Boykott von Aral-Tankstellen: "Man sollte Konsequenzen ziehen"

Wer nicht mehr an den Aral-Tankstellen von BP tankt, kann die Unternehmenspolitik beeinflussen, meint der Oberbürgermeister von Tübingen, Boris Palmer.

"Wenn wir nicht mehr an den Aral-Tankstellen von BP tanken, können wir deren Unternehmenspolitik beeinflussen." Bild: ap

taz: Herr Palmer, Sie fordern zum Boykott des Ölkonzerns BP auf. Warum?

Boris Palmer: Wenn wir nicht mehr an den Aral-Tankstellen von BP tanken, können wir deren Unternehmenspolitik beeinflussen. Wir stellen eine direkte ökonomische Verbindung zwischen dem Konzern und dem Problem im Golf von Mexiko her: Je schneller BP es löst, desto eher gibt es auch wieder Geld.

Haben Sie die Idee zusammen mit dem BP-Konkurrenten Shell entwickelt?

38, ehemaliger Abgeordneter des baden-württembergischen Landtags, ist seit 2006 Oberbürgermeister von Tübingen. Den CO2-Ausstoß in seiner Stadt will der grüne Realo bis 2020 um 70 Prozent senken. Sein Dienst-Elektrofahrrad fährt ohne Öl.

Die haben auch Öl am Stecken. Aber die Sicherheitsvorkehrungen von BP bei der Tiefseebohrung im Golf von Mexiko haben in keiner Weise ausgereicht. Und seither wird vor allem verharmlost. Den BP-Chef würde sogar Barack Obama feuern. Da sollte man als Kunde Konsequenzen ziehen.

Wenn die Fischer entschädigt und die Küsten gesäubert sind, geht alles weiter wie bisher?

Nein, eben nicht. Die Ölkonzerne werden durch einen wirkungsvollen Boykott lernen, dass solche Desaster ihre eigene Existenz bedrohen. Sie sollen sich fragen, ob sie die ökologischen und - aus ihrer Sicht: vor allem - die ökonomischen Risiken bei Tiefseebohrungen beherrschen. Wenn nicht, müssen sie sie einstellen.

Die größten Ölvorkommen liegen in der Tiefsee. Wenn die Firmen da nicht randürfen, können sie ihre Arbeit mittelfristig ganz einstellen.

Mittelfristig müssen alle Ölkonzerne ihr Geschäft einstellen. In die Tiefsee muss man aber derzeit nicht wegen der Geologie, sondern wegen der Politik. Auf der Arabischen Halbinsel gibt es Öl in ökologisch weniger sensiblen Gebieten, nur kommen die Konzerne da nicht dran. Für den Klimaschutz ist es sowieso besser, wir lassen teure und riskante Bohrungen bleiben.

Und das alles soll ein Boykott leisten?

Der Boykott von Shell vor 15 Jahren hat doch gezeigt, dass es geht. Die Brent Spar wurde nicht versenkt - und schließlich ein generelles Verbot erlassen, Öltanks im Meer zu entsorgen. Es ist ein Signal an alle Konzerne: Entweder, ihr verzichtet ganz, oder ihr wisst, wie gefährlich euer Treiben für die Natur und euren eigenen Geldbeutel ist. Das ist die Sprache, die die Konzerne verstehen.

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