Öko-Tarif bei der Bahn: Kunden sollen Klima retten

Die Deutsche Bahn AG bietet ihren Großkunden Geschäftsreisen an, die weitgehend CO2-neutral sind. Dem Grünen Winfried Hermann reicht das nicht.

Ein ICE, unterwegs im Bremer Hauptbahnhof. Bild: Peter Köves - Lizenz: CC-BY

Die Deutsche Bahn AG bietet ihren großen Firmenkunden klimafreundliche Geschäftsreisen an. Das teilte der bundeseigene Mobilitätskonzern am Montag mit.

Das Prinzip dabei: Die Bahn berechnet den Energiebedarf der vertraglich vereinbarten Geschäftsreisen der Großkunden im Voraus. Die dafür benötigte Strommenge bezieht die Bahn dann komplett aus regenerativen Energiequellen in Deutschland.

Allerdings berechnet die Bahn nur den Energieverbrauch für den reinen Transport, der Energieaufwand für Bau und Erhalt von Zügen und Infrastruktur wird nicht berücksichtigt. Die Ökofahrkarten sollen durch den Klimaschutz-Aufschlag kaum teurer werden: Der Aufpreis betrage etwa 1 Prozent, so die Bahn. Ein emissionsfreies Ticket von Berlin nach Frankfurt am Main koste die Kunden dann etwa 76 Cent mehr als eine klassische Fahrkarte. Dies sei erheblich weniger als die nachträgliche Kompensation der bei Flugreisen entstehenden Emissionen, etwa über Atmosfair. Für die gleiche Strecke würden dort 6 Euro veranschlagt.

Die Nachfrage nach dem neuen Klimatarif ist laut Bahn bereits groß: 17 Großkunden entschieden sich demnach bereits dafür, darunter die Deutsche Post, der Softwarekonzern SAP, die Generali-Versicherung, McDonalds und die Deutsche BP. Die Klimabilanz der beteiligten Unternehmen werde damit schon um rund 5.000 Tonnen des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid (CO2) entlastet.

Das Angebot gelte zunächst für Großkunden, die ihre Reisekontingente im Voraus buchten, erklärte ein Bahn-Sprecher auf Nachfrage. Denn bei dieser Vorgehensweise kenne das Unternehmen frühzeitig genau die Menge des Stroms, den es aus regenerativen Quellen beziehen müsse. Im vergangenen Jahr habe die Bahn 16 Prozent ihres Strombedarfs aus erneuerbaren Energiequellen bezogen, in diesem Jahr seien es schon 17 Prozent.

Den größten Anteil an der Energieerzeugung der Bahn machte im vergangenen Jahr allerdings die klimaschädliche Steinkohle aus. Ihr Anteil lag nach Bahn-Angaben bei 34,5 Prozent. Die Braunkohle hatte 13,1 Prozent, die Atomkraft 25,9 Prozent, und das Erdgas 8,6 Prozent.

Komplett auf erneuerbare Energien umzusteigen sei derzeit kaum möglich, da diese nicht ausreichend grundlastfähig seien, so der Bahn-Sprecher. "Die Züge können ja nicht nur dann fahren, wenn der Wind weht." Dennoch sei es erklärtes Ziel, den Anteil der Erneuerbaren am Strommix der Bahn zu erhöhen.

Der Grünen-Verkehrsexperte Winfried Hermann begrüßte den Ökostrom-Tarif der Bahn für ihre Geschäftskunden. "Allerdings sehen wir es nicht allein als Aufgaben der Kunden an, dass der Bahnstrom-Mix ökologischer wird."

Der derzeitige Anteil erneuerbarer Energien am Bahnstrom liege unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Die Bahn müsse zusätzliche erneuerbare Energiequellen erschließen. "Solaranlagen auf Bahnhofsdächern und Windkraftanlagen auf Bahngelände würden das Öko-Engagement wirkungsvoll unterstreichen."

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