Strom sparen bei Unterhaltungselektronik: Der grüne Verstärker

Traditionelle Unterhaltungselektronik frisst immer noch viel zu viel Strom. Neue Komponenten können das ändern, werden aber noch zu wenig beworben.

Der Stromverbrauch eines Flachbildschims kann jetzt halbiert werden. Bild: dpa

Kaum eine Wohnung kommt heutzutage ohne große Heimunterhaltungsanlage aus. Flachbildschirme mit riesiger Bilddiagonale, DVD- oder Blu-ray- Abspieler sowie Hifi-Surround-Geräte samt Lautsprechern, die ein halbes Stadtviertel beschallen könnten, sind längst keine Seltenheit mehr. Eine Form von Umweltbewusstsein fehlt in diesem Bereich jedoch bislang fast völlig. Während inzwischen nahezu jeder Bürger weiß, dass die Nutzung von Energiesparlampen den Verbrauch gegenüber herkömmlichen Glühbirnen deutlich senkt, gelten abschaltbare Steckdosen gegen die Stromfressseuche namens Stand-by-Betrieb im Wohnzimmer als enorm fortschrittlich. Dabei sind es die inneren Werte der verwendeten Unterhaltungselektronik, die eigentlich viel mehr zählen.

Ingenieure in Europa, Asien und den USA wollen dieser Tatsache nun mehr Geltung verleihen: Sie arbeiten an Elektronikkomponenten, die deutlich effizienter mit dem vorhandenen Saft umgehen und Heimunterhaltung so zu einem deutlich umweltfreundlicheren Erlebnis machen sollen. Einer der Ansatzpunkte sind die Verstärker: Jene Technologie, die dafür sorgt, dass aus einem dünnen Audiosignal aus einem Zuspielgerät Klang wird, der sich mühelos über große Lautsprecher im Raum verteilen lässt. Konventionelle Verstärkerelemente der Klassen AB sind bei der Wiedergabe von Musik erstaunlich ineffizient: Ihr Wirkungsgrad liegt je nach Gerät gerade einmal bei maximal 40 Prozent. Der Grund: Die vorhandene Leistung wird nie gänzlich abgerufen, viel Energie verpufft in Form von Hitze. Das vergrößert auch die Geräte, weil diese Wärme ja irgendwie abgeführt werden muss.

Neuere Klasse D-Verstärker, die man lange Zeit nur für Anwendungen wie Mobiltelefone oder kleine tragbare Musikabspieler verwendet hat, kennen dieses Problem in wesentlich geringerem Ausmaß. Ihre Effizienz steigt im besten Fall auf 85 Prozent und mehr. Das sorgt auch dafür, dass das Gesamtsystem Hifi-Anlage weniger Strom benötigt - die Verstärker gehören zu den wichtigsten Energiefressern. Kein Wunder also, dass die Technik inzwischen zunehmend in modernen Geräten verbaut wird. Besonders gut geeignet sind Klasse D-Verstärker beispielsweise für Flachbildschirme, um deren eingebaute Lautsprecher anzutreiben. Aber auch einige Surroundanlagen verwenden die Technik inzwischen: Sie entwickeln einen erstaunlich hohen Output bei kleiner Größe. Schätzungen zufolge lässt sich durch die Verwendung von Klasse- D-Verstärkern bis zur Hälfte der derzeit notwendigen Energie einsparen, um sein Wohnzimmer zu beschallen.

Das Problem: Noch wird die Technik kaum beworben - welche Klasse der Verstärker hat, interessiert die meisten Kunden nicht. Laut einem Bericht des Technologiemagazins "Wired" sind jedoch insbesondere im High-End-Segment, also dem Bereich hochwertiger Hifi-Anlagen, inzwischen diverse Hersteller aktiv. Die Bang & Olufson-Tochter IcePower zieht ebenso mit wie die Firmen D2Audio und Knuller. Der Grund für die langsame Annahme lag vor allem daran, dass die Technologie bislang als eher ungeeignet für größere Anlagen galt - Werte wie Verzerrung oder Frequenzverlauf waren schlechter als bei den Stromfressern. Die inzwischen vorhandenen Komponenten bieten hier deutlich bessere Eigenschaften. Neuartige Filter, die Störgeräusche beim für D-Klasse-Verstärker charakteristischen Schaltprozess unterdrücken, helfen dabei.

Die Technologie entwickelte sich auch deshalb schnell weiter, weil die Tonqualität beim ursprünglichen Einsatzgebiet, den Mobiltelefonen, immer besser werden muss. Der Grund sind strengere Regelungen für den Gebrauch von Handys im Auto - inzwischen ist deren Nutzung auch in einst liberaleren Ländern wie den USA ohne Freisprecheinrichtung verboten, so dass jedes Gerät gut verständliche Lautsprecher benötigt. Das gelingt bei Handys nur, wenn die eingebauten Verstärker ordentlich Leistung bringen, aber trotzdem nicht zu viel Strom verbrauchen. Und genau dieser Effekt dürfte künftig immer öfter seinen Weg in die Wohnzimmer. Nun müssen sich High-End-Freunde nur noch davon überzeugen lassen, dass weniger manchmal mehr sein kann.

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