Lebensgewohnheiten der Schülerinnen und Schüler", beschied der parlamentarische Staatssekretär Thomas Kossendey (CDU) der grünen Verbraucherschutzexpertin. Nach seinen Angaben entstanden dem Verteidigungsministerium durch die Einlösung der Gutscheine Ausgaben in Höhe von 73.282,84 Euro.

Laut Ministerium könnten aus Kapazitätsgründen nicht alle Besuchergruppen in der Kantine versorgt werden. Deshalb würden die Gutscheine ausgegeben - und zwar "ausschließlich an Schülergruppen". Andere Besuchergruppen erhalten sie also nicht. Die Fastfoodkette habe den Zuschlag in einer Ausschreibung erhalten.

Dass sich die Zusammenarbeit nur schlecht mit einem vertraulichen Bericht an den Bundestag aus dem Jahr 2007 verträgt, in dem das Verteidigungsministerium verstärkt Probleme bei der Nachwuchsgewinnung auch aufgrund von zunehmendem Übergewicht bei Wehrpflichtigen festgestellt hatte, kann Kossendey nicht erkennen: Das Verteidigungsministerium findet, es gebe "keinen Zusammenhang zwischen dem zunehmenden Übergewicht bei Jugendlichen und Heranwachsenden und dem Angebot von Verzehrgutscheinen an Schülergruppen".

Die Kooperation mit dem Hamburgerrestraurant steht für das Ministerium denn auch nicht im Widerspruch zu dem im vergangenen Jahr ins Leben gerufenen nationalen Aktionsplan "In Form", mit dem die Bundesregierung dem Übergewicht insbesondere von Kindern und Jugendlichen den Kampf angesagt hat. Bis 2011 stellen das Gesundheits- und das Verbraucherministerium zusammen 30 Millionen Euro für "Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung" bereit.

"Die angebotene Kombination von Getränken und Speisen, darunter auch Salat, und die ergänzende Beratung des Besucherdienstes sind ausdrücklich im Sinne des Programms der Bundesregierung", verteidigt Kossendey die fettige Verköstigung. Außerdem entscheide ja über die Annahme der Gutscheine das begleitende Lehrpersonal - auch über die "Inanspruchnahme und die Speisenzusammenstellung die Schüler".

Ulrike Höfken, Vorsitzende im Bundestagsausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, zeigte sich schockiert über die Antwort. Die Haltung des Verteidigungsministeriums sei "zynisch" und "ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die sich für eine Verbesserung der Ernährungssituation von Jugendlichen einsetzen", sagte die grüne Abgeordnete der taz. Der Hinweis, die Schüler könnten sich ja auch für Salat statt Burger entscheiden, sei "blanker Hohn". Das Ministerium betreibe eine "skandalöse Förderung von Fehlernährung".

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