Klimakonferenz in Tromsö: Die Verlockungen der neuen Arktis

Allen Warnungen zum Trotz: Anrainer interessiert vor allem die Ressourcenausbeutung.

Al Gore warnt in Tromsö vor der dramatischen Eisschmelze. Bild: dpa

STOCKHOLM taz | Auf den Bergen rund um die nordnorwegische Stadt Tromsö liegt noch der Schnee. Ein Bild, das der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore in der vergangenen Woche auf der Konferenz des Arktischen Rats als Aufhänger für seine Rede nutzte. Noch sei es nicht zu spät, die Erderwärmung zu stoppen: "Es liegt an uns. Und wir müssen schnell handeln." Doch wären diese "Kühlelemente", nämlich das Polareis und die Gletscher des Himalaja, erst einmal verschwunden, sei die Entwicklung nicht mehr umzukehren.

Neben der mit viel Beifall bedachten Rede wurden neue wissenschaftliche Erkenntnisse über einen von der Schmelze des Grönland- und Antarktiseises ausgelösten dramatischen Anstieg des globalen Meeresspiegels um womöglich einen Meter bis zum Jahre 2010 ausgetauscht. Dennoch gingen schon am nächsten Tag die Arktisanrainer zur Tagesordnung über. Die drehte sich vor allem um die Ausbeutung der Naturressourcen der schmelzenden Arktis und die Frage, wie sich Russland, die USA, Kanada, Norwegen und Dänemark dabei möglichst nicht in die Quere kommen. Auf jeden Fall wollen sie unter sich bleiben. Auch nur die Idee eines internationalen Arktisabkommens oder eines Moratoriums für die Öl- und Gasförderung wird einmütig als "unnötig" zurückgewiesen. Der EU wurde der beantragte Beobachterstatus im Arktischen Rat verweigert. Sie habe mit ihrer Kampagne gegen das Robbenschlachten bewiesen, nicht die "notwendige Sensibilität" zur Frage des Ausnutzens der arktischen Naturressourcen zu haben.

"Es gibt wohl tatsächlich ein Risiko, dass wir die letzte Generation sind, die hier diese Schönheit von Eis und Schnee erlebt", sagte der norwegische Gastgeber, Außenminister Jonas Gahr Støre. Doch auch bei ihm war keine Rede davon, dass die Arktisanrainer mit einer Begrenzung oder einem Stopp der Erschließung neuer Öl- und Gasfelder nicht nur ein Zeichen setzen, sondern effektiv den weiteren Anstieg der CO2-Belastung bremsen könnten.

Just am Tage der Konferenz meldete die CO2-Messstation Zeppelin auf Spitzbergen mit 397 Milligramm pro Kilogramm (ppm) nicht nur die höchste je gemessene Kohlendioxid-Konzentration, sondern auch eine Steigerungsrate von 2,5 ppm gegenüber 2008. In den vergangenen Jahren lag diese noch um 2 ppm. "Es ist weniger die neue Rekordkonzentration, die beunruhigt", sagt Johan Ström vom norwegischen "Polar-Institut". "Es ist die Steigerungsrate. Wir müssen uns wohl auf ein jährliches Plus von 2,5 bis 3 ppm einstellen. REINHARD WOLFF

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