US-Finanzinvestor Carlyle Group: Hessnatur wehrt sich gegen Ausverkauf

Der Ökoversand Hessnatur will einer Übernahme durch die Carlyle Group entgehen. Kunden und Belegschaft schließen sich zusammen, um den Betrieb zu übernehmen.

Es soll eine Genossenschaft mit dem Namen "hnGeno" gegründet werden. Bild: dapd

BERLIN taz | Die MitarbeiterInnen des Öko-Textilversands Hessnatur wehren sich gegen eine Übernahme durch den US-Finanzinvestor Carlyle Group. Auf einer Betriebsversammlung am Mittwoch diskutierte die Belegschaft über die Gründung einer Genossenschaft als Alternative. Mathias Fiedler, Geschäftsführer des Zentralverbands deutscher Konsumgenossenschaften (ZdK), stellte ein entsprechendes Konzept vor. "Die 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigten eine große Bereitschaft, sich zu beteiligen", sagte Fiedler.

Obwohl die Firma wirtschaftlich gesund ist, steht sie durch die Insolvenz des Mutterkonzerns Primondo, Teil von Arcandor, ehemals Karstadt-Quelle, zum Verkauf. US-Finanzinvestor Carlyle übernahm bereits sechs Arcandor-Töchter. Der Betriebsrat befürchtet, dass Hessnatur folgen könnte.

Die Carlyle Group ist eine der größten Private-Equity-Gesellschaften der Welt. Es wird befürchtet, dass der Investor MitarbeiterInnen entlässt und Löhne kürzt, um die bei Private-Equity-Gesellschaften üblichen hohen Renditeerwartungen zu erzielen.

Carlyle ist zudem stark im US-Rüstungsgeschäft engagiert. 10.000 KundInnen kündigten im Falle einer Carlyle-Übernahme einen Boykott von Hessnatur an. Matthias Siekmann, Geschäftsführer von Primondo, dementierte gegenüber der taz, dass es ein Angebot der Carlyle-Gruppe für Hessnatur gibt.

Das Netzwerk Solidarische Ökonomie und Attac hatten im Januar geladen, über Alternativen für Hessnatur zu diskutieren. Seither existiert die Kampagnengruppe zur Weiterführung von Hessnatur als Kooperative. Der Initiative gehören KundInnen, MitarbeiterInnen und die Betriebsrat an. Am kommenden Dienstag soll eine Genossenschaft unter dem Namen "hnGeno" gegründet werden. Diese will einen Kauf von Hessnatur anstreben. Carlyle hat Gerüchten zufolge 30 Millionen Euro für Hessnatur geboten. Bis dahin wäre es für die hnGeno ein weiter Weg.

Mathias Fiedler von der ZdK berät die Genossenschaftsgründung. Die Initiative hat bisher gut 700 Absichtserklärungen, Genossenschaftsanteile zu kaufen, darunter eine Zusage über eine Beteiligung von 10 Millionen Euro. Die Initiative ist zuversichtlich, innerhalb der nächsten zwei Monate genügend GenossInnen zu finden. "Hessnatur hat 70.000 KundInnen. Sicher möchten sich viele beteiligen", sagt Betriebsratsvorsitzender Walter Strasheim-Weitz.

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