Serie - Zeugen des Klimawandels: Mahnung aus dem Paradies

Fei Tevi verliert auf den Fidschi-Inseln durch den Klimawandel den Boden unter den Füßen. Deshalb beteiligt er sich an der Demo gegen Kohlekraft in Hanau. "Wir können nicht warten."

Bedroht vom Klimawandel: Bewohner der Fidschi-Inseln. Bild: reuters

BERLIN taz In der Diskussion um den Klimawandel drohen die pazifischen Inselstaaten im wörtlichen Sinn unterzugehen. Der steigende Meeresspiegel und die Versalzung des Grundwassers gefährden die Existenz der mitunter nur wenige Meter über den Meeresspiegel liegenden Inseln und Atolle. "Wir können nicht sitzen bleiben und warten, bis eine große Welle unser Land heimsucht. Wir müssen jetzt über den Klimawandel reden", sagt Fei Tevi aus Fidschi.

Großer Aktionstag gegen Kohle: Für den heutigen Samstag haben Umwelt- und Entwicklungsorganisationen zu Demonstrationen gegen neue Kohlekraftwerke aufgerufen. An den geplanten Standorten Jänschwalde bei Cottbus und Staudinger bei Hanau werden insgesamt 6.000 TeilnehmerInnen erwartet. Als RednerInnen bei den Kundgebungen mit dabei sind heute auch Menschen aus Bolivien, Indien, Kirgisien, Tansania und den Fidschi-Inseln - Länder, die vom Klimawandel besonders betroffen sind. In einer Serie, die heute endet, stellt die taz einige von ihnen vor.

Mehr Infos zu den Demonstrationen: www.die-klima-allianz.de

Der 38-Jährige ging in der Schweiz zur Schule und studierte in den USA und Frankreich Politik- und Wirtschaftswissenschaften. Als Generalsekretär des Pazifischen Kirchenrates weiß Tevi um die Dringlichkeit des Problems: "Klimawandel ist im Südpazifik keine Theorie: Die Veränderungen finden hier bereits statt."

Zu Fidschi gehören 332 Inseln und Atolle, davon sind 110 bewohnt. Die Inselgruppe im Südpazifik kann sich kein Zögern in Sachen Klimaschutz leisten. In den letzten 100 Jahren ist der Meeresspiegel bereits um 17 Zentimeter gestiegen - laut aktuellem Bericht des UN-Weltklimarats wird bis Ende des Jahrhunderts ein weiterer Anstieg um etwa 60 Zentimeter erwartet.

Zentimeter, die aus der Ferne nicht besonders bedrohlich erscheinen mögen, aber für die Menschen in Fidschi weit reichende Konsequenzen haben: 90 Prozent der Ortschaften liegen direkt am Meer, mehr als die Hälfte der rund 850.000 Bewohner lebt in einer etwa 60 Kilometer breiten Küstenzone.

Zunehmende Starkregenfälle und immer heftigere Stürme verursachen Überschwemmungen und Bodenerosionen. Umgeben von den Wassermassen des Pazifischen Ozeans gehen den Menschen durch Versalzung die Trinkwasserreserven aus. "Wir setzten uns für den Schutz der Mangroven und Korallenriffe ein, um die Intensität der hereinbrechenden Wellen abzuschwächen.

Auch unsere Häuser bauen wir heute anders, um Überschwemmungen und Sturmfluten besser überstehen können", berichtet Tevi von den Bemühungen eines Staates, der die Hälfte seiner Elektrizität aus Wasser- und Windkraft bezieht und nur einen Bruchteil der Kohlendioxidemissionen Deutschlands verursacht.

"Seit den frühen 90er-Jahren machen wir darauf aufmerksam, dass wir die Opfer des Klimawandels sind", sagt Tevi. Viele Einwohner der Inselstaaten Vanuatu, Tuvalu, Kantaret und Kiribati mussten seitdem bereits ins Landesinnere umsiedeln. Unbewohnte Inseln wurden vom Meer verschluckt. "Es wird immer mehr Umweltflüchtlinge geben, wenn jetzt nicht etwas passiert." Der Pazifische Kirchenrat bemüht sich deshalb um Migrationsmöglichkeiten.

Nach Deutschland ist Tevi gekommen, um den Kampf gegen neue Kohlekraftwerke zu unterstützen: "Jedes Kohlekraftwerk gefährdet unsere Existenz im Pazifik."

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