Atommüll-Abkommen: Castor-Transporte bald nach Russland?

Die Bundesregierung plant offenbar drei Castor-Transporte nach Russland. Es geht um Müll, der derzeit im Zwischenlager Ahaus lagert. Doch wie sicher ist das Lager in Russland?

Rollt der Castor bald gen Russland? Bild: dapd

BERLIN / MOSKAU dapd/rtr | Die Bundesregierung plant einem Zeitungsbericht zufolge drei Castor-Transporte mit Atommüll nach Russland. Noch im November solle ein entsprechendes Abkommen zwischen beiden Ländern unterzeichnet werden, berichtete die Süddeutsche Zeitung in einem Vorabbericht unter Berufung auf Regierungskreise. Wann der Transport ablaufen soll, sei bislang offen. Atommüll aus der einstigen DDR-Kernforschungsanlage Rossendorf solle in 18 Castoren aufgeteilt auf drei Transporte in den Atomkomplex Majak im Südural gebracht werden. Derzeit lagere der Müll im Zwischenlager Ahaus in Nordrhein-Westfalen. Die Deutsche Umwelthilfe kritisierte das Vorhaben scharf.

Das deutsch-russische Abkommen sei unterschriftsreif verhandelt, berichtet das Blatt. Einen Zeitplan für die Transporte gebe es jedoch noch nicht. Die Ausfuhrgenehmigung stehe noch aus. Ziel sei es, "die Menge an hoch angereichertem Uran so weit wie möglich zu reduzieren", zitierte die Zeitung aus einer Antwort der Regierung auf eine Anfrage der Grünen. Eine Entsorgung sei in Deutschland "wegen des in naher Zukunft nicht verfügbaren Endlagers für bestrahlte Brennelemente keine gangbare Option".

Grundlage für den Transport sei ein Abkommen zwischen Russland und den USA. Es regele die Rückholung von Brennelementen aus Forschungsreaktoren, die von der Sowjetunion bestückt worden waren.

Umweltschützer und Grüne kritisieren den Plan scharf. "Billig vor sicher, nur darum geht es hier"', sagte die atompolitische Sprecherin der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl. Wladimir Sliwjak von der russischen Umweltlobby Ecodefense warnte der Zeitung zufolge, Majak sei nicht sicher genug. So sei die Anlage vor Flugzeugabstürzen nur unzureichend geschützt. Majak liegt etwa 1500 Kilometer östlich von Moskau im Südural.

Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Rainer Baake, nannte die Pläne unverantwortlich. Im Deutschlandradio Kultur wies er darauf hin, dass es sich um Atommüll aus der DDR-Kernforschungsanlage Rossendorf handele. Die 951 Brennelemente seien seit 2005 im Zwischenlager Ahaus untergebracht und sollten dort eigentlich bleiben, bis Deutschland über ein Endlager verfüge. "Jetzt wählt man offenkundig die Billigvariante und bringt sie nach Russland", kritisierte Baake.

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