Untersuchung aus Schweden: Neue Handy-Modelle strahlen mehr

Gute Werte für zwei Modelle von Sony Ericsson, Nokia-Handys fielen durch: Das ist das Ergebnis einer Studie zu Ergonomie und Strahlung von Mobiltelefonen.

Auf Strahlenwerte achten: CeBIT-Besucher mit neuen Handy-Modellen Bild: dpa

STOCKHOLM taz Sony Ericsson S500i und W580. Das sind die einzigen neuen Handymodelle, welche beim aktuellen TCO-Handytest das Etikett "empfehlenswert" erhielten. Alle getesteten Nokia-Handys fielen dagegen durch. Fazit von TCO-Development, das seit 2004 Handys testet: Die neuen Modelle strahlen mehr und leisten weniger.

Das vom Dachverband der schwedischen Angestelltengewerkschaften Tjänstemännens Centralorganisation (TCO) vergebene Gütesiegel hat sich seit den neunziger Jahren weltweit auf nahezu allen Computerbildschirmen etabliert: Es bürgt dafür, dass diese gewisse ergonomische und strahlentechnische Werte einhalten. Seit 2004 testet die Vereinigung auch Handys und hält sich dabei an strengere Grenzwerte, als die in der EU geltenden. TCO hält den SAR-Strahlenwert (Specific Absorption Rate) - die Energiemenge bzw. Wärmeentwicklung ausgedrückt in Watt pro Kilogramm Körpergewicht, der ein Benutzer beim Maximaleffekt des Handys ausgesetzt ist -, der innerhalb der EU auf maximal 2,0 W/kg festgelegt worden ist für viel zu hoch. Für ihr Gütesiegel lässt sie nur 0,80 W/kg zu. Begründung: Es gebe Hinweise auf eine möglicherweise gesundheitsschädliche Wirkung einer zu starken Wärmeentwicklung durch Handys, die in unmittelbarer Nähe zum Gehirngewebe angewendet würden. Außerdem sei es technisch problemlos möglich, den SAR-Wert auf ein akzeptables Niveau abzusenken, ohne dass dies auf Kosten der technischen Funktionen der Mobiltelefone gehe.

Umso mehr wundert sich TCO nun, dass bei den SAR-Werten sogar eine steigende Tendenz zu beobachten ist. Schafften bei den Tests in den Jahren 2004 bis 2006 immerhin drei von vier Handys unter einen SAR-Wert von 0,8 zu kommen, waren es in diesem Jahr von 52 neuen Modellen nur rund ein Drittel. Alle Handys, die über dem TCO-Richtwert lagen, wurden von vorneherein aussortiert und beim Test nicht weiter berücksichtigt. Dass von den zehn Modellen mit geringster SAR-Strahlung trotzdem nur zwei empfohlen werden, liegt daran, dass die sieben anderen – ein Samsung-Modell scheiterte an der Ergonomie – zu schwache TCP-Werte erzielten. Dieser Wert – Telephone Communication Power – misst das Kommunikationsvermögen der Handys. Bei einem guten Telefon muss der Großteil der Leistung für die Kommunikation mit dem Sender genutzt und so wenig Strahlung wie möglich vom Kopf aufgenommen werden. Die beste Kombination ist also ein niedriger SAR-Wert und ein hoher TCP-Wert.

TCO hat für sein Gütesiegel einen TCP-Grenzwert von mindestens 0,3 Watt festgelegt, an dem diesmal die meisten Handys scheiterten. Am ungünstigsten schnitt hierbei das Nokia E65 mit einem TCP von nur 0,15 ab. Und TCO kritisiert insgesamt die Tendenz, dass Handys der neueren Generation zu schwache TCP-Werte erzielen. Lag dieser bei den 95 in den letzten Jahren getesteten Modellen im Schnitt bei 0,32 kamen die Handys des diesjährigen Tests auf durchschnittlich nur 0,26.

Der Versuch der TCO, ihre strengeren Qualitätsmerkmale auf dem Handymarkt einzuführen, trifft auf den geschlossenen Widerstand der Branche. Diese verweigert mit der Begründung, die TCO-Werte seien unnötig streng eine Beteiligung an den Tests, stellt keine Handys zur Verfügung und benutzt zum allergrössten Teil das TCO-Zertifikat nicht. Während die Gewerkschaft meint, es sei sinnvoll vorsichtiger zu sein, solange die Gefahr eines gesundheitlichen Risikos jedenfalls nicht widerlegt worden sei. Verbraucher können sich über die von TCO empfohlenen Handys im Internet informieren (siehe externer Link rechts oben).

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.