Knatsch in der Ökobranche: Alnatura macht Milch billiger

Deutschlands größte Biomarktkette Alnatura macht die Milch um 10 Cent billiger. Die Bauern sind verärgert - Bioland fordert, statt auf niedrige Preise auf Qualität zu setzen.

Viele sollen günstig bio kaufen: das Alnatura-Prinzip. Bild: dpa

Für die Verbraucher hört sich das gut an: Deutschlands größte Biosupermarktkette Alnatura will ab August für 120 Produkte wie Milch, Brot und Säfte weniger Geld verlangen. Doch die Ökobranche streitet sich über das billigere Angebot. "Statt Preise zu senken, sollte Alnatura ihre Vorteile gegenüber Discountern besser kommunizieren", sagt der Präsident des Bauernverbands Bioland, Thomas Dosch, der taz.

Alnatura-Sprecherin Stefanie Neuman erklärt, worum es geht: "Der Preis für einen Liter frische Vollmilch fällt um 10 Cent auf 1,09 Euro." Auch fettarme und Buttermilch würden billiger. "Wir spüren die schwächere Konjunkturlage in unseren Läden." Kunden könnten zu den Discountern abwandern, die ebenfalls Biomilch und andere Ökoprodukte anbieten.

Neumann gibt offen zu, dass die Preissenkungen für einige Erzeuger Folgen haben. Das gelte für die Milch: Die Bauern würden nun statt 50 Cent nur rund 49 Cent pro Kilogramm erhalten. "Es ist natürlich unglücklich, dass das jetzt mit der aktuellen Diskussion um Erhöhungen für konventionelle Milchbauern zusammentrifft", sagt Neumann. Erst am Dienstag hatte Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) beim Milchgipfel mit Bauern, Industrie, Handel und den Ländern darüber beraten, wie ein Preisverfall bei der Milch verhindert werden kann.

Die Alnatura-Sprecherin allerdings meint: "Wir zahlen nach wie vor einen sehr fairen Milchpreis." Tatsächlich zahlen andere Biohändler nicht mehr an die Bauern. Und Neumann verspricht, dass die anderen Preissenkungen nicht an die Bauern durchgereicht werden. "Das geht auf Kosten unserer Spanne", sagt sie. "Die Margen im Einzelhandel sind zwar gering, aber wir hoffen, dass wir das über größere Mengen wieder reinholen." Alnatura werde nicht an Service und Personal sparen. Die Kette könne wegen ihrer Größe - sie hat 40 Filialen - kostengünstiger als andere wirtschaften. "In unseren Bäckereien erklären wir zum Beispiel auf Plakaten die Vorteile unserer Biowaren gegenüber konventionellen", sagt Neumann.

Thomas Dosch überzeugt das alles nicht: "Wer nur über den Preis verkauft, landet da, wo konventionelle schon sind: Rentabilitätsmargen von einem Prozent", warnt der Bioland-Chef. Discounter seien immer billiger als Biomarktketten, weil sie etwa weniger Kundenbetreuung anböten. "Dagegen kann man nur mit Qualität an. Sie müssen zeigen: Wir sind besser."

Dosch nimmt nicht das Ausmaß der Milchpreisreduzierung an sich ins Visier. "Der eine Cent wäre durchaus im Rahmen der normalen Schwankungen", erklärt er. Alnatura werde nun so viel berechnen, wie es andere Händler schon lange getan hätten. Die Kette hatte vor zwei Jahren eine Initiative für höhere Milcherzeugerpreise gestartet.

Auch der betroffene Lieferant, die Upländer Bauernmolkerei, kritisiert Alnaturas Pläne nicht allein wegen der Milchpreise. "Wir haben das mit Magenknurren akzeptiert," sagt Vorsitzender Josef Jacobi. Der Preis sei zwar im Vergleich zu anderen Händlern immer noch fair, Alnatura übernehme den Löwenanteil der Senkung, und sie gelte zunächst nur bis September. "Aber sie ist ein Signal in die falsche Richtung." Er habe Angst vor einer "Lidlisierung der Gesellschaft".

Noch gibt es offenbar keinen ruinösen Preiskampf unter den Biohändlern. Alnaturas größter Konkurrent, die Basic AG, will zunächst nicht nachziehen. "Wir planen nicht, die Milchpreise zu senken", erklärte Sprecherin Sylvia Raabe. Es bleibe bei 1,09 Euro pro Liter Vollmilch. Und sie versichert: "Wir haben kein groß angelegtes Programm zur Preisreduzierung bei anderen Waren."

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