UN-Klimagespräche in Bonn: Entwicklungsländer im Fokus

Rund 170 Staaten reden in Bonn erstmals über Inhalt eines neuen Abkommens gegen die Erderwärmung. Ein Ziel ist die Anpassung der Entwicklungsländer an den Klimawandel.

Ein Eisbär derHilfsorganisation Oxfam fordert ein gerechtes globales Klimaschutz-Abkommen. Bild: dpa

BERLIN taz Zum Auftakt der UN-Klimagespräche in Bonn haben Umweltschützer konkrete Vorschläge gefordert, um die Anpassung an die Erderwärmung zu finanzieren. "Der Verhandlungsprozess dauert zu lange und bringt kaum greifbare Ergebnisse", sagte Jan Kowalzig, Klima-Experte bei der Entwicklungsorganisation Oxfam. "Dabei verhandeln die Regierungen hier über Leben und Überleben von Millionen Menschen."

Mehr als 2.400 Teilnehmer aus etwa 170 Staaten beraten seit Montag über das geplante Nachfolgeabkommen für das Kioto-Protokoll. In dem Protokoll verpflichten sich Industrieländer dazu, ihren Ausstoß klimaschädlicher Gase bis 2012 zu verringern - was danach kommt, ist unklar. Themen- und Zeitpläne für die Gespräche haben die Staaten bereits früher beschlossen. Ziel ist demnach, im Dezember 2009 ein neues Abkommen zu verabschieden. Möglicherweise sind dann auch die USA im Boot, die sich nicht auf das Kioto-Protokoll verpflichtet haben.

In Bonn diskutieren die Delegierten nun das erste Mal über die Substanz. Es geht einerseits um Details der geplanten Reduktionsziele, andererseits um eine Frage: Wie soll Entwicklungsländern geholfen werden, sich an den Klimawandel anzupassen? Besonders arme Staaten sind von zunehmenden Überschwemmungen, Dürren und Stürmen betroffen. Deshalb müssen sie zum Beispiel in neue Anbaumethoden und Bewässerungsanlagen investieren. Zudem befasst sich das Treffen mit dem Technologietransfer in Entwicklungsländer: Mit neuen Techniken sollen die Staaten ihre Wirtschaft erweitern können, ohne mehr Treibhausgase freizusetzen. All das dürfte einige Billionen Euro in den kommenden Jahrzehnten kosten.

"Als Hauptverursacher des Klimawandels müssen die Industrieländer in Bonn darlegen, wie sie diese Summe aufbringen werden", forderte Kowalzig von Oxfam. Zur Diskussion steht etwa eine Zusatzsteuer auf Flugtickets; die Einnahmen würden dann in einen Klimafonds für die Entwicklungsländer fließen. Andere Länder schlagen vor, dass alle Staaten abhängig von ihren Möglichkeiten einen solchen Fonds speisen. Mit den Zinsen soll den Klimaopfern unter die Arme gegriffen werden.

Klare Entscheidungen darüber sind von dem zweiwöchigen Treffen in Bonn wohl nicht zu erwarten. Entsprechend zurückhaltend formulierte der Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, das Ziel: "Die Herausforderung ist jetzt, Fortschritte zu machen und damit zu beginnen, den möglichen Inhalt des Beschlusses im Jahr 2009 zu benennen." Es gehe erst einmal nur darum, dass die Delegationen ihre Vorschläge auf den Tisch legen, ergänzte einer der Arbeitsgruppenleiter bei dem Treffen, Luiz Figueiredo Machado. Doch die Zeit wird knapp: "Während die Delegierten in Bonn debattieren", warnte Kowalzig, "ist beispielsweise in Bangladesch fast die Hälfte der Bevölkerung vom steigenden Meeresspiegel bedroht." JOST MAURIN

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