Kampagne fürs Radfahren: Null CO2 auf Kurzstrecken

Das Bundesumweltministerium investiert vier Millionen Euro, um Autofahrer zum Radeln zu überreden. Kurzstrecken, die die Hälfte aller Fahrten ausmachen, bieten sich besonders an.

Die Hälfte aller Autofahrten sind unter sechs Kilometer und somit radtauglich. Bild: dpa

BERLIN taz | Fahrrad oder Auto? Für manche stellt sich die Frage jeden Morgen neu - und wenn es kalt, glatt oder nass ist, werden die Kinder eben schnell mit dem Auto zur Kita oder Schule gebracht, auch wenn diese nur wenige Kilometer entfernt sind. Rund die Hälfte aller Autofahrten in Deutschland sind Kurzstreckenfahrten unter sechs Kilometer. Würden Autobesitzer darauf häufiger verzichten, ließe sich der Ausstoß des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid (CO2) deutlich senken. Grund für das Bundesumweltministerium, mit einer Werbekampagne in ausgewählten Städten Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen.

"Kopf an: Motor aus. Für null CO2 auf Kurzstrecken", heißt die Kampagne, die im vergangenen Jahr in Bamberg, Dortmund, Halle (Saale) und Karlsruhe zu erleben war. Schlagzeilen auf Großflächenplakaten waren dabei zum Beispiel: "Liebe Eltern, für Kurzstrecken gibt es ne 6", "Ts,ts,ts, mit dem Auto zum Bio-Laden…" oder "Besser, Sie nehmen ab als die Eisberge. Fahren Sie Rad". In diesem Jahr sind Berlin, Braunschweig, Freiburg, Kiel und Herzogenaurach dran, die eine Jury aus 55 Bewerberstädten ausgewählt hat.

Der Vorteil für die Städte: Sie bekommen die Kampagne vom Bundesumweltministerium geschenkt und können damit vielleicht den Anteil des nichtmotorisierten Verkehrs in ihren Kommunen erhöhen. Rund vier Millionen Euro kostet die Kampagne insgesamt in den beiden Jahren. Zum Vergleich: Mit diesem Geld könnte man nach Angaben des Grünen-Verkehrsexperten Michael Cramer rund 40 Kilometer Radwege bauen.

"Die Autoindustrie steckt jährlich etwa eine Milliarde Euro in Werbung", sagt Kampagnenleiter Michael Adler. Dem müsse man etwas entgegensetzen. Rad fahren und Zufußgehen müsse emotional und positiv besetzt werden. "Oft ist die Fahrrad-Infrastruktur schon gut ausgebaut, dennoch steigen viele nicht um." Eine Werbekampagne könne helfen, den inneren Schweinehund zu überwinden.

Die Kampagne war bislang ein Erfolg, ist sich Adler sicher. Dies habe eine repräsentative Bürgerbefragung ergeben, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa nach der Kampagne durchgeführt hat. Demnach gaben rund zehn Prozent aller Befragten an, zum Einkaufen nun häufiger zu Fuß zu gehen anstatt das Auto zu benutzen. Rund acht Prozent aller Befragten versicherten zudem, in der Freizeit nun häufiger zu Fuß zu gehen oder Rad zu fahren. Wege zur Arbeit werden aufgrund der Kampagne dagegen seltener verlagert.

Unbekannt ist aber, ob eine mögliche Verhaltensänderung von Dauer ist. Die Befragten fordern bessere Bedingungen für Radfahrer und Fußgänger. Mehr als 60 Prozent sind der Meinung, dass es mehr und sicherere Rad- und Fußwege geben müsste. Zudem brauche es mehr Fahrradständer.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.