Neue Häuser aus Recyclingbeton: Bauschutt zu Baustoff

Der Abfall von Baustellen landet derzeit hauptsächlich im Straßenbau. Einigen Forschern reicht das nicht, sie wollen neue Häuser damit bauen.

Aus alt mach neu: Bauschutt könnte vermehrt zum Hausbau genutzt werden. Bild: dpa

BERLIN taz | Ein neues Haus aus alten Steinen wird derzeit in Ludwigshafen errichtet. Das Immobilienunternehmen GAG Ludwigshafen baut am Rheinufer Süd ein neues Gästehaus und testet dabei Recyclingbeton. Dieser besteht aus Zement, Wasser und Kies, doch 20 Prozent der Kiesel wurden durch Recyclingmaterial ersetzt.

In Deutschland ist das noch - oder wieder - ungewöhnlich. "In den 90er-Jahren gab es viele Forschungsprojekte um Recyclingbeton", sagt Florian Knapp vom Heidelberger Ifeu-Institut, "doch die sind dann wieder eingeschlafen." Kies ist ein billiger Baustoff, sein Ersatz durch Recyclingmaterial lohnt nicht.

Der Ökologe Knappe will dem Thema durch den Pilotbau in Ludwigshafen neue Dynamik verleihen. Dafür arbeitet er unter anderem mit der GAG und der Technischen Uni Cottbus zusammen, die das Projekt wissenschaftlich begleiten soll. Es gibt durchaus offene Fragen: Beispielsweise benötigen die wieder verwerteten Steine mehr Zement als Kies, bei der Zementproduktion aber entsteht viel klimaschädliches Kohlendioxid (CO2).

"Wie ökologisch das ist, das müssen wir klären", sagt Knappe. Ihn treibe ein grundsätzlicher Gedanke an: "Beim Abfall macht man inzwischen fast aus jedem Zeug irgendetwas Sinnvolles", sagt er, "warum geht das beim Bauschutt nicht?" Zwar werden fast 90 Prozent der rund 200 Millionen Tonnen Bauschutt, die jährlich auf deutschen Baustellen anfallen, recycelt. Doch das meiste davon wandert, von Kunststoffen oder Dämmmaterial befreit, zerschreddert in den Straßenbau.

"Das ist keine hochwertige Verwertung", kritisiert Knappe, "und was machen wir, wenn der Straßenneubau zurückgeht?" Dann bestehe die Gefahr, dass das Material nicht mehr unterkomme. Dass es auch anders geht, zeigt die Schweiz. Dort ist der Einsatz von Recyclingbeton der üblich. "Wir sind ein kleines Land, wir haben die Endlichkeit von Rohstoffen sehr verinnerlicht", sagt Corina Gyssler, Sprecherin des Schweizer World Wide Fund for Nature (WWF). Darum sei der Kiesabbau gesetzlich eingeschränkt.

Die Stadt Zürich sei bei der öffentlichen Vergabe von Bauaufträgen vorangegangen und habe die private Nachfrage nach Recyclingbeton angestoßen. "Das wollen wir in Ludwigshafen auch erreichen", erklärt Ifeu-Mann Knappe. Qualitativ sei der Beton solchem aus primären Rohstoffen gleichwertig, sagt Klaus Schäffner, bei der GAG technisch für das Projekt verantwortlich. Auch teurer sei er nicht.

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