Jagd auf die japanische Walfangflotte: "Die Japaner handeln kriminell"

Seit zwei Wochen jagt die Organisation "Sea Shepherd" im Südpolarmeer japanische Walfänger. Kapitän Paul Watson berichtet über provozierte Festnahmen und seinen Ärger über Greenpeace.

Ein Mitglied der Umweltgruppe Sea Shepherd will eine Flasche mit stinkender Buttersäure gegen das japanische Harpunenboot Yushin Maru No. 2 werfen. Bild: ap/the institute of cetacean research

taz: Kapitän Watson, die Diskussion um den Walfang ist lebhaft geworden, seit neulich zwei Ihrer Leute an Bord eines japanischen Fangschiffes festgehalten wurden. War das ein glücklicher Zufall?

Paul Watson, 57, Gründer der "Sea Shepherd Conservation Society", rammte und versenkte 1979 ein illegales Walfangschiff.

Der Konflikt um den japanischen Walfang eskaliert international, seit zwei Umweltaktivisten ein Fangschiff enterten und dort festgehalten wurden. Japanische Medien diskutieren das Thema; selbst Premierminister Yasuo Fukuda äußerte sich besorgt über "emotionale Debatten". Seit Ende Dezember verfolgen die Umweltorganisationen Greenpeace und Sea Shepherd die japanische Walfangflotte. Greenpeace folgt dem Hauptschiff, Sea Shepherd bedrängte die Fangschiffe und warf Stinkbomben. Sea-Shepherd-Gründer Paul Watson ist zufrieden: "Die kleine Öko-Maus hat gebrüllt, und Japan hört zu."

Paul Watson: Nein, ganz und gar nicht. Ich wusste, dass die Japaner unsere Leute festhalten würden und es eine Menge internationale Auseinandersetzungen geben würde. Genau das war unsere Absicht. Die Japaner sollen ruhig wagen, einen australischen Bürger der Piraterie zu beschuldigen, der in australischen Gewässern Wale beschützt, die die Japaner dort illegal töten. Das wäre ein wundervoller Rechtsstreit.

Richten sich Ihre Aktionen mehr an die Weltöffentlichkeit, oder wollen Sie in Japan die öffentliche Diskussion anstoßen?

Ich halte den Diskurs in Japan für sehr wichtig. Und fördern kann man ihn am besten durch direkte, dramatische Aktionen. Bisher gab es dort keine Diskussion: Der durchschnittliche Japaner hatte keine Meinung zum Walfang. Weil wir an Bord des Schiffes gegangen sind und diplomatische Aktivitäten provoziert haben, hat sich das geändert. Nun fragt man dort, warum Japan sein internationales Ansehen so beschädigen lässt für etwas, das kaum Einnahmen bringt. Das ist ein großer Erfolg für die Wale.

Sie drohen offensiv damit, auch Walfangschiffe zu beschädigen - im Gegensatz zu Greenpeace, das grundsätzlich gewaltfrei agiert. Ist das sinnvoll?

Es war unsere Taktik, die die großen Zeitungsartikel in Japan ausgelöst und die Leute zum Nachdenken gebracht hat. Greenpeace kommt im Grunde jedes Jahr nur hier runter und betreibt "Ocean-posing": Sie lassen sich auf dem Meer fotografieren, nehmen 40 Millionen Dollar Spenden ein, und das wars. Weil sie dieses großes Geschäft nicht gefährden wollen, kooperieren sie nicht mit uns. Denn sobald wir auftauchen, hört die Waljagd auf.

Das sind ja harte Vorwürfe.

Falls in den nächsten Tagen Wale sterben, mache ich Greenpeace dafür verantwortlich. Vor zwei Tagen hat die "Nisshin Maru", das Fabrikschiff der Fangflotte, beim Begleitschiff "Oriental Bluebird" nachgetankt. Greenpeace hat es nicht verhindert, sie haben nur Fotos gemacht. Wir hätten es stoppen können, denn die Japaner sind schon zweimal vor uns geflohen, als wir sie beim Tanken eingeholt haben. Greenpeace aber hat uns nicht verraten, wo das Tanken stattfand.

Sind Sie dennoch zufrieden mit Ihrer diesjährigen Kampagne?

Ja, es ist ein sehr großer Erfolg. Ohne Störung töten Walfänger 15 Zwergwale pro Tag; durch unsere Aktionen ist seit 16 Tagen kein Wal mehr getötet worden. Solange die Walfänger vor uns fliehen, können sie nicht jagen. Und wir bleiben dran und sind jetzt dort, wo die Fangflotte gestern war. Wir haben noch Treibstoff für neun Tage Verfolgung, ehe wir zum Tanken nach Australien zurück müssen.

Bekommen Sie viel Unterstützung von außen?

Ich begrüße die Haltung der Australier, die gerichtlich ihre Walschutzzone bestätigt und ein Zollboot geschickt haben. Die sind auf dem richtigen Weg, aber wir müssen sie weiter anschubsen. Ansonsten kümmern wir uns aber nicht besonders um die Meinung anderer. Entweder die Leute unterstützen uns, oder sie lassen es bleiben. Wir tun es für die Wale, die Fische und den Ozean. Wenn die Japaner eine gefährdete Art, den Finnwal, in einem Walschutzgebiet jagen, verletzen sie damit das weltweite Walfangmoratorium und das australische Walschutzgebiet. Außerdem betanken sie ihre Schiffe in der australischen Antarktis-Schutzzone und betreiben dort wirtschaftliche Aktivitäten. Die Japaner handeln kriminell. Wir versuchen, gegen diese illegalen Aktivitäten vorzugehen.

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