Protest gegen Kohlekraftwerke: Endstation für Kohletransporter

Kohlegegner setzten auf aktiven Widerstand: Demonstranten blockieren erstmals einen Kohlezug. Energiekonzerne wollen mehr als 20 neue Kohlekraftwerke bauen.

Aktionen gegen das schwarze Gold häufen sich. Bild: alexander schwarz

BERLIN taz Kohlekraft? Nein Danke! Auf die Anti-Atomkraft-Bewegung folgt nun der Kohleboykott. Kohlekraftgegner haben am Montag ihren Widerstand gegen Energie aus Kohle tatkräftig umgesetzt: Unmittelbar vor dem Kohlekraftwerk Mannheim stoppten sie einen Güterzug, der den Nachschub des Brennstoffs transportierte. Die Kohlegegner fordern zudem, keine neuen Kohlekraftwerke zu bauen.

Von einer Massenbewegung kann allerdings keine Rede sein. Mit Stoppschildern sitzen 20 Aktivisten vor dem Kohlezug auf den Gleisen. Sie demonstrieren damit gewaltfrei gegen den Neubau eines 900-Megawatt-Kohlekraftwerks in Mannheim und fordern eine radikale Wende der Energiepolitik. "Die Verbrennung von Kohle ist nicht vereinbar mit dem Klimaschutz", sagt Martin Schwarz, Sprecher der Zugblockierer. Die Situation erinnert an Szenen, wie man sie von Castortransporten kennt. Doch ist zunächst keine Polizei in Sichtweite, und die Klimaschützer harren einsam aus.

Aktionen gegen das schwarze Gold häufen sich. So haben sich die Umweltgruppen Deutsche Umwelthilfe, campact und die Aktion "Wir Klimaretter" zusammengeschlossen. Gemeinsam fordern sie zum Protest gegen den Bau neuer CO2-Schleudern auf. "Stoppen Sie den Bau der Klimakiller!", fordern sie. Der Bau neuer Kohlekraftwerke zementiere für Jahrzehnte eine veraltete und ineffiziente Stromproduktion. Nur wer mindestens 58 Prozent der im Brennstoff enthaltenen Energie zur Stromerzeugung nutze, dürfe neue Kraftwerke bauen. Die geplanten Neuanlagen nutzen nur etwas mehr als 40 Prozent der Energie, die in der Kohle steckt. Deutlich über die Hälfte der Energie geht als Abwärme verloren. "Es gibt genug Alternativen zum Kohlebetrieb", so Martin Schwarz. In Baden-Württemberg ständen Geothermie und Müllverbrennungsanlagen zur Verfügung. Die vier dominierenden Energiekonzerne Eon, EnBW, RWE und Vattenfall wollen aber in Deutschland den Neubau von mehr als zwanzig Kohlekraftwerken bis 2020 durchsetzen. Die Pläne stoßen auf breiten Protest der Bevölkerung. Ihr Widerstand richtet sich aktuell gegen die Erweiterung des gemeinsamen Steinkohlekraftwerks der Versorger MVV, RWE und EnBW in Mannheim. Bereits im März hatte sich eine Bürgerinitiative gebildet, die Stromkunden dazu aufrief, den lokalen Mannheimer Stromversorger zu boykottieren.

Der Energieversorger EnBW ist allerdings ein harter Brocken. Trotz lautstarker Proteste auf breiter Front hat der Konzern erst letzte Woche die Erweiterung eines Karlsruher Kraftwerks durchgesetzt. Kraftwerksprojekte würden bei der EnBW nicht gestoppt, bekräftigte Vorstandsvorsitzender Hans-Peter Villis. Auch andere Energieunternehmen sind in Lünen, Brunsbüttel, Hamburg und Mainz mit ihren Kraftwerksplänen auf Widerstand gestoßen. Im saarländischen Ensdorf haben Bürger im Februar den milliardenschweren Neubau eines Steinkohlekraftwerks gekippt.

Für ein solches Ziel kämpfen auch die Mannheimer Demonstranten. Eine Stunde lang blockierten sie den Kohletransport zum Großkraftwerk. Darauf hatten sie sich mit der herbeigerufenen Polizei geeinigt. SONJA FEHR

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